Plot zur Mai Con 2010
Ben dia, alle miteinander!
Wir befinden uns im Zeitalter des Chaos. Das Laran regiert die Domänen und das Zuchtprogramm läuft auf Hochtouren. Es geht das Gerücht um von einem Kind, in dem es mit sorgfältiger Planung und genauer Überwachung gelungen war, nicht eine Dona besonders stark zu gestalten, sondern das gleich über vier Gaben, alle gleich ausgewogen und stark, verfügen solle.
Als wenn das noch nicht unglaublich genug wäre, so soll dies auch noch in einem unautorisierten, verborgenem Turm geschehen sein. Zum Schutz dieses Kindes…
Und auch wenn dieses Kind nur von wenigen gesehen wurde, von jenen Laranzu‘in, die es großziehen und den übrigen Turmmitgliedern, so gibt es wohl eine undichte Stelle im Sicherheitsnetz.
Einer des Turmes hatte das Kind verraten.
IT: Tùr Shùil
Jahrzehntelang schon besteht dieser kleine Kreis, deine Heimat. Jeder einzelne ist dir vertraut und vertraut dir. Es ist selten, dass ein neuer hinzukommt.
Nicht nur, weil der Turm, wie ihr ihn selber nennt, obwohl es nur ein Haus ist, in dem ihr arbeitet, abgelegen liegt, sondern auch, weil Geheimhaltung euer aller Leben garantiert.
Und noch wichtiger: Das Leben des Kindes!
Der Kleine hatte die kritische Phase noch vor sich, der Punkt, wo die Schwellenkrankheit ihn heimsuchen würde, wo alle Gaben -die Donas der Familien Hastur, Rockraven, Alton und Aillard- erwachen würden, aber trotzdem… es war gelungen!
Die junge Frau, die nun anstelle ihres Onkels die Stelle der Tenerésteis ausfüllte, war selber mit der Aillardgabe gesegnet und gab sich zuversichtlich, dass der Kleine überleben würde.
Wieder einmal lässt du deine Gedanken kreisen, denkst über deine Familie – denn das sind die Turmmitglieder für dich – nach. Du weißt nicht genau, wann dieses spezielle Zuchtprogramm gestartet wurde, aber es musste wohl Generationen vor Varzil dem Guten gewesen sein.
Du lächelst in dich hinein. Varzil versucht gerade das zu ermöglichen, was unsere junge Tenerésteis gerade beweist. Dass eine Frau durchaus die Stärke zum Bewahrer hat…. Aber wenn Danilo nicht so plötzlich verstorben wäre, dann wäre es nicht nötig gewesen…
Und deine Gedanken werden bitter, als du dich erinnerst. An jene Nacht, wo er alleine in den Relais arbeitete, suchte, seinen Geist aussandte um Ausschau zu halten.
Wonach wusste nur der Bewahrer alleine und obwohl er sein Ende mit uns teilte und alles, was er innerhalb Sekundenbruchteilen an Wissen weitergeben konnte an Kendra sandte… das hat er nicht preisgegeben.
Und dann stand die Oberwelt auf einmal in Flammen… schaudernd reißt du deine Gedanken davon fort, konzentrierst dich auf Naheliegendes.
Das Kind. Immer wieder unser aller Ziel. Lächelnd beobachtest du, wie Ellemir auf den Hof zugeht, an der einen Hand ihren kleinen Jungen, in der anderen einen Korb mit frühen Blumen.
Tùr Shùil… Turm der Hoffnung. Ja, der Name wurde damals, vor Äonen oder so, gut gewählt.
IT: Dalereuth
Cathal, Bewahrer des 1. Kreises zu Dalereuth und der unumstrittene Herr des Turmes, stand alleine in den Relaisstationen und dachte nach.
Über das, was er getan hatte. Nicht nur über die Ereignisse dieses Tages, wo er über die Relaisstationen mit Thendara gesprochen hatte, sein Anliegen vor die Comyn gebracht hatte.
Seine Entdeckung der Welt offen gelegt hatte.
Ein grimmiges Lächeln umspielte seine Züge, als er die Szene Revue passieren ließ.
Er hatte, mithilfe seines 1. Kreises, eine Projektion seiner Selbst in den Comyn-Turm Thendaras geschickt. Dorthin zu reisen, hätte Zeit verschwendet, Zeit, die sie nicht hatten.
Und doch wünschte er in dieser Sache die Unterstützung der Domänen.
Vor einigen Tage war er ebenfalls alleine in den Relaisstationen gewesen. Ein dummer Zufall, eigentlich. Müßig beobachtete er die Schirme, als er ein ihm unbekanntes Gedankenmuster auffing.
‘Seltsam’ hatte er bei sich gedacht. ‘Das Muster eines Bewahrers, den ich nicht kenne?’
Er hatte die Signatur näher betrachtet, sie verfolgt bis zu ihrem Ursprung und festgestellt, das der Fremde an einem nicht registriertem Matrixschild arbeitete, zusammen mit jemandem durch die Relais!
Es hatte alles, was Cathal an Selbstbeherrschung aufbringen konnte, gebraucht, um ruhig zu bleiben, seine Anwesenheit zu verschleiern und zu beobachten. Sachte folgte er der Relaisverbindung zwischen den beiden Laranzu’in und wurde für seine Geduld belohnt.
Der andere, ein Mechaniker aus Neskaya, hielt seine Gedanken nicht so sorgfältig verborgen, verließ sich wahrscheinlich auf den Überwachereid und den unbekannten Tenereistu.
„Sag, wie geht es dem Jungen? Läuft das Projekt wie erhofft?“ … „Natürlich ist er noch zu klein, als dass die Donas aktiv werden könnten. Aber sie müssten sich doch latent bereits verifizieren lassen?“ … „Alle vier Gaben gleichermaßen? Das ist wirklich unglaublich, lieber Freund!“ … „Tut mir leid, ich wollte dein Geheimnis nicht gefährden. Aber die Verbindung sollte sicher sein…“
„Jemand hat uns gehört.“ war die erste Antwort, die er von dem Unbekannten hörte und Cathal löste sich aus den Schirmen.
„Das darf ja wohl nicht wahr sein!“ füllte Cathals Schrei kurz darauf die Stille von Dalereuths Relaisstation.
„Ein unregistrierter Schirm, ein nicht genehmigtes Zuchtprogramm!?“ tobte er. „Was erlauben die sich?!“
In seinem Zorn fegte er den Stuhl, auf dem gesessen hatte, beiseite, stürzte zum Fenster. Heftig atmend stützte er beide Hände auf das Fensterbrett und seine blauen Augen starrten brennend in die Nacht hinaus. „Ich werde deinen Turm finden, Danilo. Das bedeutet Krieg.“
Er tauchte aus seinen Erinnerungen wieder auf, wanderte wieder zum Fensterbrett und stützte sich in einer unbewussten Wiederholung seiner Haltung darauf ab. Cathals Lächeln wurde wilder. „Oh ja… Krieg wird es geben. Die Comyn haben zugestimmt.“
Auch wenn er den versammelten Comi’in nicht alles berichtet hatte, was er gesehen und getan hatte, sie hatten Dalereuth – ohnehin als kriegslüstern verschrien wegen der Haftfeuerproduktion – freie Bahn für eine Offensive gegeben. Das dunkle Glas des Fensters warf sein Spiegelbild zurück und er murmelte leise: „Wahrscheinlich war es die Wahl deines Nachfolgers, Danilo, die sie so schnell auf meine Seite brachte. Deine Nichte Kendra mit hinein zu ziehen…“
Cathal schüttelte den Kopf über soviel Dummheit und Naivität und wandte sich dann ab.
Er musste ein Heer aufstellen.