Plot zur Frühjahres Con 2006
Leider lässt sich für den Kriegsplot von Lützensömmern keine Ausschreibung mehr finden.
Die Situation stellte sich wie folgt dar: Es sogen in den Krieg: Aldaran unter Rakhaila Aldaran, die Storns und Asturias (bzw. Greenscarp)
gegen Hastur (von Carcosa), Alton, Ardais, Castamir.
Wer sonst noch mit dabei war auf den jeweiligen Seiten, läßt sich nach über einer Dekade nicht mehr nachvollziehen.
April Con 2006 - Berichte
Hier findet ihr die Berichte der Cons, die damals im alten Kristallsaal gepostet wurden und zum Glück auch auf der Conpage festgehalten wurden.
Pro Hastur
di Asturien
Yarid und Coryn
Botenvogel
Asturias
Rakhailas Fluch
Eh ein Hintern und ein Kopf
Pro Hastur
*Depesche aus dem Feldlager der Alton an*
Dom Jerome Hastur
Werter Verwandter, mir wurde soeben von der Euch
zugefügten Schmach Eurer Entführung berichtet.
Über eine solch bodenlose Infamie bin ich derart
erbost, das ich sogleich die notwendige Maßnahmen
in die Wege geleitet habe.
Denn auf einen derartigen Affront kann es nur eine
Antwort geben und zwar den Ruf zu den Waffen.
Ich habe bereits begonnen, meine Truppen zu
sammeln und ebenfalls neue ausheben zum lassen.
Auf meine Hilfe und den Beistand meiner Männer
könnt Ihr im bevorstehenden Konflikt zählen.
Zur Koordination unserer Streitkräfte und zum
Austausch der Meinungen und Taktiken schlage ich
vor uns mit unseren weiteren Verbündeten bald
möglichst zu einem Kriegsrat zusammen zu finden,
um den elenden Frevlern die Stirn zu bieten, ehe sie
noch weitere Schaden anrichten.
Meine freundschaftlichsten Grüße und auf das Eure
Feinde sich baldmöglichst im Staub zu Euren Füßen
wiederfinden mögen,
Euer,
Dom Esteban Alton.
Verehrter Verwandter Esteban Alton,
mit Wohlwollen erkenne ich, dass wir einvernehmlich
auf diesen Affront seitens der Nachkommen Aldaran
und deren Anhängern reagierten.
Ebenfalls bin ich hoch erfreut, dass Ihr Eure Truppen
bereits zu den Waffen gerufen habt und mir Eure Loyalität
in diesem Konflikt zukommen lasst.
Seid bereits im Voraus hierfür bedankt.
Ich war eine lange Zeit gewillt, den schwer errungenen Frieden zwischen
den Domänen zu erhalten, doch eine solch schmachvolle und von
wenig Ehrgefühl zeugende Tat lässt nur eine Konsequenz zu.
Meine Truppen stehen bereits marschbereit und Zugeständnisse
diverser Türme wurden mit ebenso versichert.
Ein Kriegsrat wird einberufen, dies zieht auch bereits
erste Schritte der Vorbereitung nach sich.
Jedoch möchte ich aus Sicherheitsgründen
in diesem Schreiben auf jedwede Zeit- oder Ortsangaben
verzichten.
Ich werde Euch auf anderen Wegen alle nötigen Informationen
zukommen lassen.
Seid Euch meiner Freundschaft auch in Zukunft sicher
und mögen die Götter geben, dass unsere Gegner den Tag
verfluchen, an dem sie Dünkel gegen Hastur und seine
Verbündete geplant haben.
Euer
Jerome Hastur von Carcosa
Lord Carcosa
*Brief von Jocasta Hastur von Elhalyn y Aillard
per Kurier an Jerome Hastur von Carcosa*
Jerome, mein lieber Verwandter,
mit Verwundern hörte ich die Geschichte Deiner Entführung. Ich habe ja schon immer gesagt, daß Du viel zu vertrauensseelig bist. Wie kannst Du Dich nur mit diesem Aldarangesindel abgeben? Daß sie Dir solch eine Schmach antun müssen...
Wie mir meine Laranzuin mitteilen, haben sie über ihre Kundschaftervögel große Heerhaufen umherziehen sehen - Aldaran-Leute - und einige sind auch auf dem Weg in Richtung unserer Grenze. Aus diesem Grund kann ich Dich leider nicht mit einer großen Truppe unterstützen wie ich es gerne täte sondern muß unsere eigenen Grenzen gegen die Feinde besetzt halten.
Ich werde es mir aber nicht nehmen lassen, mit einer kleinen schlagkräftigen Truppe aus Palastwachen und Laranzuin zu Euch zu stoßen, um Euch bei diesem Kriegszug zu unterstützen.
Mein Hauslaranzu hält mich über die Truppenbewegungen auf dem laufenden und verlaßt Euch darauf, ich werde zur rechten Zeit zur Stelle sein, auch wenn die Wege zunehmend unsicher werden. Da wir schnell unterwegs sein müssen hoffe ich, daß Du uns ein standesgemäßes Quartier zur Verfügung stellen kannst, der Transport meiner üblichen Zeltstadt würde uns zu lange aufhalten.
Bis dahin verbleibe ich mit
verwandtschaftlichen Grüßen
Jocasta Hastur von Elhalyn y Aillard
Di Astuirien
Wer nach den Geschehnissen des letzten Plotts noch fragen muss, zu welcher Seite es uns di Asturiens verschlagen hat, der hat eindeutig gepennt
Di Asturien ist durch Familienbande und durch das Wort Corran di Asturiens, Lord von GreenScarp, Aldaran verpflichtet!
Wir ziehen an der Seite Aldarans und Storn gegen Hastur und seine Verbündete in den Krieg!
gez.
Corran di Asturien, Lord von GreenScarp
An ihre Ladyschaft, Rakhaila Aldaran von Aldaran,
die Gebrüder Storn und alle anderen Berglords, die sich der Befreiung des Lords von Aldaran angeschlossen haben.
Wir, ihre königliche Majestät, Caleb Cyril di Asturien geben hiermit bekannt, das sich der getreue Lehnsmann und Verwandte, Corran di Asturien samt seiner Frau, Aliciane Aldaran und einiger Getreuer bereits auf dem Wege befindet, dem von ihm gegebenen und von Ihrer Majestät abgesegneten Versprechen nachzukommen.
Für die Dauer des Krieges gegen die Tiefland-Usurpatoren wird er als Heerführer Asturiens unsere Truppen befehligen und nach Kräften dazu beitragen, das sein Schwager Joric, Lord Aldaran, aus der Kerkerhaft befreit und Hastur für diesen Frevel bestraft wird.
Er wird in allen Belangen im Namen des Königs Asturiens und seiner Wünsche handeln.
Weiterhin erhält er die Erlaubnis auch gegen jeden anderen Fürsten zu ziehen, der sich auf die Seite derer von Hastur geschlagen hat.
In unseren Augen ist die weitere Landnahme derer von Hastur nicht länger zu dulden, ebensowenig wie die Inhaftierung eigenständiger Lords. Ländereien auf diese Weise schwach und widerstandslos zu machen ist in unseren Augen nur der Beginn einer Machtergreifung, doch die freien Königreiche, Fürstentümer und Lordschaften werden sich nicht länger unterdrücken lassen.
So verpflichten Wir Uns also, euch in eurem Kampfe beizustehen und hoffen auf ein rasches Gelingen.
Der Herr des Lichts beleuchte Unseren Weg, und Avarra gewähre Uns ihre Gnade.
Ihre Majestät,
König Caleb di Asturien,
Herrscher über Asturiens Lordschaften: Asturias, GreenScarp, High Fens und Arryn.
Yarid und Coryn
Die kleine Gruppe hatte die Genzen DiAsturiens hinter sich gelassen und hatte damit wieder etwas mehr Ruhe, auch wenn Yarid leicht reizbar und in sich zurückgezogen blieb.
Yarid hatte sich Geoffreys Wunsch gebeugt, was das Reiseziel betraf, auch wenn Gwennis sehr deutlich machte, daß sie nichts davon hielt in Richtung der Trockenstädte zu reisen. Es ist nicht so, als wenn sie laut geworden wäre oder einem der beiden Männer Vorwürfe gemacht hätte, es war eher so, daß es Yarid schien, als wenn sie vor Angst mit den Tränen ringen würde. so zerbrechlich... warum habe ich nicht darauf bestanden, daß sie zurückbleibt? Eigentlich ging es ihr in der Taverne doch gut...
Seufzend richtet er seinen Blick wieder auf die nahen Lichter, die die Dämmerung durchdringen. Mir ging es an Corrans Hof auch gut... manchmal machen Menschen einfach Dinge, die absolut keinen Sinn ergeben! Hoffentlich findet mein Onkel mich auch diese Nacht nicht...
Die Drei erreichten das Gasthaus eine halbe Stunde nach Einbruch der Dunkelheit und mieteten sich in ein Zimmer ein. Als der Wirt Andeutungen machte, ob der junge Mann wohl ein Barde sei, winkte Yarid nur müde ab. "Ich bin ein Spielmann, ja. Aber auch ein sehr müder, und ein sehr hungriger. Ich werde später spielen, aber vielleicht auch erst morgen. Im Moment sollte es Euch genügen, daß wir die Münze haben um die Zeche zu bezahlen." Er nickt ihm noch kurz zu und schließt dann die Tür.
Ohne großartig auf Geoffrey und Gwennis zu achten schlüpft er aus den Stiefeln und seinem Reisemantel, nimmt dann die Harfe auf, setzt sich aufs Bett und stimmt sie. Als er zufrieden mit seiner Arbeit ist beginnt er zu spielen, versucht wieder Alâyra zu erreichen, die sich seit dem Fiasko vor einigen Tagen nicht mehr erreichen läßt.
ich muß mich ihr erklären. ich muß sie einfach finden... und zwar ohne, daß Coryn mich findet... vorsichtig entsendet er seinen Geist in die Graue Ebene.
Coryn Ardais las im Schein einer einzelnen Kerze. Er wusste sehr gut, daß man sich auf diese Art bald die Augen verdorben hatte, aber für mehr Licht fehlte ihm die helle Stimmung. Schatten waren es die er spürte, dunkel und finster dräuten sie am Horizont, und würden, wie die Winterstürme über die Hellers schon bald näher gekommen sein...
Warum kam so selten etwas Gutes mit den Botenvögeln von des Hasturs Land?
Er starrte in die flackernde Flamme des Feuers... Es würde Krieg geben. Kein Weg führte nun mehr daran vorbei, und das, was sein Lebenlang ein Teil seines Werks gewesen war, zerbrach nun vor seinen Augen.
Er hatte seine Ehre umsonst verpfändet, nun würde er sie nie wieder auslösen können...
Aber Aufgabe war die Waffe eines Feiglings, und auch, wenn er sich von der eigenen Schuld nie wieder reinwaschen konnte, er musste den Schaden begrenzen. Er griff zum Wein, nahm einen tiefen Schluck und las abermals den kurzen Bericht aus Carcosas spitzer Feder. Seine Zunge musste ebenso spitz gewesen sein... er hätte sich rausreden sollen. Aber geschehen war geschehen.
Coryn spürte die Schuld, dachte an den jungen Lord Ardais, der gerade begann fußzufassen und für dessen Stärke er einen so langen und entbehrungsreichen Weg gegangen war... ein Neffe der zum Opfer werden würde. Ein weiterer... der es bereits war.
Was also galt es zu tun. Begrenze den Schaden, hörte er eine Stimme in seinem Innern. Sorge für Ardais, das Volk, die Familie... ein einzelnes Leben kann nie so schwer wiegen, wie das von vielen... So hatte sein Großvater gedacht, so hatte es sein Vater getan. Sein Bruder, Gileys nun schon lange zu Grabe getragener, Vater hatte es nicht getan, und damit Ardais beinahe in den entgültigen Ruin getrieben. Schon immer war man schwächer gewesen als Aldaran... und wenn er jetzt nicht handelte würde man sie verspeisen.
"Schlimm nur, daß man nicht in Frieden leben kann, wenn der Nachbar es nicht will...", rezitierte er halblaut vor sich hin.
Er wusste bereits was er tun musste. Er wusste es, seit er den Brief vor ein paar Stunden zum ersten Mal in Händen gehalten hatte.
Coryn Ardais, der ehemalige Regent der Domäne und nun der Berater des jungen Lords, griff nach dem kleinen Beute an seiner Brust, entblößte den Kristall darin und sah ihn einen Moment an. Lang her, das dieses winzige Ding sein einziger Lebensinhalt gewesen war. Heute gab es Frau und Kinder, Familie... und ein ganzes Volk, um das er sich sorgen musste.
Er bließ die Kerze aus und konzentrierte sich auf den pulsierenden Stein, das Bild eines jungen Mannes vor Augen, dem man schon ansah aus welchem Hause er stammte...
Er würde ihn finden müssen...
Yarid? Die Grauen Ebenen waren lang und weitläufig, und mit den wenigen Markierungen die als feste Orte hier oben zu finden waren, würde er kaum den Barden finden... dieser trieb sich gewiss nicht an einem Turm herum... Coryn produzierte ein stärkeres Bild der Person, solang, bis es sich wie ein durchscheinendes Objekt an seiner Seite in den grauen weiten der Oberwelt wiederfand... und dann sandte er es Kraft seiner Gedanken aus, den Besitzer eben jenes Bildes zu finden...
Yarid Ruyven... Verwandter... wo steckst du?
leise drang ein Klang an sein Ohr, eine Stimme, die seinen Namen rief... aber das war nicht Alâyra... Coryn wußte schon, daß er hier war... woher wußte er das nur? Bin ich schon so lange in der grauen Ebene gewesen, ohne es zu merken? Und was sollte er jetzt tun? Fliehen?
Mit einem tiefen Atemzug festigt sich Yarid, nimmt selber mehr Gestalt an und läßt seinen Mantel fallen.
Ich bin hier, Onkel. Langsam nähert er sich ihm, folgt dem Ruf.
Hier... Es war immer etwas eigenartig, wenn man sein Ziel gefunden hatte. Als ströme man selbst aus und finde den Punkt zu dem man gerufen wurde, dadurch, das man selbst ein Teil der grauen Nebel wurde. Auch wenn es nur der Geist war. Dieses Mal nahm Coryn es sehr bewusst war, denn er tat es nur bedingt freiwillig. Ein feiger Anteil seiner selbst wäre lieber in die gegenteilige Richtung entschwunden.
Ich bin hier... So war es dann letztlich doch. Er sah ihn erst wie einen weiteren Schattenriss, dann trieben die Nebel fort...
Er lächelte, als er Yarid erkannte, aber es war kein Glück in dieser Miene. Eher ein Reflex, den man auch einem scheuen Tier entgegenbrachte. Warst du auf der Suche nach deiner Dame? Glaubst du, sie könne dich schützen? Coryns Worte waren grimmig, doch sein Gesicht passte nicht dazu. Auf ihm spiegelte sich ebensoviel Schmerz wie er in Yarids sah... aber manche Dinge lassen sich nicht zurücknehmen.
Unwillkürlich zuckt der Barde zusammen, sein durchscheinendes Gesicht wirkt etwas blasser.
Lass sie aus dem Spiel, Onkel!, die Worte kommen schnell über seine Geisterlippen, aber sofort senkt er betreten den Kopf.
warum fühle ich mich jedesmal, als wäre ich erst 10 Jahre alt, wenn er mich so ansieht? Es war schließlich meine Wahl, mich ihm zu stellen...
Kontrolliert hebt er wieder den Blick, begegnet Coryns Blick.
Du weißt sehr wohl, daß ich mich nicht hinter Frauen verstecke. , entgegnet er mit geschult fester Stimme, auch wenn seine Augen bei weitem nicht so fest blicken.
Warum konnte er uns nicht einfach in Ruhe lassen? Wenn er mich nicht täuscht, dann hat er jetzt wie damals genauso wenig Freude an dem, was er tut, wie ich... und doch, er läßt mir keine Wahl... ein Nedestro hat niemals eine Wahl...
Scheint, dir ist nicht nach Scherzen... gut, mir auch nicht!
Coryn verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete den jungen Mann vor sich. Es war seltsam, aber hier oben trug er noch immer die blaue Robe des Turmtechnikers. Selbst all die Jahre hatten daran nichts geändert... nur war er kein Turmarmeiter mehr, er war auch nicht mehr Regent. Nur ein Mann, der einen waghalsigen Versuch unternommen hatte einen Krieg zu verhindern... Daran war er gescheitert... und nun würde er weitere Opfer bringen müssen.
Du bist gescheitert, Yarid. Warum? War es nicht auch in deinem Sinne die Stronschen Pläne zu durchkreuzen?
Es war in meinem Sinne den Krieg zu verhindern, Onkel. Und das habe ich bis zum Ende versucht, auch wenn ich meine Mittel ändern mußte. Yarids Stimme zittert leicht, als er sich an Corrans Worte erinnert. An die Verbannung. Daran, den Namen seines Onkels nur gegenüber Jerome Hasturs bekannt gegeben zu haben. Ich habe alle Konsequenzen auf mich genommen, habe dich nicht mit hineingezogen. Und wofür? Eine alte, hilflose Wut steigt in ihm empor. Dafür, daß mich auch weiterhin nur die Verachtung meiner Familie erwartet!
Er holt leise Atem, beruhigt sich wieder. Ich hoffe, ihr könnt die Konsequenzen meines Versagens gering halten? seltsam von sich selbst entfernt blickt er Coryn an.
Deswegen bin ich hier... Coryn glaubte den Konflikt in Yarid fast spüren zu können, doch dieses Talent seiner Mutter war bei ihm nicht ausgeprägt genug. Es würde auch nicht helfen, und selbst das bißchen Not, das er auffing, stieß er von sich. Er musste an Giley denken und daran, daß eine ganze Domäne auf dem Spiel stand. Er durfte Gefühle jetzt nicht an sich heranlassen.
Du hättest nicht gestehen sollen, Yarid. Alles nur das nicht... besser du wärest geflohen, hättest dich in dein Schwert gestürzt. Aber mir kam zu Ohren, daß du die Verbindung zu Ardais nicht verbergen konntest... warum nicht? Warum posauntest du es hinaus. Du kannst es doch sonst recht gut... Dachtest du sie würden dir verzeihen? Herr des Lichts, Junge. Es sind Asturiens bei denen du weiltest. Männer, denen ihre Ehre mehr wert ist als ihr Leben. Warst du nicht lang genug bei ihnen um zu wissen aus welchem Holz sie geschnitzt sind? ... Was glaubst du wie lang wird Rakhaila Aldaran brauchen um zu wissen von welchem Onkel du sprachst? Sie ist eine junge Frau, aber nicht blöd...
Eben weil die DiAsturien Männer der Ehre sind, Onkel. Yarid schüttelt traurig den Kopf. und ich kann wohl nicht erwarten das du das verstehst... aber in dem Moment, wo Corran dazu stand, sein Volk um der Ehre willen in einen Krieg zu führen, den er wegen uns beiden aufgezwungen bekommen hat... nein, Onkel, da konnte ich einfach nicht mehr schweigen.
der Barde stößt ein kurzes, bitteres Lachen aus. und soll ich dir noch etwas sagen, Onkel? Dom Corran hat recht. Ein ehrloses Leben ist wertlos. Und deine Verbündeten halten Yorick Aldaran jetzt seid einer Ewigkeit fest. Und warum? Weil er Giley "ausgeliehen" hat! Er hat ihn sogar unversehrt zurückgebracht! mit einem zuckersüßen Lächeln fügt er leise hinzu: Sag mir, Onkel, erwartet unsere werte Lilia bereits ein Kind?
Coryns Gesicht verzog sich, voll unterdrückter Wut. Yarids Worte waren Salz in Wunden, die längst hatten heilen sollen.
Nein, noch nicht... aber du weisst so gut wie jeder andere, dieser Bund galt nicht nur den Kindern. Kinder die einmal erben können gibt es genug. Seine eigenen, die seines Bruders, und selbst Giley war noch jung genug um eines Tages Vater zu sein... ob Lilia das Kind austrug oder einer andere Frau.
Lilia war der Bund zum engültigen Frieden mit den Tieflanden, doch ist es der Agressor aus den Bergen der uns nun kümmern muss, unsere Loyalität ist an die von Hastur gebunden, oder willst du das wir eidbrüchig werden? Nein, nicht solang mein Wort noch ein wenig Gewicht hat, nicht wieder. Zuerst kommt Ardais, dann ein jeder von uns...
Coryn stockte im Schwall der tosenden Gedanken, der Flüche, die er nur allzugern ausgestoßen hätte.
Angesichts dessen was durch dein Handeln geschehen ist habe ich keine andere Wahl... Wir beide müssen für die Tat büßen, die den Frieden bringen sollte. Unser Versagen... du hättest dir die Loyalität di Asturiens sichern sollen anstatt sie zu verspielen... denn von nun an, wirst du allein sein. Ardais hat keine Wahl andere Wahl. Es gab einen Grund warum ich der Bote war, warum du es ausführen musstest. Lord Ardais weiß nichts von alledem... und so wird es bleiben. Ardais trifft keine Schuld. Coryn und Yarid werden sie tragen, und damit den Schaden begrenzen auf das Ardais zu unrecht beschuldigt wird und mit Fug und Recht gegen den Agressor aus dem Norden in die Schlacht zieht... unschuldig, verleumned... aber mit voller Stärke!
Yarid spürt eiskalte Wut in sich aufsteigen. Oh ja, ich bin gespannt wie Coryn die Schuld zu tragen gedenkt! Erklär es mir, Onkel; wirst du mit mir in die Verbannung ziehen, als Vogelfreier?
Coryn spürte die Wut Yarids, er fand sie sogar zu einem Teil berechtigt, schließlich war er es gewesen der den jungen Barden ausgesandt hatte... aber Yarid hatte beileibe nicht so geständig sein müssen. Niemand hatte ihn dazu gepresst alles zu verraten.
Das du in Asturien als Vogelfreier gilts ist nicht meine Schuld... und weder ich noch Ardais könnten daran etwas ändern. Dein persönliches Leid muss also dein eigenes bleiben. Was aber den Schaden für Ardais betrifft... Coryn zögerte noch einen Moment. Es war nicht leicht all dem Abzuschwören, was sein Leben nun so lange bestimmt hatte, und Elaine würde es sicherlich nicht gefallen.
Er läßt sich nur noch begrenzen, wenn alle Schuldigen sich ihre Fehler eingestehen. Ergo... werde ich meine Stellung zu Gileys Rechter aufgeben und ihm nicht länger zur Seite stehen. Mag sein es genügt nicht, mag sein auch daraus wird Aldaran uns später noch einen Strick drehen, aber vielleicht läßt sich das Übel so noch eindämmen, ehe es Ardais überspühlt... Ich werde mich von nun an aus allen offiziellen Taten heraushalten und mich mit Frau und Kindern auf mein Altenteil zurück ziehen. Irgendwo wird man ein Plätzchen für mich finden... Ardais Land war groß und manche Zipfel recht entlegen... es würde nicht leicht werden, aber er konnte seine eigene Familie wohl kaum im Stcih lassen. Er hatte für sie zu sorgen.
Als Vogelfreier kann ich nicht ziehen... ich muss an mehr denken! Und das nur, weil Yarid alles preisgegeben hatte. Warum nur? Für Coryn wohl eine Frage die sich nie beantworten würde... was hatte ihn dazu getrieben plötzlich so ehrhaft zu sein?
Yarid schnaubt verächtlich, als Coryn beginnt sich aus seiner Herausforderung herauszureden. Was hatte er auch anderes erwartet?
Er wollte schon zu einer Erwiderung ansetzen, als Coryn nach kurzem Zögern weiterspricht... und seine Worte nehmen Yarid -vorerst- den Wind aus den Segeln. Er will sich zurückziehen? Nicht länger am Spiel um die Macht teilhaben? Unglaublich...
Doch bei Coryns letzten Worten glaubt Yarid sich verhört zu haben.
Du mußt an mehr denken?, unwirsch tritt Yarid auf ihn zu, greift nach dem Aufschlag seiner Robe. Warum hast du nicht an die Folgen gedacht, bevor du mich mit dem Gift losschicktest? Aber ein Nedestro ist ja nur solange etwas wert, wie er der Familie dient! Und wenn der Hastur einfach alles erzählt hätte, dann wäre das eben mein Pech gewesen, nicht war? Ich hatte nur noch die eine Möglichkeit, lebend aus deiner Geschichte zu entkommen, und das war, indem ich an Corrans Ehrgefühl appelierte! Und ich bin eure Intrigen so satt! Du hast mein ganzes Leben damit ruiniert, Coryn, genauso wie mein elender Vater, der mich auf diesen Weg gebracht hat! angewiedert schaut der junge Mann sein Gegenüber an und läßt seine Hand sinken. Langsam geht er zwei Schritte zurück. Und wenn ich dich nie wieder sehe, wird das noch zu früh sein! er lacht bitter auf. Du mußt an mehr denken, hm? Dann denk daran, daß du mit diesem "Attentäter" eine zweischneidige Klinge geschaffen haben könntest...
Langsam weicht der junge Barde zurück und mit jedem Schritt verblasst er mehr, bis Coryn allein in der grauen Ebene zurück bleibt.
Botenvogel
Werter Lord Carcosa, lieber Verwandter.
Was war eigentlich nach der Schlacht in Euch gefahren, mit dem Ihr Euer Benehmen in meinem Hause rechtfertigen könnt? Mein Sohn war aufgrund der schwierigen Unterstützung Eurer Krieger unpässlich und beim Bankett nicht anwesend. So blieb es an mir, das Haus Alton, in dessen Halle seit ewigen Zeiten ein Waffenverbot herrscht, zu vertreten. Ihr jedoch missbrauchtet das Gastrecht und erlaubtet diesen wetterwendischen Lordlingen von Green Scarp und seinem Friedensmann, in diesem Raum die Schwerter zu tragen.
Ich fühlte mich gezwungen, ebenfalls Unpässlichkeit vorzutäuschen und mich, um mein Gesicht zu wahren, zurückzuziehen. Als Frau ist es mir nicht möglich, Euch, den Lord von Carcosa vor allen Leuten zu belehren. Ich für mein Teil, weiß mich zu benehmen. Um nichts in der Welt könnte ich in solch ein unmögliches Wutgeschrei ausbrechen, wie ihr es im Laufe der Festivitäten getan habt, wie mir zu Ohren kam. Außerdem vernahm ich, das Lord Ardais genötigt wurde, sich mit Dienstboten an einen Tisch zu setzen. Ist das wahr? Wie könnt ihr solches gutheißen, während Ihr Green Scarp an Eurem Tisch bittet?
Außerdem war es ein unmögliches Verhalten, Rakhaila Aldaran, eine starke, gestandene Frau mit diesem Jüngling von Delleray verheiraten zu wollen. Solch ein Unterfangen konnte nur schief gehen. Die Ehe mit dem Friedensmann eines Lords, dessen Fähnlein nach dem Winde weht, hat auch keine Zukunft. Wenn ihr Aldaran in den Händen unseres Bündnisses behalten wolltet, hätte ich Euch die Ehe mit einem Alton empfohlen. Estebans jüngerer Bruder, Leonard, ist wieder bei uns am Hof erschienen und hat unter dem Wahrheitszauber geschworen, zu uns zu stehen und nicht wieder solch ein unflätiges Verhalten an den Tag zu legen, wie er es vor vielen Jahren einmal tat. Das er kaum nennenswertes Laran hat, täte doch der Ehe keinen Abruch, es wäre nur von Vorteil gewesen.
Er jedenfalls ist ein gestandenes Mannbild und könnte mit einer Frau wie Rakhaila fertig werden.
Und warum war es nicht möglich, sich in erster Linie um meine geschätzte Freundin Domna Jacosta Elhalyn zu kümmern, die in den Händen ihrer Entführer schmachtete? Mit Hilfe einiger gedungener Krieger wäre es durchaus möglich gewesen, sie rasch und ohne Blutvergießen zu befreien. Lag es am Kupfer? Ist Eure Kriegskasse womöglich leer? Ein paar Worte unter vier Augen hätten auch dies Problem beiseite gewischt.
Ich erwarte von Euch eine schriftliche Entschuldigung an Lord Ardais für diesen Affront.
Euer unmögliches Verhalten während der Feierlichkeiten werdet Ihr auch nicht mit einem Blumensträußchen wieder gutmachen können.
Mit hochachtungsvollen verwandtschaftlichen Grüßen
Domna Ellinen Alton
Werte Verwandte Domna Alton,
vorneweg, ich werde mich für nichts und niemanden entschuldigen und schon gar nicht für mein Verhalten!
Ich weiß noch nicht einmal, warum ich mich überhaupt rechtfertigen sollte. Aber ich bin zu gut erzogen, um dieses Anschreiben schlicht zu ignorieren.
Als ich Euch bat, Corran di Asturien und seinem Friedensmann deren Schwerter innerhalb der Hallen zu gestatten, tat ich dies, weil die ehrenwerten Domyn mein Vertrauen genossen. Ich bürgte sogar für Dom Corran und seinen Mann. Wenn ihr mein Wort hättet in Frage stellen wollen, so hättet ihr das gerne tun können, es ist und war Euer Haus und Heim.
Aber ihr habt nichts dergleichen getan.
Zudem sich bereits andere Männer, Vasallen der Hasturs und derer von Aldaran - mit Schwertern in der Halle aufhielten und keiner etwas dagegen zu haben schien. Selbst ich trug noch meinen Dolch am Gürtel.
Was mein Auftreten auf der Hochzeit, die vorerst keine gewesen ist, angeht, so muss ich mein Verhalten Euch, einer Frau gegenüber, nicht rechtfertigen und werde das auch nicht tun.
Die Sitzordnung während des Banketts oblag Euch, werte Verwandte, nicht mir. Ich bin nur Gast auf Eurem Gut gewesen und musste mir selbst einen Platz suchen, da mir, Lord Carcosa, kein Sitzplatz zugewiesen wurde. Ich bat nicht Green Scarp an meinen Tisch. Corran di Asturien und seine Mannen saßen noch vor Hastur und seinen Getreuen an eben jenem, letztlich gemeinschaftlich genutzten Tisch. Somit trage ich wohl auch keine Schuld daran, wenn Lord Ardais sich am Tisch von Bediensteten aufhielt, sondern ihr selbst!
Nun zur Hochzeit!
Ihr hättet mir also die Ehe mit einem Alton empfohlen?
Ihr könnt mir getrost vertrauen, dass ich mir durchaus etwas bei meinen Handlungen zu denken pflege. Weiter gedenke ich auf diese Äußerung nicht ein zu gehen, denn den Göttern sei Dank, ich muss und werde seltenst den Empfehlungen einer Frau Gehör schenken.
Was die Geiselname unser verehrten Verwandten Jacosta Elhalyn angeht, so solltet ihr Euch, bevor ihr einen Hasturlord der Würdelosigkeit beschuldigt, einmal überlegen, dass ich bereits mein eigenes Leben nicht gegen die Freiheit Lord Aldarans eintauschte.
Und das hat mit Nichten etwas mit Kriegskassen zu tun.
Aber ich kann Euch beruhigen, werte Domna Alton, Hasturs Besitztümer sind groß und die Kassen gefüllt.
Letztlich sind alle Kriegsstreitigkeit beigelegt und nur aus diesem Grunde sehe ich davon ab, Euch für diesen Affront gegen meine Person und damit gegen die Ehre meiner Domäne zur Rechenschaft zu ziehen. Jedoch werde ich mich einmal mehr mit Eurem Sohn, dem Lord der Domäne Alton, unterhalten, so dass er weitere diskriminierende Angriffe Eurerseits unterbinden möge.
Hochachtungsvoll
Jerome Hastur von Carcosa
Lord Carcosa
Asturias
Offener Brief von König Caleb di Asturien von Asturias an seinen Vasallen Lord Corran di Asturien von GreenScarp:
Lieber Corran, mir angeschworener Bruder,
Die ersten Nachrichten die mich aus Alton erreichten waren ziemlich befremdlich, dachte ich doch, es dürfte ein leichtes sein, die Hasturs mit Hilfe so vieler Verbündeter in ihre Schranken zu verweisen. Dann aber kamen mir weitere Hintergründe zu Ohren und nun bin ich der festen Überzeugung, daß Du mit bestem Gewissen gehandelt hast und auf dem Dir so fremden Gebiet der Diplomatie doch noch erreicht hast, was unser Ziel war.
Einen sicheren Frieden für unsere Königreich und befriedete Domänen um sie herum.
Es wäre uns zwar lieber gewesen euch siegreich zu sehen, aber so wie sich die Sachlage darstellt, hatte der Herr von Carcosa wohl keinen Mumm mehr, euch weiter die Stirn zu bieten, als er Lord Aldaran freiließ, ohne auch nur einen Grund dafür zu haben.
Sein weiteres Handeln aber erscheint uns unangemessen und wie von einem Hastur von Hastur nicht anders zu erwarten. Dom Joric für seine Tochter, mag sie auch in Ungnade gefallen sein und sich von ihrer Jugend zu Torheiten verleitet haben lassen, einen Knaben als Gatten anzubieten hat mich zutiefst erzürnt, und du kannst dir sicher denken, was meine Gemahlin Arielle Delleray davon hielt, einen ihrer unmündigen Verwandten so übereilt in die Ehe zu geben. Sie hofft aber auch, das die Storns sich gut um den Knaben kümmern…
Auch wenn du dich ziemlich massiv mit deinem dicken Schädel über mich hinweg gesetzt hast, indem du mich nicht einmal fragtest, stimme ich in diesem Fall mit dir und deinem Handeln vollkommen überein: Diese Ehe hätte nichts weiter eingebracht als einen verfrühten Tod des Lords von Aldaran und die Einsetzung des Knaben als Marionette der Hastur.
Gut das du deswegen gleich gehandelt hast und nicht erst gewartet, bis das Kind in den Brunnen gefallen ist. Mir behagte der Gedanke gar nicht, von zwei Seiten durch übereifrige Hasturs bedroht zu sein.
Laß mich raten, die Lösung für all das war sicherlich nicht deine Idee, oder?
Ich glaube der Diplomat der dies vollbrachte, stand eher in deinem Rücken, die ganze Zeit und unermüdlich.
Sag dem Jungen meinen Dank und daß er sich eh schon längst seinen Rang als einer von unserem Blut verdient hat. Wir wissen die Tapferkeit eurer Entscheidung zu schätzen und sind uns sicher, daß die junge Rakhaila in Fionn einen Mann gefunden hat, der wie alle Asturiens, nur ihr Bestes im Sinn hat.
Aldarans Groll wird vergehen, wenn Fionn ein wenig Zeit hatte sich zu beweisen, dessen bin ich mir sicher.
(Arielle macht hier kleine Luftsprünge und jeder zweite Laut aus ihrem Mund ist ein „Hach!“, so sehr freut sie sich darüber das unser Fionn endlich über seinen Schatten gesprungen ist.)
Manchmal muß man Menschen wohl zu ihrem Glück zwingen, aber wem sag ich das, Corran.
Seht es also ruhig als höchst offiziell an. Fionn di Asturien, daß hat schon seine Richtigkeit, und Prinz Julian ist sehr erleichtert, daß es nicht ihn getroffen hat.
Wir hoffen jetzt, daß ihr bald heimkommt, und wenn es der jungen Aldaran genehm ist würden wir euch alle, dich und deine Gemahlin, sowie das frisch angetraute Paar auf Asturias begrüßen wollen. Ein kleines Fest wäre den Frauen hier, auch Fionns Mutter, sicher genehm und außerdem sollten wir noch klären, was wir Hastur jetzt wirklich schulden.
So recht trauen mag ich ihm nämlich nicht, schon gar nicht, seit er sich einen Castamir zum Friedensmann wählte… aber dafür ist ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht besser geeignet, nicht daß diesen Botenvogel noch jemand abfängt.
Falls du Aldaran vor eurem Aufbruch noch zu Gesicht bekommst, so sage ihm ruhig, daß das Königreich Asturien nur für sich selbst einzustehen gedenkt, und sicherlich keine Ansprüche an seine Domäne anmelden wird. Ihr, du und Fionn, ließet euch eh nicht dazu bewegen und außerdem würde es den Frauen auf GreenScarp sicherlich nicht gefallen.
Bis bald,
Caleb
Rakhailas Fluch
Corran di Asturien und sein Friedensmann, sowie die Storns befinden sich zu Verhandlungen bei Lord Hastur. Lady Aliciane di Asturien versucht mit Unterstützung von der Trossdirne Mariel Moray, die eigentlich eine Lady Hammerfell ist, die kreischende und tobende Rakhaila Alderan zu beruhigen. Sie hatte kurz zuvor erfahren, dass ihr Bruder der Vater ihres ungeborenen Kindes ist und ermordet wurde.
Der Soldat Barak und der Bannerträger Nicolo halten derweil die Stellung im Lager.
Auf einmal kommt die junge Domna Alderan die Treppe hinunter gestürmt. Gefolgt von Aliciane und Mariel: „Haltet sie auf!!!“
Barak packt die Lady mit Unterstützung der beiden Damen während Nicolo sich ihr mit aller Kraft in den Weg stellt und mit seiner Masse die Tür blockiert.
„Lasst mich raus“ – „Nein“
„Lasst mich raus!“ – „Nein! Beruhigt Euch!“
„Ihr sollt mich rauslassen!“ – „Nein!“
„Ihr müsst mich raus lassen!“ – „Nein, müssen wir nicht!“
„Doch, ich habe die Alton-Gabe!“ – „Schei***!!!“
Rakhaila rennt davon...
Nicolo
Eh ein Hintern und ein Kopf
.. Krieg und Frieden aus der Sicht Asturiens: von Corran di Asturien und Fionn MacEllinen
Fionn MacEllinen:
„Lagerfraß ist ja was widerliches, hm? Da wünscht man sich doch, Anilda würde sich mal breitschlagen lassen und die Feldküche ausrichten.“
„Aye, aber wenigstens ihr Ale hat sie mitgebracht. Das wärmt den Bauch…“
„Aye, das tut’s!“
Becher klirrten. Asturiens Mannen hatten es sich um die Feuer im Lager bequem gemacht und richteten sich, wie es ihre Art war, ein. Nicht mehr lange, und sie würden in die Schlacht ziehen, doch noch war es relativ ruhig und die Späher hatten noch keinen der Kontrahenten ausgemacht.
Fionn Mac Ellinen durchschritt das Lager im Rücken seines Lords, wie es nun schon seit Jahren seine Aufgabe war. Die Hand locker auf dem Schwert, den Mantel über der Schulter wandten sie sich dem Hauptquartier zu. Es war an der Zeit sich mit den Bündnispartnern, Storn und Aldaran, zusammen zu setzen und die ersten Schlachtzüge zu planen. Doch noch saß ein gerüttelt Maß an Unsicherheit in seinem Nacken.
Sie waren so wenige, kaum genug um gegen die weit größere Schar der feindlichen Truppen zu bestehen. Hastur hatte Alton und Ardais, zwei weitere Domänen, während ihnen nur die Aldaran und deren Vasallen zur Verfügung standen.
Innerlich verfluchte er Corran di Asturiens Ehrgefühl, das so übermächtig war, daß es sie in diese Situation getrieben hatte. Das Königreich Asturias war eingekesselt vom Feind und wenn es ungünstig enden würde, dann würden sie die ersten sein, die nur noch ihr Banner und ein paar Männer hatten, aber kein Land, kein Königreich mehr…
Die Lage war vertrackt, doch als sie in die Scheune eintraten, die sie kurzerhand auf altonschem Land in Beschlag genommen hatten, und welche nun das Hauptquartier darstellte, reichte ihm ein Blick zu Lady GreenScarp um zu wissen, daß sie nicht allein ein Versprechen hergeführt hatte.
Die Domna war nervös und unruhig. Kein Wunder, angesichts dessen das sich ihre kleine Familie nun um das Leben ihres Bruders zu schlagen gedachte. Fionn lächelte ihr aufmunternd zu, doch es half nur wenig…
Wenigstens darf sie ihre Sorge zeigen. Ganz im Gegensatz zu Corran oder mir...
Der Gedanke haftete noch in seinem Kopf, als Edric Storn lauthals das Wort ergriff.
„Auf!“, verkündete er, „es gilt eine Jagd zu verrichten.“
Sein Bruder Gavin, Erbe von Storn, sah ebenso eifrig aus…
Fionn runzelte die Stirn, sah skeptisch zu dem Manne hin und fragte sich, ob es nicht besser wäre erst einmal die Truppen in Stellung zu bringen.
Doch entscheiden mußte sein Lord. Er würde folgen, überall hin… und da es so schien als würden sie gleich aufbrechen, teilte er dem Hauptmann GreenScarps noch rasch mit, er möge für den Schutz der Ladys sorgen. Aliciane Aldaran, Dom Corrans Gemahlin, die junge Rakhaila Aldaran, Heerführerin im Namen ihres gefangenen Vaters und auch Mariel Moray, sollten nicht ungeschützt zurückgelassen werden.
Corran di Asturien:
„Eine Jagd?“ Skepsis schlich sich in meine Stimme.
„Es ist die beste Zeit, aber wir müssen uns eilen“, erwiderte Edric Storn.
Ich hatte kein gutes Gefühl im Leib, aber ich sah den Storn an und wusste, dass ich nicht ablehnen konnte ohne mein Gesicht zu verlieren.
„Aye, passt auf die Ladies auf.“
Ich strich kurz über Alicianes Arm. „Seid vorsichtig, lasst niemanden hinein außer uns…“
Dann folgte ich dem jungen Storn hinaus in die Abenddämmerung. Fionn lief an meiner Seite und ich konnte nicht umhin, ihm ein „Ich habe ein ungutes Gefühl im Bauch“ zuzuraunen. Er war meiner Meinung, aber es half nichts.
Ich wusste, irgendetwas war faul. Eine Jagd mit keinen anderen Waffen als unseren Schwertern und unseren Dolchen? So schwer es mir in diesem Moment fiel, so musste ich doch auf die beiden Stornbrüder vertrauen. Ich konnte gar nicht anders, denn viele Verbündete hatten wir nicht. Wenn wir uns aufeinander nicht verlassen konnten, dann konnten wir diesen Krieg gleich als verloren geben.
Wir erklommen die Hügel und hatten bald einen Punkt erreicht, von dem aus man die umliegenden Regionen besser sehen konnte. Und da wurde es deutlich. Kein Wild sollte gejagt werden. Wir waren auf einer Menschenjagd.
„Was soll das, Edric?“ zischte ich.
„Es geht um die Domna Elhalyn“, erwiderte er gelassen, aber auch ihm konnte man die Nervosität anmerken.
„Sprecht weiter!“ forderte ich ihn auf.
„Sie und ihr Trupp wurden bereits überfallen und ihre Zahl ist gering. Außerdem gibt es jemanden unter ihnen, der auf unserer Seite steht.“
Ich lauschte mit gerunzelter Stirn und fühlte einen dicken Kloß im Hals. Hier wurde von mir verlangt Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Eine Geisel zu nehmen, damit wir etwas in der Hand hatten. Aber schon jetzt zweifelte ich daran, dass die Person, die wir als Geisel zu nehmen dachten, ausreichen würde, um den Hastur zur Herausgabe Aldarans zu bewegen.
Nein, es würde nicht reichen, aber ein Zurück gab es auch nicht.
Also nickte ich, mir bewusst, auf welche schändliche Tat ich mich einließ, zog mein Schwert und suchte Deckung. Unsere Schritte verursachten kein Geräusch und obwohl wir gesehen worden waren, schien keiner der Söldner in Panik zu geraten.
Wie viel hatte Storn diesen Männern gezahlt?
Ich sah mich um, versicherte mich, dass wir alle bereit waren.
„Für di Asturien!!“ schrie ich und rannte los.
Fionn MacEllinen:
Sie stürmten los in die anbrechende Nacht und Fionn wunderte es sehr, dass die Truppe fiel, wie ein Kartenhaus. Echte Gegenwehr war kaum zu spüren. Doch für viele Gedanken blieb keine Zeit, denn flinke Füße waren gefordert um der Zofe der Dame Elhalyn habhaft zu werden. Er bekam sie zu fassen, wobei sie mit ihm stürzte und Fionn vergewisserte sich mehrmals, dass sie keinen körperlichen Schaden genommen hatte... ihre Furcht konnte er ihr nicht nehmen. Es war Krieg und die Regentin Elhalyns wohl entschlossen sich den Hasturs anzuschließen.
Das Mädchen hatte sich scheint’s das Knie gestoßen und Fionn ließ die Waffe sinken. Zum einen glaubte er nicht daran, sie würde ihre Herrin im Stich lassen, zum anderen war sie eben was sie war, eine Frau, ängstlich und schwach und Mitleid regte sich in ihm.
Doch bald zeigte sich die Hinterlistigkeit des Mädchens. Sie nutzte seine Schwäche und floh auf ein Neues, mit hysterischem Geschrei. Bis Kurz vor die Linien derer von Hastur setzte man ihr noch nach, dann gab Fionn auf. Ihm lag nichts daran um den Preis einer Zofe selbst Gefangenschaft zu riskieren...
Schon bei der Verfolgung war ihm hinter einem Baum ein tieferer Schatten aufgefallen, nun, auf dem schmählichen Rückweg ohne die gewünschte Beute zurück zu bringen, bemerkte er ihn wieder und auch das Katzenwesen, ein weitere Teil ihrer Bündnispartner und Jagdgefährten, fauchte und witterte Beute.
Der tiefere Schatten war ein verstörtes, lächerliches Mönchlein. Ein Sandalenträger wie er im Buche stand, der vor jeder Waffe bibberte. Es war ein leichtes, ihn vorerst in Gewahrsam zu nehmen. "Nich die Zofe, va' dom, aber einen Rock trägt das hier auch... und es bibbert wie ein Mädchen!"
Corran di Asturien:
Söldner, Schwertschwestern… kein Wunder, dass die Dame Elhalyn zuvor schon überfallen und die Truppe stark dezimiert worden war. Diese Krieger konnten kaum kämpfen. Drei Schwerthiebe, drei Treffer und meine Gegnerin ging zu Boden.
Ich drehte mich um und erkannte, dass auch alle anderen ihre Gegner erwischt und noch auf den Beinen waren. Dann sah ich Fionn rennen, sah ihn fallen und hielt die Luft an. Doch er rappelte sich auf und ich hoffte beinah die Zofe mochte entkommen und dem Hastur von unserem Fang berichten.
„Kümmert euch um den Mönch“, befahl ich abfällig und wandte mich der am Boden knienden Jacosta Elhalyn zu.
„Vai domna, mein Name ist Corran di Asturien. Ich gebe Euch mein Wort, dass Euch nichts geschieht und Euch niemand ein Leid zufügen wird. Gebt mir Euer Wort, dass Ihr Euch widerstandslos in meine Gefangenschaft begebt und tun werdet, was ich Euch sage.“
Die Dame war verletzt und so fügte ich hinzu: „Ihr sollt versorgt werden, sobald wir unser Lager erreichen.“
Sie stimmte schließlich zu und wir stützten sie, als wir uns auf den doch recht beschwerlichen Rückweg machten. Den Mönch im Schlepptau.
Seltsam, dachte ich bei mir. Aber allzu viel Platz zum Denken gab es nicht, denn wir mussten fort, konnten nicht riskieren, dass die Zofe dem Hastur Meldung machte. Bald schon würde man uns sonst nachsetzen. Also eilten wir uns.
Es dauerte eine ganze Weile und als wir unser Lager erreichten, waren es mehr als erstaunte Blicke, mit denen man uns bedachte.
Da waren wir zur Jagd gegangen und kamen mit einer Edeldame und einem Mönch zurück, der von sich behauptete, er sei auf dem Weg von Nevarsin nach Carcosa (Carcassonne – O-Ton Mönch) gewesen. Was auch immer Hastur mit einem Mönch wollte, sollte er ihn haben. Brauchen konnten wir ihn mit Sicherheit nicht, aber ihn einfach ziehen lassen auch nicht.
Fionn MacEllinen:
Ein fettes Chervine wäre Fionn wirklich lieber gewesen, das hätte man dann Essen können und wäre sicher gewesen, dass es keinen Ärger bereitete. So aber sah er sich genötigt, aufgrund seines Eides an Dom Corran, sein Wort als das seine zunehmen, die Dame gut zu behandeln und ihr die versprochene Pflege zukommen zu lassen.
Lady Elhalyn hatte einen Schnitt an der Wange und Schürfwunden, aber nichts so dramatisches, als das Laran nötig gewesen wäre. So verlegte er sich mit Hilfe Lady Alicianes darauf die Wunden zu säubern und überließ sie hernach den Händen der Damen… nicht wissend, wer sich erdreistet hatte der Comynara solchen Schaden zuzufügen. Ihre Schwerter hatten sie nicht verletzt, worum er froh war.
Hier war sie einstweilen in Sicherheit und würde sich vielleicht als Unterpfand gegenüber dem Hastur noch nützlich machen. Schaden würde man ihr nicht, nein, den Regeln unter Comyn, die Fionn so gefressen hat, wie sein Lord, besagten, dass man sie als Gast ehren müsse, ob sie nun wirklich einer sei, oder doch nur eine etwas hochgestellte Geisel.
Derweil beriet sich der Kriegsrat, wie man mit dem Mönch verfahren sollte.
Brauchen konnte ihn keiner, und so entschied man sich schließlich ihm die Erinnerungen zu nehmen und ihn wieder auszusetzen. Fionn war darum sehr glücklich, denn er ahnte, das Gerede eines Anhängers des Lastenträgers hätte er nicht lange ertragen.
Dom Gavin, der das Blut Deslucidos in sich trägt, fiel es nicht weiter schwer den Mönch in einen Zustand seligen Vergessens zu zaubern.
Wenn es nach Fionn gegangen wäre hätte man das mit allen Mönchen Nevarsins und auch ihren Gläubigen tun können. So aber waren sie nur den einen los… besser als nichts.
Derweil brachte man auch die Truppen in Stellung… dann klopfte es… und die Wache meldete einen Fremden, der die Lordschaften zu sprechen wünschte.
Corran di Asturien:
Ich war scheinbar nicht allein mit meiner Erleichterung, als wir schließlich wieder im Lager ankamen und es unberührt und ungestört vorfanden. Das ungute Gefühl in meinem Magen war scheinbar grundlos gewesen.
Ich durchstreifte die Scheune auf der Suche nach Wein und fand auch schließlich eine gute Flasche trockenen roten Würzweines von den Hängen der Kilghards. Seufzend leerte ich einen ersten Becher, während die Domna versorgt wurde und dem Mönch das Gedächtnis genommen wurde.
Schließlich nahmen erste Truppenbewegungen meine Aufmerksamkeit in Anspruch, so dass ich nicht mal mehr mitbekam, wie der Mönch verschwand. Erst die Ankunft des Fremden holte mich wieder in diese Welt zurück.
Es war ein Trockenstädter. Massoud, angetan in die typischen Gewänder dieses Volkes, mit einer gebogenen Klinge an der Seite und einer Frau in Ketten im Schlepptau.
Misstrauisch wurde er beäugt, doch Rakhaila, die stellvertretende Befehlshaberin, deren Willen ich mich so völlig unterworfen hatte, schien dessen Ankunft bereits erwartet zu haben.
Ich war nicht glücklich über seine Anwesenheit und das Angebot welches er machte. Truppen… Truppen, die wir so dringend benötigten.
Ich ließ die anderen verhandeln und hielt mich im Hintergrund. Schnaubend, denn mir war wohl bewusst, wie ehrlos es war, Trockenstädter für unsere Sache kämpfen zu lassen. Doch es war allein Fionn, dem ich es verdankte, dass ich es nicht lauthals herausbrüllte und mich stattdessen nur zu einem gemurmelten „Vergiftete Dolche“ herabließ. Doch auch das hörte der Trockenstädter und sein Kihar war nicht minder ausgeprägt als das meine.
Ich musste mich damit abfinden. Es blieb mir nichts anderes übrig. Aber er war käuflich, er wollte Kupfer sehen und zwar genauso viel wie seine behaarten Freunde vom Volk der Katzewesen.
Doch in meinem Kopf setzte sich ein Gedanke fest… wenn er uns verließ, würde er zu Hastur gehen und ihm das gleiche Angebot machen? Darauf hoffend, dass er mehr Kupfer herausschlagen konnte?
Vertrauen fiel mir schwer und ich griff nach meinem Weinbecher.
Fionn MacEllinen:
Rakhaila Aldaran zögerte nicht lange und machte dem Trockenstädter ein Angebot, daß ihm genügte. Der gleiche Lohn, wie für die Katzenwesen, denen dieser Trockenstadt-Lord wohl freundlich gesonnen war. Am nächsten Tag schon sollten seine Einheiten ihnen zur Verfügung stehen… Fionn gefiel dies nicht, aber Rakhaila war die Heerführerin und vor ihren Augen machte Dom Corran ihr den Platz auch nicht streitig. Noch nicht… blieb abzuwarten ob sich eine so junge Frau an diesem Platz wirklich behaupten konnte.
Fionn empfand die Truppeneinheiten sehr befremdlich, aber es war ja nicht seine Armee, die da zusammengestellt wurde. Er war nur Gefolgsmann. Er hatte sich sicherlich nicht zu beschweren, wenn die Storn Lords Söldnern und Schwertschwestern vertrauten, und Damisela Rakhaila es für völlig normal befand Katzenwesen und Trockenstädter in ihren Dienst zu nehmen.
Daheim in Asturien hätte es so was niemals gegeben, aber es war ja nicht ihr Krieg.
Der Trockenstadt Lord ging um seine Truppen zu benachrichtig und Fionn atmete ein wenig durch, weil er nun nicht mehr einen cholerischen Ausbruch Corrans erwarten mußte. Dafür erreichte ihn aber eine Beschwerde der Elhalyn, darüber, daß der Dämpfer nicht richtig justiert sei.
Fionn rümpfte die Nase und hielt dies von Anfang an für eine Finte, wahrte aber die Höflichkeit und obwohl er sich sicher war, daß mit dem Dämpfer alles stimmte, kontrollierte er seine Tätigkeit.
(Zuschlag von Jacosta und der SL… Der Dämpfer wurde manipuliert und würde sich am nächsten Tag wohl selbst abschalten. Davon bekam der arme Fionn aber nichts mit.).
Er veränderte keine Einstellung an dem Gerät sondern schloß den Kasten gleich wieder, und begab sich zurück an die Landkarte und zu seinem Lord. Eine erneute Beschwerde der Elhalyn folgte nicht. Statt dessen trieb sie sich immer wieder, da sie ja gebührlich behandelt wurde, für eine Frau völlig ungebührlich am Kartentisch herum und beobachtete genau die Truppenbewegungen. Zu Dom Corrans Entsetzten fummelte sie dabei immer wieder an einem Schmuckstein um ihren Hals herum, und der Lord glaubte wohl, es handele sich um eine Matrix…
Fionn spürte seine Unruhe…
Corran di Asturien:
„Laßt den Stein in Ruhe!“ befahl ich und stemmte mich vom Tisch auf.
Jacosta schüttelte entschieden den Kopf. Es handele sich lediglich um einen Schmuckstein.
Es gefiel mir nicht. Aber es gab wichtigere Dinge zu klären, denn Hasturs Stadtwache hatte unseren Späher entdeckt und ihn ausgeschaltet.
Jacosta umrundete weiter den Tisch und ich bat meine Frau, sich um die zu kümmern. Aliciane war nicht begeistert davon, aber sie willigte ein und führte die Dame Elhalyn in einen angrenzenden Bereich.
Was auch recht gut für uns war, denn kaum hatten wir Verbündeten uns wieder dem Kriegsgeschehen gewidmet, als draußen vor dem Lager Unruhe entstand.
„Eine Stimme aus dem Nichts!“
„Verdammt, was ist das?“
Rakhaila war die erste, die nach draußen stürmte. „Ich kenne diese Stimme. Beruhigt euch, es ist alles in Ordnung!“
Wie konnte alles in Ordnung sein? Mir ging es nicht anders, als den einfachen Soldaten Barak und Nicolo. Beide völlig verstört, als Rakhaila dann auch noch anfing mit der Luft zu sprechen.
„Ich habe dich schon erwartet. Komm näher.“
Und wie aus dem Nichts trat plötzlich ein Mann hervor.
Fionn MacEllinen:
Schon wieder so eine Aktion der kleinen Lady Aldaran, die irgendwie vorher keinem bekannt war. Der Neuankömmling entpuppte sich, breit grinsend, als ein Spion von Aldarans Seite den Hastur sich auserkoren hatte im gegnerischen Lager zu spionieren. Dazu belegte er ihn mit einem Glanz der Unsichtbar machte und erst der eingeschaltete Dämpfer enttarnte ihn.
Viel zu berichten hatte er leider nicht, aber dafür lief er kurz darauf, noch breiter grinsend wieder zurück und gab dem Hastur unsere Truppenaufstellungen durch… natürlich nicht die richtigen, aber wen störte das schon.
So verschwand er in der Luft aus der er gekommen war und Fionn begann sich zu sorgen, wie viele Leronyn die Gegenseite wohl aufzubieten hatte.
Dann kam der Trockenstadtlord zurück, nahm das Angebot an und saß fortan mit am Tisch der Strategen. Seine kleine, gefesselte Begleitung war äußert scheu… zumindest konnte Fionn sich ihr nicht einmal nähern um ihr einen Sitzplatz anzubieten.
Unangenehm, aber die Entscheidung der Truppenspitze, solche Barbaren willkommen zu heißen.
Und wie das Schicksal es wollte stolperte, kaum das der Trockenstädter sich ein wenig zu entspannen schien, diese doofe Schwertschwester in den Raum und posaunte, ohne einen Blick auf den halbvermumten Mann heraus, daß sie den Trockenstädter verfolgt und sich davon überzeugt habe, daß er wirklich Truppen mit sich führte.
Fionn wurde blaß, und noch blasser als Dom Corran sich plötzlich erhob und für das Weibsstück, das besser daheim geblieben und ein paar Kinder geworfen hätte, in die Bresche sprang. Obwohl sie ihren Fehler bereits bemerkt hatte, fühlte Lord GreenScarp sich bemühsiegt alle Schuld auf sich zu nehmen.
So ein Idiot! entfuhr es Fionn und er hätte am liebsten den Kopf auf die Tischplatte geknallt, aber nein, er saß ja nicht sondern stand sich derweil die Beine in den Bauch.
Fraglich, wirklich fraglich, was Asturien plötzlich mit Schwertschwestern zu tun hatte. Die standen doch im Dienste der anderen Parteien, warum mußte Corran denn dann dafür die Verantwortung übernehmen und sein Ehrenwort herumwerfen, als wäre es billig zu kriegen?
So ein Idiot! dachte Fionn wieder und biß sich auf die Lippen…
Corran di Asturien:
„Ich musste Euch verfolgen lassen. Ihr müsst es verstehen.“
Diese völlig verblödete Schwertschwester… ich entschied mich für die Flucht nach vorn.
Der Trockenstädter war aufgesprungen und war drauf und dran sein Angebot zurückzunehmen. Doch wir brauchten die Truppen!
Ehrlosigkeit… dieses Wort hing in der Luft.
Ich konnte ihn verstehen.
„Geld ist kein Grund, um Euch zu vertrauen. Es ist Krieg… Krieg erfordert eben jene Maßnahmen, die man in Friedenszeiten nicht anwenden würde. Ich vertraue Euch nun. Euer Kihar ist ungebrochen.“
Er ließ sich überzeugen. Welch Erleichterung.
Ich hatte alles riskiert. Doch mittlerweile bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass ich stattdessen die Schwertschwester hätte erschlagen sollen, die auf eigene Faust derart gehandelt und schließlich noch die Dummheit besessen hatte, dies einfach herauszuposaunen. Sie hätte uns alle ins Verderben stürzen können.
Der Trockenstädter blieb, ohne dass er den Betrag seiner Entlohnung erhöhte, doch in eben jenem Moment, entschied sich die Domna Jacosta, einen Herzanfall zu bekommen.
„GIFT! Man hat mich vergiftet!“
Und das auch nur, weil ich Fionn zuvor gebeten hatte, ihr ein wenig Raivannin einzuflößen. Ich traute dem Dämpfer nicht und der Elhalyn auch nicht mehr. Das Raivannin erschien mir als letzte Möglichkeit gewisse Informationen für uns zu behalten.
„Gift?“
Ich sah es in den Augen des Trockenstädters funkeln. Er zweifelte an der Ehre der Domänenlords und ich konnte es ihm in Anbetracht der Umstände nicht verdenken. Zum Glück sprachen Storns und auch Rakhaila mit ihm und so ließ er sich recht schnell beruhigen.
Fionn MacEllinen:
Zwei Tropfen Raivannin und die weiche Elhalynfrau brach vor aller Augen zusammen. Na toll, Fionn beschlich immer mehr das Gefühl an diesem Tage nichts richtig machen zu können. Der Herzschlag Jacostas war aber wirklich ziemlich hoch, und da sie sich allein durch Zuspruch scheinbar nicht beruhigen konnte, mußte Fionn sein Laran bemühen.
Der Streß schlug zu und immer die Angst im Nacken er könne seine Kräfte hier verschwenden und später nicht mehr für wichtigeres zur Verfügung haben. So war es ein wenig zuviel des guten Bemühens, das Jocasta traf und anschließen mußte sie eine Herzmassage erdulden. Fionn hatte ja nicht ahnen können, daß die Dame, mit der so kräftigen Statur dann doch so empfindlich war.
Er bekam Kopfschmerzen, zog sich ein wenig zurück und redete statt dessen mit Lady Aliciane. Diese war scheinbar auch nicht Untätig gewesen, sie machte Fionn darauf aufmerksam, sie vermute daß Rakhaila schwanger wäre… und zudem plage sie seit einiger Zeit ein Traum…
Fionn ging mit ihr an die frische Luft, lauschte ihr aufmerksam und während er die Wache kontrollierte, hörte er Dinge, die ihm Sorgen bereiteten.
Träume von Marionetten und einem Puppenspieler, aus dem Kopf einer Aldaran. Das war mehr als beunruhigend.
Für ihn, aber auch für Aliciane war es völlig normal ihren Gaben zu vertrauen, um so schwerer würde es allerdings sein, diese Ideen auch dem Lord GreenScarps zu vermitteln.
Vorerst entschlossen sie sich gemeinsam, die Ruhe zu bewahren und abzuwarten. Aber sie waren gewarnt, während Fionn hier und da einen genaueren Blick auf Rakhailas Leib warf, ohne ihr auch nur einmal zu nahe zu treten, und Aliciane ihren Verdacht zu erhärten suchte.
Corran di Asturien:
Es wurde ruhiger im Lager… die Zeit schritt voran und ab einem gewissen Punkt konnte man nichts mehr tun, außer die Truppenbewegungen auf der Karte zu koordinieren. Boten wanderten hin und her, überbrachten die neuesten Befehle und dann, als ich es nicht mehr aushielt und aufgeregt hin und her lief, wurde mir klar, dass wir eine Botschaft an den Hasturlord schicken mussten.
Aliciane erbot sich mit Feder und Tinte eine Botschaft zu schreiben. Wir setzten Jerome davon in Kenntnis, dass seine ehrenwerte Verwandte von üblen Schurken überfallen worden war. Wir teilten ihm mit, dass sie sich nun bei uns in Sicherheit befand und sich allerbester Gesundheit erfreute.
Diese Nachricht wurde von dem jungen Nicolo überbracht und gespannt warteten wir auf eine Reaktion.
Währendessen kamen mir üble Gerüchte zu Ohren. Rakhaila sei schwanger?
Ganz ehrlich… mit dem Weiberkram konnte ich mich beim besten Willen nicht auch noch auseinandersetzen. Sollte sie schwanger sein, es war mir gleich. Ich wusste zwar, dass sie weder verheiratet noch einem anderen versprochen war, aber auf sie zu achten war nicht meine Aufgabe gewesen. Sollte Aldaran sich darum kümmern, sobald wir diesen elenden Krieg gewonnen und ihn wieder aus dem Kerker befreit hatten.
Allerdings gab es eine Sache, die mir Sorgen machte… Die Dame Elhalyn hörte nicht auf, die Familie meiner Frau als ehrloses Pack zu beschimpfen.
Nun ganz ehrlich, ich war nicht länger bereit sie hier im Raum herumlungern zu lassen. Mir wurde die Sache zu brenzlig und meine Nervosität steigerte sich stündlich. Hier herumzusitzen und die Truppen zu planen… ich wollte da draußen sein, mit meinem Schwert in der Hand und selber in das Kampfgeschehen eingreifen.
Ich kam mir vor wie ein nutzloser Esel, der dazu verdammt war in diesem Stall auf und ab zu rennen.
Fionn MacEllinen:
Nicolo kam zurück ohne ihnen eine Botschaft derer von Hastur und Konsorten zu überbringen. Man habe ihn aber freundlich empfangen und er hatte hier und da etwas aufgeschnappt. Vor allem aber hatte sich Hastur darüber echauffiert, daß die Aldaranpartei keine Parlamentärsflagge mitgeschickt habe.
Darüber konnte Fionn aber nur lachen, denn es war schließlich keine Verhandlung geführt worden. Man hatte den Hastur nur mitgeteilt, daß man seine Verwandte aufgegriffen und in Schutz vor den üblen Straßenräubern genommen hatte…
Das sich Jocasta Elhalyn nicht wirklich verhielt, wie ein ehrbarer Gast war verzeihlich. Sie war eben eine schwache Tieflandfrau, und wohl überfordert damit, daß Hastur sie nicht gleich auszulösen gedachte…
Aber dessen Einstellung kannten die Männer Asturiens ja bereits. Nicht mal für sein eigenes Leben war er bereit zu Handeln und den entführten Lord Aldaran freizugeben. Deswegen saßen sie ja jetzt hier, die, die es für ehrlos hielten einen Krieg zu entfachen für etwas, das man längst hätte klären können. Nutzlos starben nun schon Menschen, nur damit Hastur sich endlich erweichen ließ den Aldaran freizulassen, damit er sich um seine Domäne kümmern konnte, wie es einem Lord zustand.
Nun, wenigstens Nicolo Harryl war heil zurück gekommen… und hatte seinen ersten Auftrag als Bannerträger der Asturiens mit Bravour hinter sich gebracht.
Corran di Asturien:
Eine weitere Truppe war entdeckt und angegriffen worden. Ich spürte die Schweißtropfen auf meiner Stirn und knirschte mit den Zähnen. Bisher hatte Hastur alle Vorteile. Unsere Truppen waren mit Sicherheit in der Minderzahl und Nachschub war trotz der Worte des Trockenstädters nicht in Sicht. Morgen… das war unsere einzige Zusicherung.
Ich stemmte die Arme auf den Tisch und stieß mich von der Bank ab. Ich konnte nicht länger hier herumsitzen!
„Corran!“
Ich fuhr herum und vor Entsetzen weiteten sich meine Augen. Aliciane, meine Frau, war direkt neben mir zu Boden gegangen. Ohnmächtig lag sie auf der Erde. Ich stürzte zu ihr.
„Was…? Aliciane!“
„Sie ist ohnmächtig, vai dom!“ Gavin und Edric waren ebenfalls herbeigeeilt. Ebenso Rakhaila. Doch ich schob sie zur Seite und trug meine Frau zu der schmalen Pritsche, die als einzigste im Raum stand. Dort lag sie und Fionn nahm sich ihrer an. Herzschlag, Puls… alles schien in Ordnung. Doch trotz seiner Bemühungen, kam sie erst nach einer geraumen Zeit wieder zu sich.
„Corran…“ Sie blinzelte und hob die Hand. Ich ergriff sie und half ihr auf, mich neben sie setzend und den Arm um sie legend.
„Du hast mir einen Schrecken eingejagt, Liebes. Ist alles in Ordnung? Was war los?“
“Ich hatte eine Vision…“ Als sie sah, wie wenig ich damit anfangen konnte, versuchte sie es anders. „Einen Traum.“
Ich hatte gelernt, mich auf ihre Träume zu verlassen. Es war nicht der erste gewesen, seit wir uns kannten. „Was war es?“
„Ein Mann… vermummt.“ Das Reden fiel ihr schwer. Ich mühte mich, alle ungebeteten Zuhörer fort zu schaffen. „Er stand neben einem Katzenwesen und er… er wirkte Laran. Es leuchtete, seine Matrix…“
„Willst du essen? Etwas zu trinken?“
“Nein, hör mir zu!“
Ich nickte.
„Vor ihnen ein anderer. Der vermummte prügelte auf ihn ein. Er… wirkte Laran und der Sterbende rief: ‚Ich habe euch nicht verraten, im Namen des Bewahrers von A….!’“ Sie verbarg das Gesicht in ihren Händen. „Mehr sah ich nicht.“
Ich verstand nichts davon. Ihre Stimme war so leise gewesen, ich hatte gedacht, ich hätte mich vielleicht verhört. Deshalb versicherte ich mich noch einmal genauer. Doch ich hatte richtig gehört. „Aldones…“
Ich strich ihr vorsichtig über den Rücken. „Geht es dir wieder besser?“
„Das tut es…“
„Dann… kann ich dich einen Moment allein lassen? Ich muss mit Fionn darüber reden.“
Sie nickte und ich stand vorsichtig auf, winkte nach meinem Friedensmann und befahl ihn nach draußen.
Fionn MacEllinen:
Fionn folgte, und versuchte sich einen Reim auf Alicianes Worte zu machen. Was war nur in die Lady gefahren? Sonst war sie nicht so wirr, träumte komische Sachen oder hatte Visionen die sie niederwarfen. Sicherlich, sie hatte das Laran der Vorausschau, aber nur selten brachte sie es derart zu Fall.
„Das gefällt mir alles nicht!“, hörte er sich murmeln, obwohl für gewöhnlich nur Corran derart skeptisch war. „Katzenwesen gehören zu unserem Bund, aber weder Bewahrer, noch… wer bitte war oder wird der Mann sein, der dort niedergeschlagen wird?“
Schauer liefen Fionn über den Rücken und er tauschte einen langen Blick mit Corran. Im Heerlager konnten sie nicht so vertraulich sein, auch wenn die Angst ihn fast dazu gebracht hätte den anderen Mann in einer Geste des Schutzes in den Arm zu nehmen.
Dieser Krieg war unheimlich, vor allem, da er auch an Alicianes anderen Traum denken mußte… und an Damisela Rakhaila, dir wirklich schwanger zu sein schien.
Welches Spiel wurde hier nur gespielt?
„Wir haben gerade mal genug Telepathen, um von den Truppenbewegungen zu hören… und die Lage sieht schlecht aus. Wenn auch hier etwas nicht stimmt dann…“ Es verschlug ihm die Sprache. Ja, was wenn der Fremde Mann Corran war?
Corran war ein starker Krieger, aber an anderen Punkten so wund und verletzlich wie ein Kind. Die Gedanken tobten durch den Kopf und nichts schien mehr Sinn zu machen.
… und von wem bitte war Rakhaila Aldaran geschwängert worden, und woher bitte kamen all die Männer und die seltsamen Informanten? Das Mädchen war stark auf ihre Art, ließ nicht zu daß jemand an ihrem Stand rüttelte, aber Fionn hielt sie nicht für so schlau all dies allein zu bewerkstelligen, hätte er doch selbst nicht ohne zu zögern einer Frau vertraut. Nicht im Krieg, nicht gegen eine solche Übermacht…
Marionetten…, dachte er, drückte eine Hand auf Corrans Arm und sie plauderten unverbindliches mit den Wachen.
Dann gingen sie hinein und Fionn fühlte sich besser, als die Tür sich hinter ihnen schloß.
Aye, wenn auch hier etwas nicht stimme, waren wir, um mit den einfachen Worten eines Soldaten zu reden, völlig im Arsch.
Wir wussten so wenig und wir wurden doch immer wieder mit kleinen Happen gefüttert, die wir nicht zusammensetzen konnten.
Dann war da noch das ständige Beobachtet werden. Es gab noch nicht einmal eine Möglichkeit nach Fionns Hand zu fassen, ohne dass mindestens drei Augenpaare auf einen gerichtet waren. Außerdem war da auch der neue Söldner, der in Storns Diensten stand, dem ich aber nicht vertraute. Ich hatte Barak und Nicolo aufgetragen, sich mit der Wache bei ihm abzulösen. Brav und treu wie sie waren, taten sie es auch ohne Widerrede.
Mit blanken Nerven und zur weiteren Untätigkeit gingen wir wieder hinein.
„Sir?“ Nicolo kam auf mich zu. „Da war noch was bei Hastur…“
Ich sah ihn an. „Raus mit der Sprache.“
„Er hat gesagt, ich solle jetzt gehen. Und als ich auf dem Weg nach draußen war meinte er, er bräuchte jetzt eine große Menge Laran.“
„Jerome?“ Ich hob eine Braue, dankte Nicolo und schickte ihn wieder nach draußen.
„Vielleicht war es. Dieser Mann, der Laran gewirkt hat. Vielleicht war es Jerome“, sagte ich zu Fionn. „Wir müssen die anderen davon in Kenntnis setzen.“
Ich winkte Edric und Gavin herbei, ebenso Rakhaila und vermittelte ihnen in einer abgeschiedenen Ecke Alicianes Traum. Dazu meine Vermutung. „A… Aldaran?“ fragte Gavin.
Ich musste den Kopf schütteln. „Ich weiß es nicht.“
„Vielleicht klärt es sich morgen.“
„Morgen könnte es zu spät sein.“
„Aber wir können jetzt nichts tun.“
Das stimmte. Wir waren zum Nichtstun verdammt. Einzig eine Sache schien uns Befriedigung verschaffen zu können. Die Nacht war nun schon lange herein gebrochen und die Truppen konnten nicht mehr kämpfen.
Einzig unsere Einheit der Katzen besaß noch den Vorteil, dass sie nachts besser sahen als alle anderen. Sie hatten sich in Stellung begeben und würden vielleicht noch die Hasturschen Truppen in den nächsten Stunden empfindlich angreifen können.
Das war der einzige Hoffnungsschimmer, den wir hatten, als wir uns schließlich unruhig zu Bett begaben.
Fionn MacEllinen:
Nach einer Nacht auf einem feuchten Lager in einer zugigen Ecke erwachte Fionn, seinen Rücken dicht an dem Dom Corrans vorfindend.
(OT: Ich bin wirklich kurz in Corrans Bett gewesen, wobei der Hastursche Friedensmann dann aus dem Bett über uns runter guckte, blinzelte, und meinte wer denn das wäre, der ihn da anguckt… "Das is aber nicht die Marion!" - *gekicher* - Dann: „Nein, ich bin’s, Fionn…“)
Die Frauen hatten es gut, die schliefen noch, doch im Kriegslager war frühes Erwachen eine Pflicht. Möglichst bereit zu sein, ehe der Feind zuschlagen konnte, eine Tugend.
Zumindest war es für die meisten so, und so fand man sich nach Katzenwäsche und Rasur, Corran bestand drauf, daß man nicht schlampig aussehen durfte, selbst im Feldlager nicht, bald zum Frühstück ein.
Gavin Storn gesellte sich dazu, und auch die Dame Elhalyn. Während Fionn noch Tee in sich hineingoß und den Jaco mied, brach der Tag an. Nur Edric Storn konnten sie sobald wohl nicht erwarten, denn was er die Nacht über getrieben hatte, hatte nichts mit Schlaf zu tun… entweder er nahm den Krieg nicht wirklich ernst, oder aber er war ein recht willensschwacher Mann.
Corran flickte sein Rüstzeug, denn so was war nichts für die zarten Hände seiner Frau…
Fionn schmierte dick Honig auf sein Brot und kaute. Die Knochen taten jetzt schon weh, er war weich geworden in den ruhigen Jahren zuvor, und schalt sich einen Narren. Er hätte mehr tun müssen, aber sein Augenmerk hatte eben auf anderem gelegen… nicht darauf für irgendwen, irgendeinen Krieg zu führen.
Mit einem Schluck Jaco aus Corrans Tasse versuchte er wach zu werden. Es gelang auch… allerdings nur, weil der Schauder aus Ekel alle Müdigkeit vertrieb.
Corran di Asturien:
Edric Storn gesellte sich irgendwann ebenfalls zu uns. Er wirkte ein wenig müde, aber mehr als ein knappes Nicken brachte an diesem Morgen keiner von uns zustande.
Ich mühte mich mit Nadel und Faden ab und fluchte laut vor mich hin. Der verdammte Schwertgurt hatte die Nähte zum Platzen gebracht.
Ich verlegte mich nach einem warnenden Blick von Aliciane darauf, leise vor mich hinzubrummen und schließlich ging es auch schneller als gedacht.
Gern hätte ich diesen anstrengenden Tag auf andere Weise begonnen. Jedoch waren solche Wünsche und Sehnsüchte in einem engen Feldlager nicht zu erfüllen.
Ich sah zu Fionn, der an meinem Jaco nippte und grinste zu ihm herüber. Wir verstanden uns. Es brauchte keine Worte.
Was mich allerdings erstaunte, als ich meine Rüstung und den Schwertgurt wieder angelegt hatte, war die Tatsache, dass Barak immer noch nicht aufgetaucht war. Nicolo hatte brav am Eingang der Scheune gewartet, aber der alte Hauptmann war nicht zum Dienstantritt erschienen. Als er endlich durch die Tür stolperte stammelte er eine sinnlose Geschichte herum, die mich beinah zur Weißglut brachte, woraufhin ich ihn zum Wache schieben verdonnerte.
„Auf’m Weg her… im Gebüsch, wollt grad mein Geschäft erledigen. Beinah wär’s drauf gelandet…. Ja und dann hab ich das bunte Ding angeguckt und es hat mich angefaucht und ich bin kotzend wach geworden...und dann hab ich es nommal angeguckt...und ja dann gings wieder so...jaaa und da ich alt und ned sooo helle war in der Sache hats mich auf dem Weg zurück diverse Mal aus den Latschen gehauen, dann kommt man endlich… öhm a paar Stund später zurück kriegt man erst mal nen Patz und Wache verordnet!“
„Raus! Halt Wache! Grade dir sollte man nicht mehr erzählen müssen, dass man pünktlich auf Wache sein sollte, alter Kerl!“
Fionn MacEllinen:
Fionn linste über die Schulter Corrans hinweg auf das, was Barak da in Händen hielt und ließ die Männer miteinander reden. Neugierig schob er sich schließlich um Corran herum und fragte Barak, was er da habe… in seinem Kartoffelsack.
„Son Ding, nen Kotzstein oder so…“
„Kotzstein? Was is’n das? Lass ma sehen!“
Barak öffnete den Sack und siehe da… es war… irgend etwas.
Fionn hatte so etwas im Leben noch nicht gesehen, aber es sah so harmlos aus, daß es gefährlich sein mußte, also eilte er zurück in den Stall suchte nach seiner Tasche und fand bald darauf ein Stück Isolierseide. Damit kam er zurück und nahm Barak rasch das Gerät ab.
Ein Stein war es sicher nicht, weder Sandstein, noch Granit. Es war aus einem seltsamen Material, hatte eine noch seltsame Form und vorne lugte ein Kristall heraus.
Kein blauer, aber dennoch schien es Fionn angeraten vorsichtig zu sein…
Barak schilderte derweilen ein ums andere Mal, was ihm geschehen war, bis auch jeder, der den breiten Dialekt nicht verstand, begriff, was geschehen war.
„Hört sich gefährlich an, va’ dom. Vielleicht irgendein Laranspielzeug aus den Türmen!“
Spielzeug sicherlich nicht, damit vertändelten Leronyn nicht ihre Zeit, aber sie liebten es Waffen zu produzieren… fiese, hinterhältige Dinge, die ganze Landstriche für immer verödeten.
Corran di Asturien:
„Laranzeugs?“
Meine natürliche Skepsis solchen Dingen gegenüber, um nicht zu sagen Angst, ließ mich einige Schritte zurück treten. Ich kniff die Augen zusammen und betrachtete es mit einem gewissen Respekt. Was auch immer Barak da aufgetan hatte, es sah seltsam aus, es fühlte sich seltsam an und es tat, wenn man den Worten des Hauptmanns Glauben schenken dürfte, ebenso seltsame Sachen.
„Ein Kotzsein? Aldones, bestimmt nicht!“
„Wir sollten herausfinden, wie es funktioniert.“
Ich kann mich im Nachhinein nicht mehr daran erinnern, wer diesen Wunsch geäußert hatte, aber derjenige hatte völlig Recht. Wir hatten hier ein seltsames Gerät und wir konnten es nicht einfach so ignorieren. Nicht in einer solchen Zeit, die vielleicht seltsame Maßnahmen erforderte.
„Versuchen wir es!“ schlug ich vor und ging nach draußen.
„Ich probier’s nich nochma!“ protestierte Barak.
Ich schüttelte den Kopf. Nein, an einem Menschen konnten wir es unmöglich testen. Aber was dann…?
Ich fing eine Katze, was nicht leicht war und hielt sie in den Armen. „Probieren wir es daran aus“, schlug ich vor und strich dem Hauskätzchen über den Kopf. „Wird schon werden…“ murmelte ich beruhigend, holte aus und warf die Katze in die Luft. Ein Schuss aus diesem Kotzstein und die Katze fiel leblos zu Boden.
Meine Augen weiteten sich und vorsichtig näherte ich mich dem Tier.
„Es atmet, es lebt…“
Aber es rührte sich nicht, war völlig weggetreten.
„Da kotzt nix.“
„Das dauert!“
„Seltsames Gerät.“
„Verwahren wir es?“
“Aye…“ Ich sah mich um. „Am besten drinnen. Bis wir wissen, was es ist.“
Fionn MacEllinen:
„Bewahren?“ Fionn hätte es am liebsten gleich kaputt gemacht, aber irgendwer war so klug darauf aufmerksam zu machen, daß es vielleicht dabei noch viel gefährlicher sein könnte. Also wurde es in Verwahrung genommen und einstweilen darüber vergessen, daß der Trockenstädter zurückkam und seine Truppen brachte. Ebenso trafen noch Bogenschützen und weiter Verstärkung an, und es erbrachte neuen Kampfesmut. Die Taktiker besahen sich ihre Pläne und knobelten daran herum, wie man dem Hastur endlich den gar ausmachen könne… was auch nötig schien, denn plötzlich stand das Mönchlein vor der Tür und zeigte sich, zu Fionns Freude recht erstaunt darüber, von ihnen erkannt zu werden.
„Na dann komm mal her und gib ab was du da in der Hand hältst!“
Der Siegellack war noch warm und weich, als Fionn die Schriftrolle in die Hand nahm… und den Mönch zurück schickte…
Corran di Asturien:
Endlich… Hastur hatte die lang erwartete Botschaft geschickt. Ich betrachtete mir die Schriftrolle, bunt verziert mit Grünzeug, als beinhalte sie eine Einladung zum Tee.
Wie Recht ich damit hatte, zeigte sich, nachdem ich das Siegel gebrochen und die Zeilen überflogen hatte.
„Er lädt uns zum Tee ein!“
Ungläubige Gesichter betrachteten mich. Ich las die Botschaft vor.
„Seid bedankt, dass Ihr die Domna Elhalyn gastfreundlich beherbergt und richtet ihr meine warmherzigsten Grüße aus. Ich würde Euch gerne auf Gut Armida willkommen heißen…“
Ich schüttelte die Botschaft vor der Nase der angesprochenen Elhalyn Dame und lachte. „Soviel schert er sich um Eure Sicherheit, vai domna!“
Es klopfte und sofort waren wir alle in Alarmbereitschaft. Doch Rakhaila beschwichtigte uns. „Ich habe etwas zu Eurer Belustigung und Unterhaltung.“
Die Tür öffnete sich und einem jeden von uns fielen die Augen aus dem Gesicht. Ein Kerl kam herein. Ein Kerl, behaart wie ein Bär, in bunten Frauenkleidern, die dermaßen schillerten, dass der Schein bis ins gegnerische Lager dringen musste. Und er tanzte!
Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten vor Lachen, aber plötzlich verschwand der Kerl.
Einfach so!
Fionn war der erste der reagierte. Er schrie, dass etwas mit dem Dämpfer nicht stimmen konnte.
Ein Schock durchfuhr mich. Ich blickte zur Karte mit der Aufstellung unserer Truppen, dann zur Domna Elhalyn, die sich an die Brust griff.
Der Dämpfer… Laran!
Ich konnte nicht denken, ich wusste nicht, was ich tun sollte. Zwei Schritte brachten mich zu ihr und ich griff aus und berührte das Beutelchen, in dem ihre Matrix ruhte.
Ich spürte nichts. Kein Schock drang durch meine Barrieren, doch die Übermittlung der Informationen war unterbrochen.
„Aldones!“ stieß ich aus.
Fionn war wirklich erschrocken, aber mit so einer Aktion hatte er ja rechnen müssen. Schließlich verhielt sich die werte Domna anders, als er es von einer Dame erwartet hätte.
Lady Aliciane war immer noch zutiefst beleidigt und in ihrem Stolz verletzt… es würde schwer werden, dort noch einmal zu vermitteln.
Vorrangig war aber der Dämpfer, und Fionn reparierte ihn, und war erst wieder glücklich als vertrautes Brummen den Raum füllte. Eigentlich haßte er es, von seinen Gaben abgeschnitten zu sein, aber angesichts der Situation war dies sicherlich leichter, als eine weitere Spionage.
Als alles wieder seine Ordnung hatte begab er sich zu den Wachposten vor der Tür. Gerade im rechten Moment, so schien es ihm… denn schon von weitem erkannten sie jemanden, der scheint’s völlig ungehindert durch die Zeltreihen schritt.
Kein bekanntes Gesicht, also trat Fionn ihm in den Weg.
„Wer seit ihr?“
„Lasst mich durch, ich werde erwartet…“
„Nicht das ich wüßte. Nochmal, wer seit ihr?“
„Na, Erlend!“
„Der da wäre?“
„Ich…“, Stirnrunzeln auf dem bärtigen Gesicht des Mannes ihm gegenüber. Eigentlich ein recht ansehnliches Gesicht, auch wenn in den Augen etwas Funkelte, das Fionn als Stolz definierte. Nur warum? „Ich gehöre zu Rakhaila Aldaran!“
„Ach ja?“
„Ja…“ Er versuchte sich durchzumogeln, aber Fionn ließ ihn erst gehen als er Rakhailas Stimme von drinnen vernahm, die irgend etwas säuselte.
Daraufhin ließ er Erlend passieren… und beobachtete noch in der Tür, wie er die Damisela zur Begrüßung küßte.
Aha, da haben wir dann wohl den Vater des Kindes…
Fionn roch den Ärger, und er kam schnell, während die kleine Lady stolz verkündete, daß dieser Mann ein weiterer Helfershelfer sei…
Corran di Asturien:
„Ein Helfershelfer?“ donnerte ich.
„Ja, er hat die Katzenwesen kommandiert und ihnen Befehle übermittelt.“ Rakhaila hielt sich nahe bei dem Fremden.
„Und wer ist er?“ verlangte ich zu wissen.
„Ich bin Erlend“, erwiderte er seelenruhig.
Ich ballte die Fäuste. „Und weiter?“
“Einfach nur Erlend!“
Ging es nur mir so, oder fühlten sich auch die anderen von vorne bis hinten betrogen? Ein Helfer nach dem anderen tauchte hier auf, von dem Rakhaila scheinbar wusste, wir aber keine Ahnung hatten.
„Wer ist Erlend?“
„Ich bin ein Vertrauter der Lady Aldaran.“
„Verdammt!“
Wir hatten mit neuen Truppenbewegungen zu kämpfen, mussten entscheiden, wo die Trockenstädter eingesetzt werden sollten, die Bogenschützen, deren Hauptmann sich zu uns gesellt hatte, die Gebirgsjäger, der Luftwagen, unser Laranzu und die Tierspäher… es war alles ein heilloses Durcheinander und Rakhaila verlangte von uns einem völlig Fremden zu gehorchen? Einem Fremden, der über keinerlei Leumund verfügte und mit seiner aufgeblasenen Art hier hereinmarschierte, dass einem übel werden konnte dabei?
„Unsere Verbündeten haben Knochenwasserstaub über Hasturland abgeworfen“, sagte Erlend schließlich ruhig. Er sah aus, als wäre dies das Normalste der Welt.
Doch ich wurde blass.
„Knochenwasserstaub?“
Gavin und Edric waren aufgesprungen und standen neben mir. Sie versuchten mit der gleichen Vehemenz etwas aus Rakhaila herauszubekommen.
„KNOCHENWASSERSTAUB?“ wiederholte ich.
„Ja, in diesem Bereich.“
Er deutete auf einen Platz hinter den feindlichen Linien. Ich fühle mich flau, mein Magen wollte sich umdrehen.
„Ehrloses Pack!“ schrie ich und wandte mich angewidert ab.
Fionn MacEllinen:
Knochenwasserstaub …
Fionn taumelte zurück und für einen Moment schien ihm die Decke auf den Kopf zu fallen. Das konnte unmöglich war sein. Woher, warum und vor allem… was würde das für schreckliche Konsequenzen haben? Laranwaffen… nicht eine davon besaßen sie, laut seinem Wissen. Dinge die Corran niemals freiwillig eingesetzt hätte, die er nicht einmal in Erwägung gezogen hatte.
„Wißt ihr was das bedeutet?“ Hatte er es selbst gesagt, oder kam es aus einem der anderen schreckendbleichen Gesichtern? Fionn wußte es nicht mehr. Ihm war danach, mit wehenden Fahnen zu Hastur zu laufen, sich zu entschuldigen und dann zu verschwinden.
Verfluchter Krieg. Es war eine Sache mit Schwertern und Armeen eins zu eins gegeneinander anzutreten, sich ehrlich und ernsthaft zu schlagen und abzuwarten wer obsiegen würde. Eine gänzlich andere aber war der Einsatz solcher Waffen.
„Woher kam dieses Zeug?“
Auch wenn alle bleich und geschockt waren, so entschied man sich Erlend sofort einem Verhör zu unterziehen.
Fionn sah ihn nun, als habe er ihn selbst geträumt. Alicianes Traum von den Marionetten…
Corran, was denkst du? Ich denke dem Mann ist nicht zu trauen. Was sagt Rakhaila da, er habe den Bewahrer der es hergestellt hat schon getötet… wie schafft man das?
Alicianes Vision… ein Mann, ein Laranzu, eine Katze… Zandrus kälteste Hölle. Das Weib ist nicht zurechnungsfähig. Sie ist jung und naiv, sie brauchte Hilfe…, und ich wette dieser charismatische Mann hatte es leicht sie um den Finger zu wickeln… Setzt ihr ein Kind in den Bauch und dumme Ideen in den Kopf. Bei Zandrus Eiern… es könnte unser aller Tod sein.
Fionn ersparte Corran ein Bild von dem was geschehen würde, wenn über ihren Köpfen ein Regen aus Haftfeuer oder Knochenwasserstaub abregnete, und daß, wo sie es noch nicht einmal zu verantworten hatten.
„Irgendwer muß das Mädchen fortschaffen und sie zur Vernunft bringen… und diesen Kerl ausschalten!“
Corran di Asturien:
„Raus mit der Sprache! Wer bist du? Und wer hat dir die Befehle gegeben?“
Gavin, Edric und ich selbst nahmen den Kerl in die Mangel. Wir kamen uns benutzt vor, unwissend… wie Spielzeug, das man an den richtigen Stellen postiert.
Wir drückten ihn gemeinsam an die Wand und wollten Antworten. Aber wir bekamen keine. Er sah uns lediglich mit dieser ihm eigenen Arroganz an und lächelte überheblich.
In mir kochte die Wut.
„Ich will Antworten! Wie hast du einen Bewahrer umgebracht? Hast du Laran gewirkt? Wo wurdest du ausgebildet?“
Doch die Antworten blieben aus. Wir bekamen nur unnützes Gewäsch und ich drohte ihm mit geballten Fäusten. Nichts half.
Rakhaila protestierte und schließlich brach sie zusammen. Schwanger… aye, das war sie wohl und ich erkannte nun auch, wer dieser junge Mann war, der da hereingeplatzt war. Fionn hatte Recht. Nur er konnte der Vater dieses Bastardkindes sein.
Fionn MacEllinen:
Aliciane war gleich dabei und folgte diesem Erlend, der sich köstlich aufspielte, weil es angeblich die Schuld der Bloßgestellten war, das Rakhaila nun nah an einem Kollaps stand. Fionn hatte darauf gehofft, das Mädchen rechtzeitig zu packen zu bekommen, denn das ein Zusammenbruch kommen mußte war ihm klar… aber er war auch unvermeidlich. Der Kopf Rakhailas war einfach nicht ihr eigener, sonst hätte sie einsehen müssen, wie gefährlich die Taten Erlends für ihrer aller Leben, auch für das des ungeborenen Kindes und ihren Geliebten waren…
Er folgte ihnen dennoch, als sie sich in den Frauenbereich zurückzogen, obwohl Erlend ihn als Heiler nicht wünschte und wiederum nur ankeifte.
Fionn war sich sicher, daß ihr schnell gehandelt werden mußte…
Während sich die Truppen schlugen, und die geschockten Heerführer noch ihre Gedanken sortierten und überlegten wie sie weiter verfahren sollten, sprach er mit Lady GreenScarp.
Es war klar, daß irgendwer Rakhaila die Wahrheit würde berichten müssen, und wer würde das wohl besser und behutsamer machen als Aliciane?
„Geh zu ihr!“ raunte Fionn, ehe der Kriegsbote wieder hereinkam und verkündete, daß einige ihrer Truppen sich eigenständig von ihrer Position entfernt hatten, weil keiner ihnen Befehle erteilt hatte…
Stornstruppen… mit Sicherheit. Asturiens würden sich nicht rühren, wenn kein Befehl kam, und für solche war einfach keine Zeit gewesen. Wie auch, wenn in der Heerführung alles drunter und drüber ging.
Derweil regte sich dann auch die Elhalyn Dame ein wenig nach vorn, und erbat sich eine Botschaft an ihren Verwandten auf der anderen Seite des Schlachtfeldes. Ihre hier mochte sie immer noch kein Gramm lieber, aber Fionn biß sich auf die Zähne und ließ sich den Brief diktieren den sie versenden wollte…
Corran di Asturien:
Ein weiterer Brief, ein weiteres Mal musste Nicolo hinter die feindlichen Linien. Der tapfere junge Harryl zeigte kein Gefühl von Mutlosigkeit, aber man sah ihm an, dass er Furcht empfand. Ein wenig blass war er, aber er war Manns genug, kein Wort darüber zu verlieren. Er würde den Auftrag ausführen und er war mit Sicherheit Wortgewand genug, um wieder herauszukommen.
Stolz legte ich ihm eine Hand auf die Schulter. „Sei versichert, Nico. Wenn dir etwas zustößt, lasse ich es nicht im Sande verlaufen. Gerätst du in Gefangenschaft, werde ich alles tun, um dich wieder herauszuholen.“
Er nickte und schluckte auch nur zweimal. Dann machte er sich auf den Weg.
Er kam für lange Zeit nicht wieder. Unruhig gingen wir auf und ab. Erlend und Rakhaila waren zuviel für meine Nerven. Der Punkt war erreicht, wo ich nicht mehr weiter wusste. Ich fühlte mich hintergangen und betrogen und ein Blick in die Gesichter der Storn und ich wusste, dass es ihnen genauso ging. Gavin stand ebenso unruhig in der Ecke. In seinem Kilt sah er stattlich aus und er strahlte die Würde eines Berglords aus. Aber ich wagte nicht, mich näher mit ihm zu unterhalten. Zu viele Ohren könnten es hören.
Ich sah mich nach Fionn um, doch er kümmerte sich noch immer um Rakhaila. Ebenso Aliciane. Ich seufzte, denn gern hätte ich jetzt einen von ihnen in den Arm genommen und mich ihrer Stärke versichert.
„Nico kommt zurück!“
Der Ruf schreckte mich aus meinen Gedanken.
Ich stürmte vor die Tür und tatsächlich… da war er. „Und?“ drängte ich ihn.
„Hastur hat die Botschaft gelesen. Ich habe keine Antwort erhalten. Aber da war ein seltsamer Bote, vermummt bis über die Augenbrauen, der lungerte da herum und sagte, er sei der Besitzer dieses Kotzsteines.“
„Ahhh…“
Aber das wir keine Reaktion auf den Brief der Domna bekommen hatten, verunsicherte mich noch mehr.
Plötzlich flimmerte die Luft und jemand rief meinen Namen. „Zauberei!“
Nicht noch mehr! Ich hab genug!
Da erschein der Hastur, endlich. Aber ich konnte durch ihn hindurchgreifen. Es war lediglich eine Projektion seines wahren selbst. Bläulich schimmerte es um ihn herum. Mir taten geradewegs die Augen weh (OT: Der Hastur trug eine aus blauen outtime-Bändern zusammengeflichte Perücke! Es war fürchterlich für die Augen!!! *lol*).
Corran di Asturien, sagte seine verzerrte Stimme. Ich bitte um eine Unterredung
Fionn MacEllinen:
Da war die aus Verbandsmaterial und einem Besenstiel zusammengeschusterte Parlamentärsflagge wohl nicht auf taube Ohren gestoßen. So schnell hatte niemand mit einer Antwort gewartet. Fionn hastete vor die Tür, und leicht, so leicht und selbstverständlich haftete er sich in Corrans Kopf fest um dem Gespräch mit dem Hastur zu folgen.
Das vertrauen seines Lords war für beide keine große Sache mehr, aber ab und an schien es immer noch wie ein Wunder.
Corran, ich Hastur von Carcosa…
Als könne man den Namen und dieses Gesicht je vergessen. Er war es doch gewesen, der sie hierher getrieben hatte. Schuld an allem. Er hielt Aldaran gefangen, was dessen Tochter zu solchen Dummheiten trieb. Er war auch Schuld das Asturien nun blutete und gefahrlief überrannt und eingenommen zu werden. Er war an allem Schuld….
Fionn biß sich auf die Zähne und lauschte der Laranprojektion.
Natürlich wagte sich Hastur nicht selbst her, sondern bemühte seine Leronyn. Feigling der er war.
Ich wünsche ein Gespräch. Mit dir und drei deiner Mannen, aber weder Storn noch Aldaran will ich dort sehen. Nur dich, keine Leronyn…
Fionn zuckte mit den Schultern. Sollte Corran das versprechen, würde die Matrix in ihrem Beutel bleiben. Ihn aber allein gehen zu lassen kam für ihn gar nicht in Frage.
Drei Männer. Keine Leronyn. Mein Blick huschte zu Fionn. Nein, ich würde ihn nicht zurücklassen. Er würde an meiner Seite stehen, so sicher wie der Schnee im nächsten Winter.
Keiner von hohem Blut! fügte ich an.
Hastur überlegte. In Ordnung. Ih lade dich ein nach Armida zu kommen.
Ich lachte. In deiner Höhle? Nein! Ich will einen neutralen Ort. In drei Stunden am See von Mariposa!
In Ordnung. Wie geht es der Dame Elhalyn?
Ihr geht es gut.
Ich wünsche mich persönlich davon zu überzeugen!
Dem stand nicht im Wege. Die Reichweite des Dämpfers genügte. Ich befahl die Domna nach draußen zu bringen und natürlich versuchte sie sofort Kontakt mit Hastur aufzunehmen. So stand es also um ihr Wort. Ich traute ihr keinen Iota mehr über den Weg. Vor allem nicht, seitdem ich mich doch noch einmal zu ihr gesetzt hatte, um ihr die verwandtschaftlichen Beziehungen unserer beiden Häuser näher zu bringen. Musste man ihr wirklich sagen, dass der Erbprinz Asturiens eine Elhalyn gereitet hatte?
Ich gebe zu, in dem Moment hatte ich versucht sie auf unsere Seite zu ziehen, doch sie begann von dem „ehrlosen Pack“ zu reden, das Aldaran in die Schlacht folgte.
Niemand beleidigte meine Ehre ungestraft. So war ich aufgestanden und gegangen. Sollte sie versauern in ihrer Kammer.
Wie du siehst geht es ihr gut. Ist das Treffen beschlossen? verlangte ich zu wissen.
Ich werde dort sein.
Der Hastur verschwand und ich erkannte, wie schwerwiegend seine Forderung war. Fionn würde bei mir sein, aber keiner unserer Bündnispartner. Aldones…
Fionn MacEllinen:
Das Bild verschwamm vor ihren Augen und Fionn sah in die gespannten Gesichter ihrer Bündnispartner. „Die Forderung ist schon eine ziemliche Frechheit. Aber von Hastur kann man ja nichts anderes erwarten… Storn und Aldaran auszuschließen bedeutet nichts weiter, als daß er nicht akzeptiert, wie viele sich hier gegen ihn zusammengeschlossen haben.“, sagte er, hörte ähnliches aus den anderen Mündern und schließlich hockte man sich zusammen um zu überlegen, wie man des Hasturs Pläne unterwandern konnte.
Natürlich ohne je dabei sein Gesicht zu verlieren, schließlich hatte Corran sein Versprechen gegeben. Gavin Storn war sichtlich beleidigt, und zum Glück forderte niemand einen Repräsentanten für das Haus Aldaran.
Damisela Rakhaila war grade nicht in der rechten Verfassung dafür, und Fionn konnte nur hoffen sie lausche den Worten ihrer Tante.
Schließlich kristallisierte sich so etwas wie ein Plan heraus. Edric Storn, nedestro Bruder von Gavin beugte das Knie vor Corran und schloß sich kurzerhand Asturien an. Zudem würde der Hauptmann der Bogenschützen sie begleiten… die Sache war entschieden.
Doch noch war unklar, wie man mit Erlend und Damisela Rakhaila verfahren sollte…
Fionn holte Aliciane und ließ sich berichten. Dem Mädchen war kaum etwas beizubringen, solange sie Erlend an ihrer Seite wußte.
Der Kerl mußte weg… und da gab es doch noch diesen Kotzstein…
Tapfer nahm Aliciane ihn zur Hand und ging zurück in die Kemenate. Fionn blieb in ihrem Rücken. Sie trat ein, rief Erlend beim Namen und als dieser aufsah drückte sie ab…
Ein seltsames Geräusch erschallte und zum ersten Mal würde Fionn der Effektivität dieser Waffe ansichtig, als Erlend auf der Stelle bewußtlos zusammensank. Kühl und gelassen, der Härte dieser Aktion voll bewußt, händigte Aliciane die Waffe Fionn aus und blieb bei Rakhaila zurück.
Mit Baraks Hilfe packte er ihn und schleppte ihn in den Keller, wo er gefesselt und unter Bewachung zurückgelassen wurde.
Das Spiel für diesen Kerl, der sich zuvor als Jorics Bastard entpuppt hatte, war hiermit zu Ende. Nun würde Rakhaila vielleicht wieder zuhören können und zur Besinnung kommen, derweil man Corran zum Heerführer Aldarans machte um die Hauptpartei nicht schwächelnd vor dem Hastur zu finden…
Corran di Asturien:
Heerführer. Mir gefiel die ganze Sache nicht. An Damisela Rakhailas Stelle vertrat ich nun Aldarans Interessen, aber ich konnte nicht für Lord Aldaran entscheiden. Egal, was Hastur mit mir zu bereden hatte, ich musste dies immer im Hinterkopf behalten.
Ich sah zu wie Fionn wieder im Lager verschwand, blieb selber aber vor der Tür und ging unruhig auf und ab.
Plötzlich näherte sich ein Fremder. Er war unbemerkt an allen Wachen vorbeigekommen. Ich zog mein Schwert und trat auf ihn zu.
„HE DA!“ rief ich. „Was willst du hier?“
“Ich bin auf der Suche…“ kam es leise unter der Kapuze hervor. So leide, dass ich kaum etwas verstand. „Was sucht Ihr?“
“Einen Gegenstand…“
Da war etwas. Ich spürte etwas. Etwas, das nichts mit dem Fremden hier zu tun hatte.
Fionn?
„Er ist mir sehr wichtig. Ich benötige ihn wieder…“
Ich fühlte nichts. Leere.
„Aldones!“
Fionn MacEllinen:
Fionn war nachsehen gegangen, wie es Erlend erging. Doch kaum betrat er den kleinen, dunklen Keller, sah er nur noch eines. Barak, der treue Asturienhauptmann, der sich den Kotzstein an seine Schläfe hielt und abdrückte, und sogleich zu Boden sank…
„Mistvieh!“ Fionn brüllte und stürzte sich auf den noch gefesselten, aber wieder zu Bewußtsein gekommenen Erlend. Seines Larans hatte er sich bedient um einen Fluchtversuch zu unternehmen.
„Hilfe!“ Fionn brüllte aus Leibeskraft und stürzte sich auf den Verräter, bemerkte noch, dass Gavin Storn die Treppe hinabstürzte. Erlend aber hatte sich wahrlich gut erholt bekam ihn zu fassen, würgte ihn… und schließlich trat Fionn ein Strahl aus dem Kotzstein und die Welt wurde dunkel!
Corran! Das war sein letzter Gedanke…
Corran di Asturien:
„Er steht hinter der Tür!“ Nicolo jappste nach Luft. Etwas hatte ihn getroffen und er ging zu Boden. Ich stürzte zur Seite und drückte mich an den linken Türrahmen. Immer wieder warf ich Blicke in den Raum, suchte den Verbrecher. Es war Erlend.
„Elender Bastard! Verräterischer Hund!“
Wut durchfuhr mich, Sorge… was war mit Fionn? Wo war Aliciane? Ging es ihnen gut oder hatte er sie bereits getötet?
Ich konnte nicht denken, vor meinen Augen schien sich blutrote Farbe auszubreiten. Wieder beugte ich mich vor, sah wieder Erlend und plötzlich stand Jacosta Elhalyn im Türrahmen.
Eine Falle. Er lässt sie vorgehen.
Ich wich nach links, aber es war zu spät. Unter dem Arm der Elhalyn durch, zielte Erlend mit dem Kotzstein auf mich. Ich holte mit dem Schwert aus, traf ihn an der Hand, aber die Klinge musste abgeglitten sein, denn plötzlich fühlte ich, wie mir übel wurde und ich zu Boden sank.
Fionn MacEllinen:
… eine ganze Weile später…
Fionn kam zu sich, doch bevor auch nur ein klarer Gedanke seinen Kopf erfüllte, stülpte sich sein Magen um und er erbrach sich, wie ein jämmerlicher Schwächling. Immer und immer wieder, bis nichts mehr aus seinem Inneren drang als reine Galle. Husten und sprotzend kam er langsam auf die Füße, sah, daß es Gavin nicht besser ergangen war… dachte an seinen Lord und tastete nach seinem Schwert. Es war verschwunden.
„Verdammt und zugenäht!“ Schmerz durchzuckte seinen Arm, das Mädchen aus Hammerfell hatte eine Wunde wohl notdürftig verbundnen. Viel schlimmer aber war die Leere in seinem Kopf, welche größeren Schmerz und noch schlimmere Furcht mit sich brachte.
„Corran?“
Keine Antwort. Er tastete sich seinen Weg aus dem Keller, sah sich draußen um und fand sich einer Katastrophe gegenüber. Alle lagen danieder, nur die Frauen huschten noch, erschrocken und aufgepeitscht durch den Raum.
„Corran?“
Er fand den leblosen Körper seines Lords im hinteren Teil des Lagers, ohne eine Wunde, ein Anzeichen irgendeiner Verletzung, aber auch ohne aber auch ohne einen Funken wachen Geistes… Er fühlte sich erbärmlich. Gänzlich unmöglich hier Laran zu benutzen um seinen Mann zu wecken, oder sich auch nur zu vergewissern, daß er wohlbehalten war.
So blieb ihm nur das schwache Ausharren, das Beobachten der Miene, und streichen durch verschwitztes, dunkles Haar… die Wache an seiner leblosen Seite.
Corran, mein Herz… komm zu dir!
Wie aus weiter Ferne nahm Fionn Dinge war, die gleich neben ihm geschahen.
„Erlend ist geflohen, wir sind völlig wehrlos. – Er hat alle mit diesem Zauberding ausgeschaltet. – Restlos alle…“
Ein stolpernder Söldner aus den Reihen Storns kippte Wasser über den Kopf Dom Corrans…
Corran di Asturien:
Ich war völlig weggetreten. Ich spürte nichts. Weder, wie man meinen Körper von draußen nach drinnen brachte, noch merkte ich, wie mir plötzlich das Wasser über den Schädel floß und meine Schulter durchnässte. Ich spürte auch nicht Fionn, der neben mir ausharrte und mich schützte.
Es verging geraume Zeit, bis ich merkte, wie mir die Galle hochkam. Ich blinzelte, würgte und stemmte mich nach oben. Jemand hielt mir eine Schüssel hin und kotzte alles aus, was in meinem Magen war. Und noch viel mehr, vermutete ich dem Geschmack nach zu urteilen, der sich auf meiner Zunge bildete. Ich hustete mir die Lunge aus dem Leib und endlich kam ich wieder dazu einen klaren Gedanken zu fassen.
„Was ist…? Was ist passiert?“ brachte ich hervor und versuchte mich auf die Beine zu bringen.
Erlend war geflohen. Jacosta befand sich nicht mehr in unserer Hand. Doch mein erster Gedanke war das Treffen mit Hastur.
„Wir müssen nach Mariposa“, keuchte ich und griff nach Fionns Hand. Als ich den Blick hob und in sein Gesicht sah, wurde mir bewusst, welche Ängste er durchgestanden hatte. „Es geht mir gut“, sagte ich leise.
Fionn MacEllinen:
„Aye!“ Fionn drückte Corrans Hand fest. So war es wohl. Ihnen war nichts geschehen außer diesem Kotzstein… doch Fionn wollte diese Waffe nun nur noch fort wissen.
Hand in Hand standen sie einen Moment da, bar aller Fassade, die sonst ihrer Herzen trennte, dann aber griff das Chaos im Lager wieder um sich.
Als einzigen schien es den Stornschen Söldner nicht von den Füßen gerissen zu haben und erstattete geflissentlich Bericht.
„Erlend hat sich davon machen wollen, aber ich bekam ihn zu fassen und schlug ihn nieder. Ich warf ihn in den Brunnen und danach…“
„Habt ihr mein Schwert auch mit ihm hineingeworfen?“ Fionn vermißte immer noch seine Waffe und wußte, ohne sie fühlte man sich unwohl, wenn man im Geiste GreenScarps erzogen worden war.
„Er hatte kein Schwert bei sich?“
„Er hatte meines… es muß hier irgendwo sein!“ Fionn sah sich um, doch es war erst nicht zu entdecken und Barak war bereits dabei ihm eines seiner Messer zu leihen. Wenigstens eine Klinge… seine Hand schloß sich um den Griff.
„Was ist mit dem Kotzstein?“
„Der liegt auch im Brunnen!“
„Welcher Brunnen?“
„Dahinten…“
Der Söldner wies in die Ferne…
… und aus Fionns Rücken drangen Stimmen die zum Aufbruch drängten. Hastur erwartete sie bereits und er würde sicherlich nicht lange warten, sollten sie sich verspäten.
„Mein Schwert?“ Gehetzt sah sich Fionn um und entdeckte es schließlich, seltsamer weise lag es weit ab vom Ort des Geschehens ruhig an einer Wand. Als wäre es nicht wichtig…
Grimmig nahm er es auf, steckte es zurück in die Scheide und gab Barak die Leihwaffe zurück.
„Nun denn, brechen wir auf?“ Edric Storn drängelte.
Keine Zeit um sich zu vergewissern das Erlend wirklich ein rasches Ende im Brunnenschacht genommen hatte. Keine Zeit mehr sich lang der Sicherheit der Frauen zu vergewissern.
„Barak, Nicolo… ihr weicht den Frauen nicht von der Seite!“
„Aye, Sir!“
Dann bestiegen sie ihre Pferde…
Tua schien Fionn genauso nervös wie er selbst, aber was brachte es zu Hadern. Es galt dem Hastur die Stirn zu bieten… womit, daß war allerdings fraglich. Aus ihren Reihen war Knochenwasserstaub auf Hastursche Truppen geregnet, sie hatten sich von einem Verräter schwächen lassen, sie hatten die einzige Geisel verloren…
Er straffte die Zügel und sie preschten durch die Wälder Altons gen Mariposa See.
Corran di Asturien:
Wir erreichten den neutralen Verhandlungsort und ließen die Pferde ein gutes Stück zurück. Ebenso die Waffen. Diese legten wir ab, sobald wir dem Hastur und seiner Truppe angesichtig wurden.
Doch kaum hatten wir die Schwerter zur Seite gelegt, als wir schon den ersten Verstoß unserer Abmachungen hinnehmen mussten.
„Ich habe gesagt, niemand von hohem Blute!“ donnerte ich und deutete auf den jungen Giley Ardais. „Wenn er bleibt, gehen wir!“
Hastur musste sich fügen. Er schickte den jungen Ardais fort. Blieb ihm noch sein getreuer Friedensmann. Merryl… Dann aber wurde Jerome Edric angesichtig.
„Und ich habe verlangt keinen Storn!“
„Er steht in meinen Diensten. Er ist ein Mann Asturiens.“
„Aber er ist ein Storn.“
„Aye!“
„Dann schick ihn weg.“
„Nein, er ist einer meiner Männer. Er ist Storn-nedestro, und er steht unter meinem Eid.“
„Aber er ist Storn!“
Meine Lippen kräuselten sich. „Aye…“ erwiderte ich ruhig und mein Blick bohrte sich in Jeromes Augen. „Aber er steht in meinen Diensten.“
„Was sagt mir, dass er nicht das Laran der Storns besitzt?“
Ich wölbte eine Braue. Was sollte das?
„Er ist einer meiner Männer. Wenn dir mein Wort nicht reicht, ist dieses Gespräch zu Ende, bevor es begonnen hat.“
Er musste sich geschlagen geben, neigte den Kopf und wies auf den Verhandlungstisch. Wir nahmen Platz.
Es dauerte eine Weile, bevor er das Wort ergriff. „Ich will Frieden!“
Aldones… wenn es so einfach war, warum hatten wir dann überhaupt Krieg?
Fionn MacEllinen:
Kein Vorwurf, keine Empörung statt dessen trumpfte Hastur auf mit vielen Dingen, die sie nicht in seinem Wissen glaubten.
„Ich will Frieden weil ihr nichts in der Hand habt. Mir kam zu Ohren das meine Verwandte euch entkommen ist… eure Heerführerin ist schwanger…“
Fionn verzog das Gesicht. Das war nicht gut. Woher wußte dieser Kerl das alles… und dann dessen Friedensmann. Einige Züge in seinem Gesicht erschienen ihm bekannt. Wer war dieser Mann…
„Also wäre ich dafür, daß ihr eure Truppen zurückzieht und mit uns überlegt wie wir den Frieden standhaft halten können. Das Aldaran Mädchen braucht einen Mann…“
„Es wäre nie soweit gekommen, wenn ihr nicht ihren Vater in Haft gesetzt hättet.“
„Er hat sich erdreistet den Friedensbund zwischen Hastur und Ardais zu sabotieren… unehrenhaft entführte er den jungen Giley, wollte ihn mit Laranzauber in die Ehe pressen.“
„Ihr habt uns in diesen Kampf gezwungen, unsere familiäre Loyalität über die des Friedens gepreßt!“
„Ja, deswegen spreche ich mit dir, Corran. Ich will Asturien sprechen… ich will, daß Asturien mir zusichert, daß ein Frieden möglich ist. Niederlegung aller Kriegstätigkeiten und ein Hasturmann für die kleine Aldaran…“
Fionn wußte was kommen mußte. Wen glaubte der arrogante Hastur eigentlich hier vor sich zu haben. Er spürte Corran Zorn bereits aufwallen… und bar aller Kraft stemmte er nicht dagegen an, sondern nahm ihn für sich und schlug auf den Tisch.
„Dies ist Corran di Asturien, er spricht im Namen der Aldaran Allianz…“
„Aber ich will mit Asturien sprechen…“
Corran di Asturien:
„Asturien hat hier nichts zu sagen. Ich spreche im Moment für die Truppen und Befehlshaber Aldarans, nicht für meinen König!“
„Dann sichert mir dies zu und Aldaran wird freikommen.“
„Und was dann?“ Ich verzog höhnisch das Gesicht. „Was dann? Was wenn Aldaran sich nicht an das hält, was ich dir nun im Namen seiner Soldaten sage? Ich spreche nicht für den Lord Aldaran. Alles was dies betrifft, muss Joric selber entscheiden! Laß mich mit ihm reden.“
„Komm nach Carcosa und ich gewähre es dir.“
„Nach Carcosa?! Bring Aldaran her und dann rede ich mit ihm! Wenn er zustimmt, dann wird es Frieden geben, nicht anders!“
Immer wieder flüsterte Hastur mit seinem Friedensmann. Er rührte sich zwar nicht, aber ich spürte, dass hier Laran am Werke war.
Ich beriet mich derweil mit Fionn und Edric. Beide waren meiner Meinung. Aldaran musste für sich selbst entscheiden. Wir konnten hier auf keinen Frieden eingehen, kein Wort geben, wenn Aldaran für sich entschied, dass es nichts wert war und sich darüber hinwegsetzte.
Fionn MacEllinen:
„Völlig unmöglich. Ich kann und will ihn nicht herschaffen, ich will Zusage von dir Corran!“
Fionn rieb sich die Schläfen. Irgendwie schien Hastur nicht einsehen zu wollen, das Corran viel versprechen, aber lange nicht den Frieden garantieren konnte. Allein schon, weil Joric Aldaran toben würde wie ein Berserker, wenn er von den Umständen erfuhr in die Rakhaila sich gebracht hatte und vor denen niemand sie beschützt hatte…
Dann schlug es Fionn fast zur Seite, Edric taumelte am Tisch und auch die Hasturs schienen den Schlag gespürt zu haben…
(SL Ansage: Alle Telepathen bekommen eine Mentale Ohrfeige, weil Domenic Hastur eine rote Kugel gezogen hat… das halbe Heer auf beiden Seiten liegt danieder. Das was ihr fühlt ist die Druckwelle…)
„Laßt uns mit ihm sprechen, vai dom!“, versuchte es Fionn wieder. „Dom Corran kann doch für nichts entscheiden, was allein Aldaran betrifft… und ihr wollt euch gewiß um euren Sohn kümmern…“
Doch es bewegte sich nichts, und Fionn war nur froh das Corrans Ruhe soweit reichte dem Hastur nicht doch noch sein Ehrenwort entgegenzubrüllen, weil seine diplomatische Geduld am Ende war.
Edric aber sah, was auch Fionn sah und so waren es seine Worte, die die Handlungen folgen ließen. „Gehen wir… es bringt doch nichts…“
Die drei Männer standen auf und gingen, den Bogenschützen hinter sich…
Kein Frieden, nein, sicher nicht. Dafür aber würden sie eilig heimkehren und sehen, ob die Schwäche des Heeres ihnen nicht einen Vorteil bringen würde.
Barak Mac Duvic
Dom Corran zog nun mit seinen Mann gen Mariposa See und ließ uns mit den Frauen zurück. Anfangs war es noch sehr ruhig, doch urplötzlich ein Geschrei und Gekreische aus der Frauenkemenate. Domna Aliciane rief nur noch "Haltet sie!" und die kleine Alderan kam scho wild plärrend und fuchtelnd auf uns zu.
Nico stemmte sich sogleich in die Tür und ich versuchte das einer wild gewordenen Katze ähnelnde Mädchen zu greifen zu bekommen. Richtig hinlangen traute man sich ja ned wirklich, weil wehe dem Kind passiert was.
Nico und ich schafften es aber dennoch sie unter den Armen zu packen und sie schrie wie besessen lasst mich los. Wir redeten so gut es ging beschwichtigend auf sie ein und plötzlich ließen unser beider Arme nach und wir mussten sie wie unter Zwang loslassen als wäre es uns Befohlen worden und unsere Füße waren schwer wie Blei.
Verdutzt sahen wir der Flüchtenden nach und Domna Alicane sah wohl das entsetzen in unseren Gesichtern und sagte nur noch: Mannen ihr könnt nichts dafür, der Befehlstimme entkommt keiner.
Corran di Asturien:
Während wir diesen unsinnigen Gesprächen gelauscht hatten, hielten Barak und Nicolo gemeinsam mit den Frauen Stellung im Lager.
Soweit ich wusste, tröstete Aliciane Rakhaila, die über den Tod von Erlend nicht hinweg kommen wollte. Trauer war etwas Schreckliches, ich konnte es nachvollziehen. Aber insgeheim war ich froh, dass wir dieses intrigante Arschloch losgeworden waren (Anm. genial gespielt von Caillean!!).
Es dauerte lange, bis wir wieder zurück waren und als wir ins Lager geritten kamen, erwartete uns schon die nächste böse Überraschung. Rakhaila war getürmt.
„Die is auf einmal die Treppe runtergestürmt, Sir!“ stammelte Nico. Barak nickte heftig.
„Lasst mich raus hat se gebrüllt. Nö, ham wir gesagt. Da hat se noch mal gebrüllt und wir ham wieder Nö gesagt. Auf einmal hat se’s innem Ton gebrüllt, da konnten wir nich anders! Also simmer zur Seite und se is getürmt.“ (OT: Anwendung der Befehlsstimme von Rakhaila).
Ich ballte die Fäuste. „Wo ist sie hin?“ knurrte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen.
Erst die Elhalyn, jetzt Rakhaila. Scheinbar konnten wir keine Frau länger als nötig in unserem Lager halten. Ich sah mich suchend nach Aliciane um und erkannte erleichtert, dass sie noch da war. Ich nickte ihr zu, bemerkte aber dann, dass Gavin fehlte.
„Wo ist Storn?“
“Mit ihr… Richtung Mariposa. Sie wollten zu den Verhandlungen.“
„Wir hätten sie sehn müssen“, wandte Edric ein.
„Wenn sie sich fürchteten und nur die Pferde gehört und sich ins Gebäusch geschlagen haben, konnten wir niemanden sehn“, erwiderte ich. „Also… zurück nach Mariposa. Wir müssen sie finden.“
Fionn MacEllinen:
(Hin und wieder zurück!... diesmal nicht von Bilbo Beutlin)
Also machten sie sich auf die Suche nach dem Mädchen und fanden sie, wie bereits vermutet an der Stelle, wo das Gras noch plattgetreten war von dem Versuch mit Hastur vernünftig zu Reden… Gavin Storn stand bei ihr, ziemlich verwirrt und ärgerlich, wie es Fionn schien, vermutlich, weil Rakhaila sich einfach nichts sagen lassen wollte.
Sie wollte erst nicht mitgehen, aber was blieb ihr schon übrig? Die Verhandlungen waren beendet, ihr Liebhaber war tot… ihr Vater noch immer in Gefangenschaft.
„Ich will zu Erlend… wo ist er?“
Es war doch deutlich gewesen was geschehen war, doch Rakhaila, ihren Bauch streichelnd stand wohl unter Schock.
„Erlend ist tot, Damisela…“ Fionn packte die schonungslose Wahrheit auf den Tisch. Wenn sie nicht verstand, dann würde es in einer Katastrophe enden… was brachte es da noch zögerlich und höflich zu sein? Rein gar nichts…
Er führte sie, leicht seinen Arm um ihre Schultern gelegt zum Pferd und redete auf sie ein… wobei die sichtbaren Tränen noch das harmloseste waren, und allein sie rührten ihn schon zutiefst.
„Mag sein der Hastur gibt euren Vater frei, oder läßt uns zu ihm. Ihr solltet euch fassen… und anfangen zu begreifen wer dieser Mann war. Nichts als der Bastard eures eigenen Vaters. Er wollte nicht euch, er wollte Aldaran. Ihr wart nur sein Spielzeug! Wenn er bekommen hätte was er wollte… beruhigt euch, seht der Wahrheit ins Gesicht und überlegt, was ihr eurem Vater sagen werdet, wenn wir ihn befreit haben.“
Sie schluchzte, kreischte und es war ein schwieriges Unterfangen sie heimzubringen….
Barak Mac Duvic
Nico und ich fühlten uns gar nicht wohl in unserer Haut, aber die Befehlsstimme hab ich an dem Tag ja nun schon zum zweiten mal abbekommen. Erst der verräterische Erlend, der mich zwang in diesen Kotzstein zu sehen und jetzt auch noch die Aldaran. Was war das nur für ein seltsamer Krieg. Langsam wünschte ich mir trotz schmerzender Gelenke einen klaren Kampf auf dem Feld, als diesen wirren Weibshaufen im Stabszelt. Nico und ich gingen vor die Tür und wollten nach den von den Storn gedungenen Söldner sehen als wir plötzlich von hinten kurz noch das fauchende Geräusch dieses verfluchten Kotzsteines hörten. Plumps und Finster ward's.
Ich wurde wach und mir war schlecht. Ich fühlte mich wie ein trächtiges Weib das zu Anfang nur am speihen ist, doch etwas war anders, bei Zandrus Eiern was tat mir der Schädel weh! Hab ich mir den angeschlagen als ich zu Boden ging? Kann ned sein, denn ich lag auf dem Bauch und oben auf der Schädelplatte prangte ein furchtbares Horn. Hat mich wer niedergeschlagen während ich eh nix mitbekam? Auch Nico richtete sich langsam pumpend auf und rieb sich den Kopf. Bei Aldones und allen Göttern, ich sah mich um und entdeckte alle die sich um uns herum befanden am Boden liegend, ein paar Frauen eilten herbei und schleppten uns ins Stabszelt. Er sah aus als ob die Schlacht eben hier drin geführt worden war. Die Bänke umgestoßen, der Kartentisch verwüstet. Wo war dieser Stornsöldner als wir hinausgingen? Er lag noch da, na warte Bürschchen, ich durchsuchte seine Waffentasche und siehe da "Der Kotzstein!" Flugs den Mann gefesselt und versucht zu verhören, doch auch er hatte ne Beule und versank ganz schnell wieder in Bewusstlosigkeit. Doch schon hörten wir das stampfen unserer Schlachtrösser, der Herr kommt zurück!
Corran di Asturien:
Es war ein heilloses Durcheinander, dessen wir angesichtig wurden. Sorge durchflutete mich, doch Aliciane ging es gut. Sie war das teuerste Gut, das ich zurücklassen musste. Doch sie schien alles bestens im Griff zu haben. Stolz ging ich zu ihr und legte einen Arm um ihre schmale Schultern. „Alles in Ordnung?“
Sie nickte und erzählte in knappen Worten, was vorgefallen war. Ich betrachtete den gefesselten Söldner und entschied, dass ich mit ihm nicht wirklich etwas anfangen konnte. Rakhaila saß an der Seite und bevor wir dieser Lage auch nur annähernd Herr werden konnten, klopfte es an der Tür. Barak eilte hinüber und öffnete sie.
Ich wurde bleich, als ich erkannte, wer davor stand. Hastur hatte Aldaran gehen lassen!
Es war tatsächlich Joric!
„Bei allen Göttern!“
Ich spürte, wie mein Herz einen Augenblick aussetzte und wie Sinn und Sinnlosigkeit dieses Krieges auf einmal auf mich einprasselte. Ich wandte mich zu Fionn und schüttelte den Kopf. Ich konnte es nicht glauben…
Fionn MacEllinen:
„Dom Aldaran…“ Fionn konnte es kaum fassen. Warum war der jetzt hier, was sollte das…
Ein Blick in das grinsende Gesicht Hasturs, der es doch wirklich gewagt hatte ihr Lager zu betreten.
Irgendwas geht hier vor, das stinkt doch… erst dieses blöde Verhalten bei den Verhandlungen und nun gibt er sein Pfand frei… ohne auch nur einen Grund dafür zu haben.
Da Hastur auch sogleich einen Blick auf die zerstörte Truppenplanung und das Chaos im Lager werfen konnte machte sich Fionn kaum noch Hoffnungen auf ein ehrliches Ende…
„Ist es vorbei?“
Aldaran nickte, trat ein, dankte ihnen und wand sich dann seiner Tochter zu. Heulend warf sie sich ihm vor die Knie, schluchzte und wimmerte um Verzeihung…
Ein Händedruck, ein Dank, ein Versprechen, dass er das was ich für ihn getan hatte, nicht vergessen werden würde.
Das war Joric Aldaran.
Ich stand ein wenig verdattert und würdelos herum, bis ich mich fing und nach draußen ging. Den anderen gab ich ein Zeichen, sie folgten mir.
Der Krieg war vorbei. Aldaran war frei.
Und mein Land? Was war mit meinem Sohn?
Ich spürte die Unruhe und sie verging nicht so leicht. Wir warteten und erhielten eine Einladung von Hastur. Joric nahm sie an. Am Abend würden wir auf Armida weilen. Im Hause der Altons.
Nun, warum nicht? Zumindest besser als eine weitere nutzlose Nacht auf einem feuchten Lager. Also stimmte ich zu. Herrschaftlich konnte man unseren Einzug nach Armida nennen. Man teilte uns Zimmer zu und ließ uns ausruhen, doch dann erfuhren wir von den Bedingungen des Friedens.
Aldaran hatte zugestimmt, seine Tochter einem Delleray zu geben. Was er allerdings verschwiegen (oder nicht gewusst) hatte war, dass der Knabe gerade einmal 13 Jahre zählte und nicht gerade als angemessener Gatte für Rakhaila angesehen werden konnte.
Gavin und Edric Storn traten an mich heran und ich stimmte einer Unterredung zu. Fionn, Barak, Nicolo und selbst Aliciane nahmen daran teil. Eine ruhige Ecke wurde ausgesucht und wir begannen die Möglichkeiten zu diskutieren.
„Wenn Aldaran das wirklich durchzieht, dann wird er nicht mehr lange leben“, warf Edric ein.
Ich stimmte zu. „Das ist eine Farce. Aber wer fällt uns ein?“
Namen wurden hin und hergewälzt und am Ende blieben wir bei Leonard Alton hängen. Es gab keine andere Möglichkeit. Alton war zumindest jemand, der für sich selber dachte und sich nicht so ohne weiteres dem Hastur unterordnete.
Denn würde Joric sterben, würde Rakhailas Gatte herrschen. Oder eher der, der die Hand über ihn hielt. Und Unfälle geschahen… wir mussten etwas unternehmen.
Zu unserem Leidwesen stießen wir mit diesen Worten bei Joric auf taube Ohren. Wir hatten ihn aufgesucht, noch vor dem Abendessen. Aber er wollte nichts von all dem hören. Verdammter Bergstolz!
Der würde ihn doch noch unter die Erde bringen!
Fionn MacEllinen:
„Domna Alton bittet darum, daß alle Männer ihre Waffen ablegen, ehe sie zum Mahl erscheinen, es soll schließlich ein friedliches Essen mit anschließender Feier werden…“
Immer wieder hörten die Männer Asturiens das gleiche. Fionn sah an sich hinab, dann zu Corran und grinste breit… Ihre Verunsicherung ob eines bröckligen Friedens war groß, und die schnelle Freilassung ließ daran glauben, daß man noch nach Mitteln suchte sie über den Tisch zu ziehen. Aufgrund dessen würde Fionn sicherlich nicht sein Schwert ablegen, ebensowenig wie Corran es tat… selbst daheim war es fast immer mit dabei, oder lehnte in Reichweite. Es war ein heiliges Ding, Corrans Schwert.
„Wenn sie uns nicht reinlassen, essen wir draußen… mit dem Pack an einem Tisch zu sitzen, daran liegt mir eh nichts!“, sagte Fionn entschlossen und nach einem Nicken Corrans war es beschlossene Sache.
Warum sollte man dem Hastur auch trauen, wo er ein Kind, dem kaum ein Barthaar wuchs, an Aldarans Tochter verheiraten wollte…
Grad eben hatte man eilig nach einer Troßdirne gesucht um dem Jungen wenigstens die Grundlagen einer Ehe zu erläutern. Wie unedel und erbärmlich… das Gavin Storn da mitmischte, gefiel ihm ebenso wenig.
Dann würde zum Essen geläutet…
Würdige Gäste waren sie, die di Asturiens, gewaschen zwar, doch das vor Dreck starrende Rüstzeug noch am Leibe.
Aye, wir sind eben Krieger, und wir kommen vom Schlachtfeld…, dachte Fionn. Und die Schlacht schien noch nicht zu Ende….
Corran di Asturien:
„Das Schwert bleibt hier!“
„Ihr werdet es ablegen!“
Ich rollte mit den Augen. Die Domna Alton war kein einfaches Hausmütterchen. Sich ihr zu widersetzen mochte ins Auge gehen. Ich rechnete jeden Moment damit, dass sie mit ihrem Sticknadelarsenal auf mich losging.
Aber bevor es so weit kommen konnte, sprang Hastur persönlich für uns ein und versicherte, dass es sein Wunsch sei, dass ich und meine Männer unsere Schwerter behielten. Fein, ich hätte auch eher draußen gegessen, wie Fionn so schön gesagt hatte.
So allerdings nahmen wir am Tisch Platz und es dauerte nicht lange, da bat Jerome darum, ebenfalls bei uns sitzen zu dürfen. Ich stimmte dem wohl zu, auch wenn ich nicht geneigt war, mir sein Gesicht länger als nötig anzusehen.
Zu allem Überfluss war das Essen eine Zumutung. Jedem außer mir schien es zu schmecken, doch ich kaute nur lange auf dem für mich ungenießbaren Zeug herum.
Aldones sei Dank hatte Fionn die rettende Idee und versorgte mich mit Braten und Teigtaschen. So musste der Lord nicht hungrig bleiben. Ich war ihm mehr als dankbar und ließ so auch den kleinen Streit zwischen ihm und Aliciane unkommentiert. Meine Frau versuchte seit einer halben Ewigkeit ihm feinere Tischmanieren beizubringen. Mir war es gleich. Aus Loyalität hätte ich mich auch noch halb über den Teller gebeugt, aber ich gebe zu, dass ich die strengen Blicke meines Weibes beinahe ebenso fürchtete wie Zandrus eisigste Hölle.
Fionn MacEllinen:
Fionn war müde, so hungrig, daß er vom Essen kaum etwas schmeckte und zudem voller angespannter Gefühle, die er nirgendwo los werden konnte. Also stampfte er sich erst seinen, dann Corrans Suppe in den Mund und selbst als er versuchte gesittet zu essen, mißriet es.
Solche Dinge fielen ihm schwer, und Hastur hatte sich solchen Respekt auch gar nicht verdient… sollten sie doch denken was sie wollten. Ergötzten sie sich doch scheinbar sehr an dem übergeordneten Tisch wo nun das Brautpaar saß…
Die ängstlichen Blicke des Jungen zerrten an Fionns Nerven.
Verdammt noch eins, das gibt keine Hochzeit, das gibt eine Vergewaltigung… Rakhaila trauert, der kleine Raymond fürchtet sich… wie können all diese Comyn hier sitzen und sich darüber freuen? Hielten sie sich nicht sonst auch für so sensible Geschöpfe?
Aliciane plapperte mit dem Bewahrer und sah ihn immer wieder strafend an, gar nicht bemerkend, daß die Anwesenheit des Rotrocks ihren Gatten ebenso streßte, wie es das Brautpaar mit Fionn tat.
Aldaran hat es nicht verdient… er muß… ja, was wenn er unter der Gefangenschaft so gelitten hat, daß er nun zu allem Ja sagt, nur um die Freiheit nicht wieder missen zu müssen?
Fionns Gesicht verzog sich abermals, und dann sah er zu Aliciane, die einen ebenso langen Blick auf ihren Bruder warf.
Geh und rede mit ihm, Mylady… bitte…, sandte Fionn über den Tisch hinweg und an seinem Lord vorbei, aber er konnte nicht länger still sitzen. Irgendetwas mußte doch an diesem Debakel noch zu ändern sein. Gab es denn wirklich nicht einen Mann in den Häusern der Hasturallianz, dem zu trauen war?
„Ich gehe und rede mal mit Joric…“, entschlossen erhob sich Aliciane und Fionn sah ihr dankbar nach.
Mochte die Schwester beim Bruder erreichen, was uns scheinbar verwehrt war. Ich fühlte, wie eng mein Hals mir wurde. Hastur stand an unseren Grenzen und auch wenn er jetzt einen freundlichen und friedfertigen Eindruck machte, so glaubte ich nicht, dass es ewig so bleiben würde.
Unser einziger Verbündeter war Aldaran. Und wenn er starb und Hastur über Rakhailas Mann auch noch diese Domäne einsackte, würden wir diejenigen sein, die als nächstes dran wären.
Ich konnte Caleb schon hören, der mir heftige Vorwürfe machte. Nicht, weil wir in den Krieg eingegriffen hatten. Er verstand, dass ich nicht anders hatte handeln können. Mir war dieser Krieg und dieses Bündnis aufgezwungen worden. Einzig, um Hastur aus seiner Gefangenschaft zu befreien, war ich damals in Lanister darauf eingegangen. Zudem war da noch Aliciane… Familienbande waren enger als jeder Treueeid.
Doch nun würde ich mich rechtfertigen müssen. Warum nur hatte ich zugelassen, dass Hastur seine Finger immer weiter ausstreckte? Ich musste es auf irgendeine Art und Weise verhindern.
Aliciane kam zurück und zuckte lediglich mit den Schultern. Scheinbar hatte sie nicht wirklich etwas erreicht. Ich strich ihr sanft über den Arm und lächelte ihr aufmunternd zu. Also mussten wir es doch noch einmal selber versuchen.
Joric war in keiner guten Stimmung. Er spürte wohl, dass wir ihn drängten.
„Joric…“ versuchte ich es eindringlich. „Unfälle geschehen. Was, wenn dir einer zustößt? Ein Sturz vom Pferd, von der Treppe? Ein Mahl, das du nicht vertragen hast?“
„Ja, Unfälle passieren. Auch dem jungen Delleray könnte etwas zustoßen!“ beharrte er.
„Dann wären wir wieder genau da, wo wir vorher waren! Joric, es muss JETZT etwas geschehen. Jetzt müssen wir die Weichen stellen. Lehne die Wahl des Bräutigams ab!“
„Das Glück meiner Tochter geht mir über mein eigenes Leben, Corran! Wenn sie sagt, dass sie ihn heiraten will, dann soll es so sein!“
„Uns alle bringst du in Gefahr. Wenn Hastur erst einmal Aldaran hält, dann ist es ein leichtes für ihn auch alle anderen Königreiche und Fürstentümer zu erobern. Ist es das was du willst? Ein Darkover regiert von Hastur von Carcosa?“ Ich wusste, wie verzweifelt meine Stimme klingen musste und wie gehetzt mein Blick aussehen musste. Aber was konnten wir sonst tun?
„Überlege es dir, ich bitte dich.“
Fionn MacEllinen:
Fionn stand dabei, lauschte und Trauer drückte sich um sein Herz. Trauer um diesen einst so starken Lord… nun schien er kaum noch mehr als ein Schatten seiner selbst.
„Es läuft also darauf hinaus,“ mischte er sich letztlich ein, „das entweder ihr oder der Junge eines frühen Todes sterbt. Warum es dann erst soweit kommen lassen? Setzt jetzt einen Punk, Dom Aldaran. Sagt nein, sagt, ihr wollt das wie versprochen ein Mann für eure Tochter gefunden wird…“
„Nein, sie will den Knaben…“
Oh ja, vielleicht wollte sie ihn wirklich. Aber wäre dies gut für Rakhaila? Sie hatte einmal allein zu regieren versucht und war in Erlends Fänge geraten. Ihrer Domäne hatte dies nicht geschadet… zeitweilig war sie sogar erblüht, doch Frauen vermochten es nicht allein zu handeln. Sie konnten vielleicht mit Witz, mit List und Tücke regieren, aber Kriege führen und mit eigener Hand die Familie verteidigen?
Fionn glaubte nicht daran.
„Dann wird es also wieder Mord geben, danach wieder Krieg… und egal was ihr tut Asturien wird immer wieder mit hineingezogen werden…“ Fionn schüttelte den Kopf.
„Warum riskiert ihr euren eigenen Tod, Dom Aldaran? Wofür? Ist euch damit irgendwie geholfen?“
„Es bleibt dabei!“
Aldaran war unerweichlich. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, daß Hasturs Pläne auch die seinen waren.
Fionn ballte, verborgen vor den Augen der anderen, die Fäuste. Es war nicht zu ertragen. Auf keinen Fall. Sie wollten den Frieden, nicht nur den Anschein dessen und das lauern auf die nächste Gelegenheit alles wieder von vorn zu beginnen.
„Wir sollten uns alle auf das Fest freuen. Geh jetzt, Corran…“ Aldaran wand sich ab. „Es ist Frieden!“
Corran di Asturien:
Als Aldaran gegangen war, spuckte ich aus. „Frieden! Das ist kein Frieden! Das ist eine einzige Farce!“
Mir ging es wie Fionn und ich spürte, dass er auf irgendeine Art und Weise litt. Er sah nicht nur unglücklich aus, mir schien es, als würde etwas in ihm regelrecht brodeln.
Aus irgendeinem Grund, war er unzufriedener mit der Situation als ich.
„Ich gehe und suche Aliciane. Vielleicht kann sie mir etwas mehr sagen. Aber wenn Aldaran sich schon von ihr nicht umstimmen lässt…“
Ich kannte ihn nicht mehr. Nichts an ihm erinnerte im Moment an den Mann, an dessen Kamin ich vor Jahren gesessen hatte, um eine Heirat zu besprechen.
Die langen Jahre der Gefangenschaft hatten ihn tatsächlich verändert. Ebenso Rakhaila. Ich rieb mir die Stirn.
„Wenn gar nichts mehr hilft, müssen wir Hastur erneut herausfordern und an Aldarans Stelle einen Mann für Rakhaila fordern.“
Fionn MacEllinen:
„Aye, das müssen wir wohl… ich hab’s ja gewußt. Hastur zieht uns über den Tisch!“
Fionn sah Corran hinterher, als er zu seiner Frau ging, doch er heftete sich nicht an seine Fersen. Er hatte etwas anders vor. Er kam sich ein wenig wie ein Verräter vor, als er, kaum das Corran ihn nicht mehr sehen konnte, durch die Räumlichkeiten Armidas schlich und nach den Stornbrüdern suchte.
Unterwegs kam er in den Speisesaal wo nur noch wenige Herren und Damen waren, und die Mägde die Spuren des Mahls beseitigten und erhaschte einen Blick auf Dom Ardais.
Selbst noch sehr jung für einen Lord über eine ganze Domäne und für Fionn sicher niemand dem man vertrauen konnte, aber er lauschte, wärend der junge Ardais sich über seinen Schwiegervater empörte.
„Ich stehe völlig unter seine Knute, und nur, weil ich Lilia nicht enttäuschen mag, glaubt er mit mir machen zu können was er will…“
Aye, so ist es wohl. Hastur schafft sich seine Welt aus Marionetten und treu ergebenen Vasallen. Eines Tages werden wir alle nicht mehr als dies sein… wenn wir ihn nicht aufhalten.
Dom Ardais war bereits erwachsen und kam nicht gegen den Hasturlord an. Wie sollte es da wohl dem kleinen Delleray ergehen?
Kurz darauf fand Fionn die Storns und man zog sich in einen relativ ruhigen Bereich Armidas zurück um sich zu beraten.
„Ich bin unzufrieden.“, begann Fionn. „Diese Hochzeit ist nichts als eine Farce, Dom Aldaran spielt mit seinem Tod, als wäre es nicht wichtig…“
Viele Ideen wurden geboren und wieder verworfen. Beide Stronbrüder wären sicherlich bessere Männer für Rakhaila geworden als der, den man angeboten hatte, aber Hastur würde ihnen nicht trauen… und tief in Fionns Hinterkopf bohrte sich eine andere Möglichkeit… doch darüber sagte er noch keinen Ton.
„Was wenn wir Rakhaila ‚entführen’ und einem anderen geben? Joric hat es schon einmal versucht…“
„Nein, es würde ihr einen Mann geben, aber sicher nicht den Frieden.“
„Wir brauchen einen besseren Plan. Wir brauchen einen Hasturmann…“
„Ohne Dom Corran tun wir gar nichts! Fionn… bringt ihn her, laßt uns noch mal mit Aldaran reden… und wenn es nicht hilft, dann mit Hastur selbst. Er hat uns einen Mann versprochen…“
„In Ordnung. Ich hole Corran…“ Fionn lief davon zu den Gemächern die man ihnen zugewiesen hatte, aber er fand Corran nicht.
(Laran funktioniert ja leider nur begrenzt, und Corran verstieg sich, auf seiner Suche nach Fionn dazu einmal ganz laut „Schatz!“ durch das Treppenhaus zu brüllen!)
„Ich komm ja schon…“ Fionns Kopf war brüllend rot und er peinlich berührt, als er Corran schließlich fand… und über das Ergebnis seines Gespräches mit den Stornbrüdern informierte.
Er war auch grad auf der Suche nach mir gewesen. Peinlich… und ich hatte mich nicht wirklich unter Kontrolle. Aldones… ich gab ihm einen Stups und murmelte, dass eh alle Welt glaubte, ich habe nach Aliciane gerufen.
Grinsend ging ich hinter ihm her und ließ mir berichten, was Storn im Sinn hatte. „Aye, lass uns mit Joric ein letztes Mal reden. Und bitten wir den Hastur gleich dazu.“
So kam es, dass wir alle beisammen standen und Aldaran einen besseren Ehemann präsentierten. Zumindest glaubten wir dies.
Hastur wollte davon allerdings nichts hören.
„Ich habe einen passenden Mann angeboten! Wenn Ihr das Angebot jetzt ablehnt, dann brecht Ihr den Frieden! Entweder dieser oder keiner!“
Dabei warf Jerome funkelnde Blicke zu jedem von uns. Er ließ nicht mit sich reden und stob schließlich davon wie ein wild gewordenes Chervine.
„Joric, lass wenigstens du mit dir reden.“
„Wer sollte es denn sein, he?“
“Alton. Versuch es mit Alton. Er kann für sich selber denken.“
„Lord Alton ist bereits verheiratet!“
„Er hat einen Erben…“
„Da wäre noch Leonard“, warf Storn ein.
„Er hat keinen guten Ruf soweit ich weiß.“
Ich stöhnte. Nichts, nichts war annehmbar oder gut genug. Bei den Göttern, ich hätte mich selbst angeboten, wenn ich nicht schon Jorics Schwester geehelicht hätte. Aber was blieb? Weder Gavin noch Edric konnten sich anbieten. Beide waren zu eng mit Aldaran verbündet. Hastur würde es niemals zulassen. Jerome musste zumindest das Gefühl haben, einen gewissen Einfluss ausüben zu können und es gab Dinge, die er haben wollte. Mich zum Beispiel.
Plötzlich spürte ich Fionns Hand an meinem Ärmel.
„Was ist?“
Fionn MacEllinen:
Fionn ging sie im Geiste durch, all die fremden Männer, die sich hier beim Abendessen eingefunden hatten. Alle unwürdig, in Hasturs oder Aldarans Augen, keiner gut genug… bis auf dieses Kind? Hatten sie den alle einen kleinen Fleck am Revier oder Hosenboden?
Die Sache war lächerlich, aber selbst das Lächerliche wurde in den Händen der Mächtigen zu einer ernsten Sache.
… und dann fiel ihm der eine Mann ein, auf den weder Hastur noch Aldaran gebaut hatte, und er wußte den richtigen Preis um diesen interessant zu machen. Zitternd griff er mit der linken nach Corrans Ärmel, zog daran und suchte nach Aufmerksamkeit.
„Va’ dom… kann ich mal einen Moment mit euch allein sprechen?“
Corran sah ihn stirnrunzelnd an, doch Joric nickte schon.
„Geht nur, sprecht miteinander, ich denke nicht, daß es noch viel zu sagen gibt…“
So zogen sie sich im Speisesaal in eine Ecke zurück. Nur Corran und er… und Aliciane, die am Rande stand und still lauschte.
„Hastur will nicht, weil ihm der Preis zu gering ist… wenn es aber eine Sache gibt, Corran, die er die ganze Zeit wollte, dann war es Asturien. Bedenke, er hat mit niemandem sprechen wollen außer dir… er wollte deine Zusage zum Frieden… Er ist ein Aas und ich traue ihm keinen Fingerbreit, aber er traut dir!“
Das Hastur schon seit Jahrhunderten darauf erpicht war, Asturias unter seiner Fuchtel zu zwingen, war niemandem ein Geheimnis. Doch Asturias hatte sich seine Freiheit immer erhalten. „Wenn du ihm deine Unterstützung schenkst, dann…“ Fionn war blaß, seine Hand ruhte auf Corrans Bein und er ahnte, er könnte einen Tobsuchtsanfall auslösen mit dem was sein Kopf ihm riet. Doch was darin war mußte heraus, es war vielleicht die letzte Chance die ihnen blieb.
„Gehört Asturias zu seinem Bund können wir einen weiteren Mann für Rakhaila stellen…“ Fionns Blick glitt zu Aliciane. Man mußte sie nur ansehen um zu wissen, daß der Preis nicht zu hoch war.
„Ich würde sie heiraten, wenn es das einzige ist das Joric, sie und den Jungen retten kann… Ich würde es tun.“ Seine Hand drückte zu, drückte sich in Corrans Fleisch und wich nicht ein Stück, ebenso wenig wie sein Blick, der nicht aus den vertrauten Tiefen Corrans wich.
Weil ich dich und Asturias liebe, weil mir Aliciane am Herzen liegt. Hier geht es um die Familie… und um den Frieden!
Corran di Asturien:
Als er es aussprach, war mein Kopf wie leergefegt. Alles Denken hatte sich verflüchtigt. Ich spürte nicht einmal seine Hand an meinem Bein. Ich sah ihn an, doch mein Blick war leer.
„Nein…“ flüsterte ich.
Denk nach!
Ich dürfte nicht in Panik geraten. Nicht hier. Nicht vor allen Leuten, nicht vor…
Ich drehte den Kopf. Aliciane…
Er ist wie ich…
Ich schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Alle Möglichkeiten gingen mir noch einmal im Kopf herum. Alton, ein älterer Delleray… vielleicht doch der Junge von dreizehn Jahren. Alle, nur nicht Fionn…
Mein Herz krampfte sich zusammen und ich spürte wieder den allzu vertrauten Knoten in der Brust, der mir das Luftholen schwer machte.
Kalte Schauer liefen durch meinen Körper und ich merkte, dass ich zitterte.
Lange Zeit sagte ich nichts und als ich die Augen wieder öffnete, saß er immer noch da. Plötzlich spürte ich seine Hand auf meinem Bein. Ich wollte meine Hand ausstrecken, aber ich konnte mich nicht rühren.
„Aye“, sagte ich und räusperte mich. „Aye, es… scheint die einzige Möglichkeit zu sein.“
Ich betrachtete das Grünzeug auf dem Tisch der Brautleute. Vorhin hatten sie hier noch gesessen. Ein nervöser kleiner Junge neben der stolzen Rakhaila Aldaran.
Ich verstand, warum Fionn sich anbot. Er spürte den Schmerz. Es lag in seiner Natur dagegen anzukämpfen. Wieder wollte sich mein alter Egoismus an die Oberfläche kämpfen.
Mein Schmerz ist es, um den du dich kümmern sollst!
Aber ich wusste nur zu gut, dass dieser Schmerz nicht mehr existierte. Er war nicht mehr da. Er beherrschte mich nicht mehr auf die Art, wie er es vor Aliciane und meinem Sohn getan hatte.
Ich musste loslassen. Es ging nicht anders. Es… war der Lauf der Welt. Nur ein Narr konnte meinen, dass es immer so sein könnte. Ich, Fionn…
„Aye!“ Ich nickte. „So soll es sein.“
Fionn MacEllinen:
Es vergingen noch einige Augenblicke ehe Fionn auch nur nicken konnte. Doch er tat es schließlich. Sein eigener Schmerz vermischte sich mit Corrans und er begann zu zittern, noch während sie wieder aufstanden und zurück zu Joric Aldaran gingen. Er war so aufgewühlt, er konnte es kaum noch unter Kontrolle halten…
Corrans Opfer war immens – seines vielleicht auch, aber dafür hatte er gerade keinen Kopf. Nur dafür, ob Joric ihm vielleicht ins Gesicht lachen würde, und näher darauf eingehen würde, warum das Angebot völlig infam war.
Erstaunlich leicht schien es Corran zu fallen das Angebot zu unterbreiten… Fionn hingegen hätten die Zähne geklappert, denn es war ein Schritt, der unendlich weit reichte.
Fionn warf sein ganzes selbst in die Waagschale. Seinen Stand als einfacher Mann, in dem er Schutz fand vor den Dünkeln der Comyn. Seine Liebe zu Corran, gegebenenfalls sogar die zu Asturias, seiner Heimat… Rakhaila trug Aldarans Erben unter dem Herzen, er würde für sie da sein müssen, wenn Joric einwilligte, er würde seine anderen Pflichten… und auch sein Herz, vernachlässigen müssen.
Doch es mochte Frieden geben… denn niemals würde dann einer der di Asturiens seine Klinge gegen Aldaran heben. Gegen Hastur auch nicht, doch dieser hatte dann auch keine Marionette in die Hellersdomäne entsandt.
Fionns Herz schlug bis zum Hals und die Hände zuckten nervös… doch es war Corran der sprechen musste.
Corran di Asturien:
„Hastur wollte mich.“
„Dich Corran?“
“Asturias. Er wollte meinen Eid schon immer.“
„Diesen Vorschlag werde ich nicht annehmen! Niemals!“
„Joric, ich…“
„Nein!“
Ich beugte das Haupt. Aldarans Stimme donnerte durch den Raum und selbst ich konnte mich nicht dagegen widersetzen. Er war mir vom Stand her überlegen. Caleb hätte ihn vielleicht überreden, ja ihn vielleicht sogar zwingen können. Aber nicht ich.
„Entlässt du mich aus meinem Eid?“ fragte ich schließlich. „Den Eid, den ich schwor, als ich versprach alles zu tun, damit du frei kommst und wieder Friede herrsche?“
Ich spürte Jorics Blick auf meinem gesenkten Haupt ruhen. Ich rührte mich nicht, sondern wartete nur ab. „Du bist frei“, platzte es aus ihm heraus.
„Vai dom“, meldete jemand. „Die Leute warten…“
„Ich komme! Wenn es schon keine Hochzeit gibt am heutigen Abend, dann doch wenigstens eine Verlobung!“
Und schon stürmte er, dem Hastur gleich, hinaus und ließ unser kleines Grüppchen zurück.
Ich hob das Kinn. „Noch müssen wir nicht aufgeben. Entweder ich rede mit Hastur oder… zwischen einer Verlobung und einer Hochzeit kann viel geschehen.“
Mein Blick streifte Fionns. Ich wagte nicht, Erleichterung zu spüren. Im Gegenteil. Da war nur noch das Drängen in mir, denn es gab nur diese eine Möglichkeit. Dem Hastur Treue schwören und Rakhaila an meinen Friedensmann verheiraten.
Hastur konnte es nicht wissen, aber Fionn und mich band viel mehr als Treueeide.
Fionn MacEllinen:
Wie hatte Fionn auch nur einen Augenblick hoffen können, daß er gehört wurde. Aldaran wußte zuviel… viel zuviel… oder zu wenig.
„Verdammt!“
Fionn rang sich auf die Füße, und folgte den anderen. Gavin Storn schien plötzlich entschieden zu haben mit Hastur gemeinsame Sache zumachen. Zumindest war er es, der den Knaben aus Delleray in die Ehe… nein, die Verlobung, führen sollte.
„Ich will keine Verlobung, kein ausharren und warten auf den nächsten Schlag. Ich will Frieden!“, knurrte er vor sich hin während sie über den Hof Armidas gingen um dieser Farce beizuwohnen. Vielleicht sollte man doch noch alles andere vergessen, Rakhaila packen und fortbringen. Wenn sie nicht da war, würde es auch keine Verlobung geben.
Doch in dem Festsaal waren schon alle versammelt und schienen ungeduldig zu warten. Es war alles bereit, nur der Brautvater hatte noch gefehlt… und Hastur. Doch der war gekränkt und bemühte sich gar nicht erst her…
Asturias Leute, Lady Aliciane, Dom Corran… Fionn und die treuen Soldaten hielten sich aber fern der illustren Gesellschaft.
„Vielleicht kann man es nicht ändern, aber man muß sich nicht noch darüber freuen, die Schlinge um den Hals gelegt zu bekommen!“ So suchten sie sich ein abgelegenes Plätzchen und harten der Ding, die scheinbar unweigerlich kommen mußten.
Es war rasch abgewickelt. Rakhaila und Raymond wurden den Leuten präsentiert und Joric verlobte sie. Das Geschäft war getan, man applaudierte, sprach Glückwünsche aus und ignorierte weiterhin die völlig unglücklichen Gesichter der Kinder…
Fionn bekam Kopfschmerzen gegen die auch das Bier nicht half, warf mißbilligende Blicke auf die Gesellschaft und haßte jeden einzelnen… wie viele Tage bis es wieder Haftfeuer und Knochenwasserstaub regnete? Wann würden sie dem Kind in Rakhailas Bauch den Garaus machen? Noch in ihrem Leib, oder würden sie amüsiert warten bis es seinen ersten Schrei getan hatte?
Es wurde getanzt und gelacht und Fionn stellte sich vor, wie es die Gerippe dieser Leute tun würden, wenn der Tod sie ereilte… beschlossen schien er ja schon.
„Der Delleray hat panische Angst. Rakhaila hat den Treueschwur verdreht…“ hörte Fionn den Storn sagen. Er verstand ihre Gründe, nur zu gut, und verzog kaum eine Miene. „Vielleicht sollte man ihm dabei helfen zu fliehen…“
Es stand im Raum und damit auch ein Plan.
„Wenn er weg ist können wir Hastur aus dem Eckchen zerren in dem er sitzt und schmollt und darauf hinweisen, daß sein Pfand verschwunden ist…“
„Aye, sie sind nur verlobt… und Verlobungen kann man ändern!“
„Dann geht, bringt den Storn weg… den Rest übernehmen wir. Corran? Ich gehe und rede mit Rakhaila!“ Fionn ließ sein Bier stehen und machte sich auf die Suche.
Corran di Asturien:
Es gab nicht genügend Bier auf diesem Stück Land, das die Enttäuschung, den Frust und doch auch die Erleichterung ertränken konnte. Ich wollte nicht erleichtert sein. Die Hochzeit musste stattfinden. Und zwar so, wie wir sie geplant hatten!
Es war an Fionn. Er musste dieses Opfer bringen. Er tat es aus freien Stücken und er war klug genug, um die Konsequenzen abwägen zu können.
Alle Konsequenzen…
Ich sah ihm nach, wie er zwischen den Tanzenden verschwand und blickte mich nach Aliciane um. Sie war nicht zu sehen und ich vermutete, sie sprach entweder mit Joric oder einer der Damen, die auf diesem Feste zugegen waren.
Ich für meinen Teil verzog mich für den Augenblick in eine dunkle Ecke und betrachtete den ganzen Irrsinn aus einer anderen Perspektive.
Was auch immer Fionn mit Rakhaila erreichen wollte, er musste es ohne mich tun.
Er würde ihr einen Vorschlag machen. Einen Heiratsantrag…
Ich stemmte das Bier und nahm einen großen Schluck.
Wenn ich so weitermachte, würde ich nicht einmal mehr aufstehen können. Ich schluckte und das Bier schmeckte fad. Konnten die hier denn nichts richtig machen? Weder gutes Essen, noch gescheites Bier ranschaffen?
Wut brodelte in meinem Bauch und ich wollte, dass dies endlich zu einem Ergebnis führte. So wie es jetzt stand, würden wir alle früher oder später draufgehen. Mein Land, mein Gut, mein Titel… nichts anderes hatte ich, das ich meinem Sohn hinterlassen konnte. Ich wollte, dass es für ihn sicher war, dass er über Lanister, Tully und Evra herrschen konnte, wie ich es tat. Ich wollte, dass er ein gutes Leben lebte, mit einer Frau, Kindern… treuen Freunden. All das, wenn ich nicht mehr auf dieser Welt sein würde. Aber so wie es aussah, lag nichts davon in greifbarer Nähe.
Fionn MacEllinen:
Rakhaila war nicht mehr im Saal und Fionn trat nach draußen, auf den von Fackeln beleuchteten Hof und dort, nachdem sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, fand er sie schließlich. Viel hätte er sagen können, noch vielmehr sagen wollen. Vielleicht wäre es wirklich gut gewesen ihr eine kleine Rede zu halten, darüber, wie sie ihren Vater wirklich befreien konnte, wie sein Leben und das des ungeborenen in ihrem Leib sicher sein würden… Darüber das sie als Regentin versagt hatte, aber Aldaran immer noch dienen konnte… diesmal zum Besseren.
Nichts davon sagte er, er sah sie nur an, führte sie ein paar Schritte bis sie allein waren und brachte schließlich den ersten von zwei Sätzen über die Lippen.
„Wollt ihr dieses Kind wirklich heiraten?“ Aldaran hatte behauptet es wäre so. Doch Rakhaila schüttelte entschieden den Kopf.
„Nein, ich will nicht. Jeder andere wäre mir lieber…“ Sie sah auf, und die Tapferkeit in ihrem Blick war ungebrochen. Wie in den Tagen zuvor hielt sie ihren Kopf stolz erhoben, trotz allem was geschehen war.
Fionn schluckte schwer, doch auch der zweite Satz mußte gesagt werden. Würde sie ablehnen, er würde alle Pläne begraben, an Lord GreenScarps Seite heimkehren, sich für alles was geschehen war verantworten und mit all seiner Kraft daran arbeiten Asturiens Grenzen zu sichern… Castamir hatte durch Hasturs Friedensmann die Finger dicht am Spiel. Es würde nicht lange dauern.
„Aye,…“ Fionn sah sich auf die Stiefelspitzen. „Könntet ihr euch denn vorstellen, an seiner Stelle mich zu nehmen… also heiraten, nicht nur verloben?“
Rakhaila runzelte die Stirn, dann hellte sich ihre Miene auf. Mit einem Schlag, wie der Sonnenaufgang am Morgen.
„Ja, das würde ich!“
Fionn schluckte und brauchte einen Moment, bis ihre Antwort von seinem Ohr in den Kopf gewandert war. „Dann…“ Er lächelte, unsicher, wo er doch gewiß sein sollte. „Geht rein und wartet… es wird etwas passieren. Erschreckt nicht, bitte…“
Sie nickte und Fionn trat kurz hinter ihr zurück in den Saal. Die Storns schwatzten immer noch mit dem jungen Raymond und der Junge trank ein wenig über den Durst.
Besser sie legten einen Zahn zu. Warum dauerte es so lang…
Einer der Hasturbediensteten, ein Mann, der Fionn ein wenig an Yorik MacAmos, den Lederer aus Lanister, erinnerte verschwand gerade aus dem Raum. Ob er etwas gerochen hatte, von der Verschwörung die hier ablief? Fionn hoffte nicht…
Gavin Storn kam auf ihn zu. „Der Junge will wirklich fort und wir hatten ihn fast soweit, da hat sich diese Bewahrer eingeschaltet! Er hält uns auf…“
„Wir müssen uns beeilen, entweder noch heute, oder wie können das Ganze vergessen!“ Unruhig sah Fionn zu dem rotgewandeten Mann. Übersehen ließ er sich nicht, ebensowenig, daß er auf intensive Art und Weise auf den Jungen einredete. Fionn seufzte… bislang war nichts gelungen, warum sollte es das jetzt.
„Vielleicht kann ich ein wenig nachhelfen. Der Junge muß fort… Hastur wieder hierher, sonst haben wir keinerlei Grundlage.“
Fionn trat an den Tresen, belauschte ein wenig die Worte die zwischen dem Tenerezu und Raymond gewechselt wurden. Scheinbar hatte dieser auch ein Anliegen daran, den Jungen zu einem eigenen Willen zu bewegen und ihm Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Doch in Fionns Kopf rieselte der Sand einer ablaufenden Uhr, sie konnten nicht mit Freundlichkeit drängen, sie mußten den Jungen faktisch aus dem Weg schaffen… wenn er in einen Turm wollte, dann würden Edric und Gavin dafür schon sorgen. Gegen den Kleinen hatte ja keiner was… er war doch nur Hasturs Spielzeug. Aber er mußte weg… und so verstieg sich Fionn zum ersten Mal in seinem Leben dazu, sein Laran zu etwas boshaften zu nutzen. Es war gar nicht schwer, wenn man sich nicht die Zeit ließ ein schlechtes Gewissen zu bekommen.
Du hast Angst, Raymond. Du hast große Angst, und sie nimmt immer weiter zu…
Angst vor Rakhaila, Angst vor der Zeit auf Aldaran, Angst davor seinen Auftrag nicht zur Zufriedenheit aller beenden zu können…
Fionn tat dies eine Weile, dann hörte er wie Isandro Aillard dem Jungen riet doch einmal mit seiner Verlobten zu reden. Die Mißverständnisse die während des Versprechens entstanden waren auszuräumen…
Der Junge ging und Fionn sah ihm nach, dann wandte er sich an den Tenerezu.
Ablenken, mit ihm reden und dafür sorgen, daß die Stornbrüder endlich ungesehen handeln konnten.
„Vai Tenerezu, auf ein Wort?“
Noch ein paar Tage länger und Fionn würde sich noch zu einem Diplomaten entwickeln. Er lächelte jetzt schon fast ungerührt und tat, als würde er das Vertrauen von Menschen brauchen, die ihm völlig gleichgültig waren. Sie sollten nur nicht stören.
„Ihr seit ein Mann der den Frieden wünscht?“ fragte Fionn.
„Ja, so ist es… er ist wichtig. Deshalb…“ Sie redeten ein Weilchen, und Fionn unternahm sogar den halbherzigen Versuch den Mann auf ihre Seite zu bringen. Doch er tat es wohl nicht mit genug Kraft, immer wieder sah er unruhig über die Schulter des Bewahrers und hoffte ihn wenigstens soweit abzulenken, daß er nichts von der Flucht Edric Storns mit Raymond Delleray bemerkte…
Doch als es vollbracht war, wand er sich recht schnell von dem Bewahrer ab.
„Vertraut mir!“ sagte er dem Mann.
„Irgendwie kann ich das nicht….“
„Ihr solltet es…“
Fionn verließ ihn, gesellte sich wieder zu Corran und informierte ihn darüber, daß jetzt alles soweit war. Fehlte nur der Hastur, der sich doch wenigstens vergewissern sollte, daß alles nach seinem Willen geschehen war…
"... und Damisela Rakhaila hat ohne lang zu zögern ja gesagt! Sie liebt mich nicht, aber von Liebe ist unter euch Comyn ja eh nie die rede!" Spätestens durch Aliciane hatte Fionn gelernt, daß diese auch nicht immer nötig war. Nicht am Anfang... da konnte es auch ganz andere wichtige Gründe für eine Ehe geben. Respekt, wie bei Corran und ihr... oder Notwendigkeit und ein Bedürfnis des Schutzes, wie Fionn es empfand.
Corran di Asturien:
Ich hätte gern erwidert, dass Liebe kein Grund für eine Heirat war, aber ich kannte Fionn und so hielt ich meinen Mund. Ich sah ihn lediglich von der Seite an und lächelte ein wenig. Er war nervös und ich konnte nichts weiter tun, als dazusitzen und mit ihm auf das zu warten, was geschehen würde. Ich hätte ihm gern ein paar aufmunternde Worte zugeflüstert, aber alles was mir einfiel war ein halbherziges „Es wird schon alles werden.“
Ich glaubte tatsächlich daran. Wir hatten in der kurzen Zeit jetzt schon so viel erreicht, vielleicht würde tatsächlich alles gut werden. Es musste…
Ich betrachtete die vielen Menschen in der Halle und gewahrte eine gewisse Spannung im Raum. Alle versuchten es sich nicht anmerken zu lassen, aber ein jeder schien zu wissen, dass etwas in der Luft lag. Ich für meinen Teil kaute auf der Unterlippe herum und rollte den Becher Bier zwischen meinen Handflächen herum.
Dann endlich wurde die Tür aufgerissen und Hastur kam mit seinem Gefolgsmann hereingestürmt.
„Eine Heirat hattet Ihr mir versprochen! Was bekomme ich? Eine Verlobung! Das ist nicht Teil der Abmachung gewesen!“
„Eine Verlobung ist ein Eheversprechen!“ wandte Aldaran ein. Er und Jerome Hastur standen sich Aug’ in Aug’ gegenüber und funkelten sich an. Zwei starke Charaktere, zwei Männer, die genau wussten, dass ihr Wort zu einem weiteren Krieg führen konnte.
Und dann gab es da mich. Ein ebenso starker Charakter und ich wusste, dass mein Wort diesen Krieg ein für allemal beenden konnte. Doch dafür musste ich über meinen Schatten springen. Ich musste etwas tun, das ich aus tiefster Seele missbilligte. Ich musste einspringen und das Angebot machen, mich Hastur anzuschwören.
„Wo ist der Junge?“ verlangte Jerome zu wissen. „Wo ist er?“
Aldaran sah sich um. Er erblickte Rakhaila, aber von Raymond war nichts zu sehen. Natürlich nicht… er war längst fort. Noch nicht weit und wenn sie sich jetzt aufmachten, um ihn zu suchen, würden sie ihn bald eingeholt haben.
Jetzt war der Augenblick. Jetzt.
Ich stand auf und tat ein paar Schritte nach vorn, umrundete die beiden Streitenden und stieß gegen das Banner der Hasturs, das unbeachtet an einem Pfeiler lehnte. Es krachte zu Boden.
Nun hatte ich alle Aufmerksamkeit. (OT: Keine Absicht! Ich schwöre *lol*)
„Der junge Delleray war schlauer als wir alle“, begann ich. „Er hat sich der Heirat entzogen.“
„Entzogen??“ Sowohl Joric als auch Jeromes Augen hefteten sich auf mich. Unglaube stand in ihren Gesichtern.
„Wenn es keine Heirat gibt, dann…“ fuhr Jerome auf.
Ich hob die Hand. „Es könnte eine geben. Nur anders, als ihr beiden hohen Herrn dachtet. Ich biete euch einen Ehemann an.“
„Wer?“ fragte Hastur. „Aus welchem Haus?“
“Di Asturien“, erwiderte ich ungerührt und versuchte nicht in Fionns Richtung zu blicken.
„Ich biete dir das, was du schon immer haben wolltest, Jerome. Mich und mein Wort. Das Wort eines di Asturien. Ich gelobe dir einen Eid, wenn du mein Angebot akzeptierst, dass mein Friedensmann Aldarans Tochter ehelicht.“
„NEIN!“ brüllte Aldaran. „Nein! Ehrloser Schuft!“
Seine Worte trafen mich mitten in die Brust. Sturer Berglord. Begriff er denn nicht?
Er tat es nicht. Statt dessen rannte er hinaus, knallte die Tür und verschwand. Zurück ließ er eine Menge, die genau wusste, dass Krieg in der Luft lag.
Yoric Alderan:
Schlimm genug die eigene Tochter an einen kleinen unmündigen Jungen zu versprechen, um des Friedens Willen, aber dann noch einen der eigenen Verbündeten an den Hastur zu verlieren..
Ich hätte es wissen müssen.. schon als sie meine Schwester zu mir schickten um mich davon abzubringen. Doch nein, dieser alte Sturkopf wollte es nicht sehen, wollte nicht sehen, daß Corran di Asturien genau so ein hinterhältiger Hund war wie der Rest dieser Bande, aber das er so weit gehen würde den Delleray zu entführen nur um seinen Willen durchzusetzen..
Einen Mann wollten sie für meine Tochter, einen gestandenen Mann, der sich nicht von einem Hastur hereinreden lies. HA!
Es war zu perfekt gewesen. Ein Junge von 13 Jahren! Auch wenn es noch so unwürdig war, ein Delleray von 13 Jahren hätte es wahrscheinlich ohnehin nicht lange gemacht, und wenn doch... nun, es gab Möglichkeiten. Alles wäre gut, Frieden für das Volk, meine Tochter wieder an meiner Seite und ich der Einzige der in der Schusslinie wäre für eine Weile. Doch nun DAS.
Ich hätte es wissen müssen. Schon als meine Schwester diesen Narren Corran gegen meinen Willen geheiratet hatte. Doch nun war es zu spät. Sie hatten mir alles genommen. Meine Schwester, meine Frau, meine Tochter.. alles.
Die einzige Möglichkeit jetzt noch den Frieden, meine Tochter und um meiner Schwester Willen auch diesen Narren aus seinem Eid retten war den Hastur selbst zu fordern.
Auf mein Zimmer. Meine Waffen. Einen herumliegenden Gürtel. Glöckchen? Egal, wem auch immer der Gürtel gehörte, in ein paar Augenblicken würde es ohnehin nicht mehr darauf ankommen, so oder so.
Ich trat wieder vor das Zimmer, doch da stand meine Schwester plötzlich in der Tür.
"Joric... ", begann sie..
"AUS DEM WEG!"
... ohne es zu wollen hatte ich die Stimme gegen sie erhoben, eine Waffe wie mein Schwert, gegen mein eigen Fleisch und Blut. Verschüchtert und unfähig sich zu wehren trat sie gehorsam aus meinem Weg und starrte mich erschrocken an.
Ich spürte den Keim des Zweifels in mir aufkommen, sah den Schrecken in Ihren Augen. Ihre Gedanken tasteten nach den meinen...
NEIN. Ich weiss was das Richtige ist! Das Beste für meine Familie, mein Land und mich. Du bist mir in den Rücken gefallen, schon vor Jahren, als du diesen di Asturien dem Mann vorzogst den ich für Dich gewählt hatte! Dein Mann ist mir in den Rücken gefallen, in dem er sich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit dem Hastur vor die Füße warf!
Ich weiss was zu tun ist... Ich höre schon seine Häscher in den Gängen, wie sie nach mir suchen.
Ihr müsst nicht länger suchen Hastur von Carcosa, ich komme zu Euch..
Fionn di Asturien:
(der zwischen zwei Sätzen seine Anerkennung erhielt und fortan nicht mehr MacEllinen heißt)
Hatte sich Fionn nicht noch sagen hören, Aliciane würde es schon richten? Ihr Bruder liebte sie und sie hatte Einfluss auf ihn... Aliciane war eine vernünftige Frau, sie würde die rechten Worte wissen.
Die gesammte Gesellschaft starrte sie an, und Fionn konnte ihre Mißbilligung spüren, ihre Blicke, die sie zu durchbohren schienen. Er harrte an der Tür, ging nachsehen wo Aliciane blieb und erstarrte selbst, als er ihr kühles Gesicht sah. In ihren Augen lag Schmerz, aber sie schüttelte nur den Kopf und sagte: "Er ist fort!"
Drei winzige Worte, doch für Fionn waren sie die Klinge, die man in die Eingeweide trieb und langsam umdrehte. Sie hatten sich zuweit hinausgelehnt, waren zu weit gegangen, hatten Joric Aldarans Gutmütigkeit zu stark gedehnt...
"Ich gehe ihn suchen...", meinte er nach einer Weile, in der er Unruhig auf Armidas Hof herrumgelaufen war, immer in der Hoffnung Aldarans Lord würde gleich zurück kommen. Mit ungezügelter Wut, mit Groll und Hass konnte Fionn leben. Dagegen gab es Mittel. Doch was tat man, wenn jemand einfach verschwand?
"Vater wird sich selbst nicht das leben nehmen!" hörte er Rakhaila sagen, ruhig und doch war ihre Furcht spürbar. "Wenn, dann wird er sich einen Gegner suchen!"
"Aye..." Seine Tochter kannte ihn wohl am Besten. Doch hier gab es genügend Gegner. Die Heere waren noch nicht aufgelöst, Söldner streunten herum und waren sich, angetrunken wie sie waren, vielleicht für nichts zu schade.
Doch wenn es einen gibt, der das Opfer wert ist... er oder ich... vielleicht gibt es eine Chance ihn zurückzuhalten, wenn nicht... Fionn hatte nicht ohne Grund das Gefühl sein Leben berwirkt zu haben. Wenn Aldaran nicht mehr aufzufinden war, hatten sie vielleicht erreicht wofür Hastur Jahre verschwendet hatte.
"Bis später..."
Er ging, taub im Kopf, taub waren auch die Hände. Nur die Ohren vermittelten ihm, als er die Tore Armidas hintersich ließ, das leise Läuten von Glöckchen. Hatte Aldaran nicht welche getragen? Ungewöhnlich für einen Lord, aber Fionn meinte sich an ihren Klang zu erinnern.
Er stapfte in die Nacht hinaus, den Mantel eng um die Schultern gezogen, sein Schwert kaum beachtend. Würde man ihn von hinten angreifen, in ihn eine Falle tappen lassen oder gar frank und frei überfallen, es wäre ihm gleich...
Er lauschte dem leisen Bimmeln und schritt durch eine der sternenklarsten Nächte die Darkover je gesehen hatte, immer auf der Suche nach dem Urspung des leisen Geläutes, zu gebannt von allem was geschehen war um sich um seine eigene Sicherheit oder die Corrans zu kümmern...
(OT: Das Bimmeln gab es wirklich, und da Joric im Haus nicht zu finden war... später hörte ich er habe sich im SL Zimmer verkrochen... dachte ich wirklich er sitzt irgendwo auf der Wiese.... doch das Geläut kam von einer anderen Wiese hinter einem riesigen Zaun am Rande des Parkplatzes... ob dort Schafe waren oder etwas anderes, ließ sich in der Dunkelheit nicht ausmachen. Ich stapfte also halb blind wieder zurück...)
Keine Chance, der Ursprung des Geräusches war nicht auszumachen und irgendwann wurde Fionn wieder klarer im Kopf und drehte um. Wenn Aldaran Tod war, dann würden sie dennoch Rakhaila in Schutz nehmen, ebenso wie es angedacht war... wenn nicht, dann würde man andere Wege finden müssen die Sache noch zu regeln.
Am Tor zu Altons Feste angekommen, hörte er aber schon laut und deutlich einen Ruf: "Fionn!"
Das war Corran... Blut ströhmte zurück in seinen Kopf und Fionn nahm die Beine in die Hand. Wie hatte er seinen Gefährten nur allein lassen können. "Hier, Corran! Ich bin hier..."
Corran di Asturien:
Es gab keinen von uns, der nicht auf der Suche nach Joric war. Ich spürte Wut in mir. Wut darüber, dass er nicht begriff, warum ich das machte.
Verstand er nicht, dass ich ihm sein verdammtes Leben rettete? Sein Stolz war unbeugsam und einen Tritt in den Hintern wert.
Ich hätte es liebens gern getan, wenn er ein geringerer als Lord Aldaran und zudem nicht mein Schwager gewesen wäre.
Aliciane mochte versucht haben mit ihm zu reden, aber in meinem Kopf kriestallisierte sich bereits heraus, dass es nur eine Möglichkeit geben mochte, ihm Vernunft in seinen Schädel zu bringen.
Ich würde ihn fordern müssen.
Ein Kampf der Ehre.
Doch darauf musste er erst einmal eingehen und dafür musste man ihn wiederrum finden.
Ich eilte ins Haus, während Fionn über die Felder marschierte und dort Ausschau hielt. Aye, er mochte vielleicht ins Feldlager gelaufen sein. Aber ich hatte so ein Gefühl, dass er nicht weit sein konnte.
Und tatsächlich...
"Diese Sache muss vor den Augen des Hastur ein für allemal geklärt werden!"
Dieser Satz hing im Raum und als ich mir sicher war, dass Joric zurück kommen würde, verließ ich ihn und machte mich statt dessen auf die Suche nach Fionn. Er musste als nächstes herhalten, denn ohne ihn würde es mit Sicherheit keine Hochzeit geben.
Ich spürte wieder den Kloß im Hals, aber ich freundete mich mehr und mehr mit dem Gedanken an. In gewisser Weise würde es doch noch ein Kind geben, dass ihn "Pa" nannte und das mit meinem Sohn zusammen aufwachsen konnte. Bande der Freundschaft und Bande des Blutes zwischen dem Erben von GreenScarp und dem Erben Aldarans.
Die Zukunft leuchtete in strahlenderen Farben, als die Gegenwart.
Und so war es gut, als Fionn endlich auf meinen Ruf antwortete und ich ihn kurz in den Arm nehmen konnte.
"Wir haben Joric gefunden und nun werden wir diese Sache ein für alle mal klären."
Fionn di Asturien:
"Ihr klärt es auf eure Weise, hm?" In vielen Dingen waren sich Joric Aldaran und Corran di Asturien ziemlich ähnlich. Beide waren sehr stolz, konnten nur schwer über ihren eigenen Schatten springen und beide waren sicherlich keine guten Diplomaten... nur an dem einen hing Fionns Herz.
"Nun gut, wie ihr wollt... sie zu, daß du es überlebst, ja Liebster?", flüsterte Fionn seinem Lord noch ans Ohr, dann zog er sich zurück. Er sah es Corran an, es würde Blut fließen. Hoffentlich nicht zuviel, denn egal wen es traf, es würde Aliciane das Herz brechen... es sei denn beide Männer gemeinsam würden den Hastur aufschlitzen. Aber darauf war nicht zu hoffen...
Ich hatte nicht vor an diesem Abend zu sterben. Genausowenig wie ich vorhatte, Joric mit Gevatter Tod bekannt zu machen.
Nein, was ich im Sinn hatte war etwas anderes.
Ich eilte zurück in die Halle, gefolgt von Fionn und Aliciane. Ich strich meiner Frau über die Schulter und tat so, als würde ich einen Fussel entfernen. Dann lächelte ich sie an. "Mach dir keine Sorgen. Es wird alles gut werden."
Joric kam ebenfalls zurück. Die Tür öffnete sich und er stand kurz darauf mitten im Raum. Seine Ausstrahlung war immens. Ein jeder schien bei seinem Anblick ein wenig den Kopf einzuziehen. Selbst mein Herz schlug schneller, aber ich wußte immerhin wer ich war und was ich beabsichtigte zu tun.
"Ein Duell, Joric!" forderte ich laut. "Ein Kampf mit dem Schwert um die Ehre. Wenn ich gewinne, dann willigst du ein, dass mein Friedensmann deine Tochter ehelicht und wir machen diesem ungnädigen Spiel ein für allemal ein Ende!"
Ich fixierte ihn, die Hand auf dem Schwertknauf und hörte das Blut in meinen Ohren rauschen. Jetzt gab es kein zurück mehr. Jetzt nicht mehr...
Seine Einwilligung folgte, indem er sein Schwert zog. Ich zog das meine und wir begannen uns zu umrunden.
Wie zwei Tänzer wahrten wir sorgsam unseren Abstand, setzten einen Fuß neben den anderen und umkreisten uns, wie zwei angriffslustige Katzen. Keiner schien als erstes Zustoßen zu wollen. Ich zögerte, dabei war ich es doch gewesen, der den Vorschlag gemacht hatte.
Die Menge um uns herum verschwand aus meinem Blickfeld. Ich sah nur noch die blanke Klinge seines Schwertes vor mir und das langsame Herantasten. Drei Treffer und das erste Blut...
Joric sprang vor, ich hob das Schwert, doch er täuschte an und mein Schlag ging ins Leere. Seiner hingegen...
Er spielte. Er schlug mir die Breitseite seines Schwertes gegen die linke Körperseite und ich zurckte zusammen. Aldones...
Ich krümmte mich kurzzeitig, nicht wissend, wo der Hieb getroffen hatte, den ich nahcgesetzt hatte.
Scheinbar an einer Stelle, die ihn nicht am kämpfen hinderte.
Ich sog vor Schmerzen scharf die Luft ein und biß mir auf die Lippen. Schweiß perlte mein Gesicht hinab. Die Hitze hatte mit einem Mal schlagartig zugenommen. Oder war es die Angst, dass ich mich nicht unter Kontrolle haben würde oder ein falsch platzierter Treffer ihm das Leben nehmen könnte?
Weiter ging es... Runde um Runde... und die Zeit zog sich.
Fionn di Asturien:
Fionn blieb dicht bei Aliciane und Rakhaila, während die beiden wichtigsten Männer in ihrem Leben sich gegenseitig niederzuschlagen gedachten. Die beiden Frauen hielten sich aneinander fest, gebannt vor Angst. Unweigerlich würde gleich eine von ihnen vor Schmerz aufschreien... und Aliciane würde es mit Sicherheit treffen. Fionns Hand legte sich auf ihre Schulter und drückte zu, wollte Ruhe vermitteln wo es keine gab. Alicianes Bruder und ihr Mann kämpften, gegeneinander, wo sie zuvor noch Verbunden gewesen stand ihrer beider Stolz nun zwischen ihnen.
Hätten die Lords doch zu ihren Fäusten, statt Waffen gegriffen, dann würden sich die Wunden, die sie sich zu schlagen gedachten wenigstens auf Platzwunden, Blutergüsse und gebrochene Knochen reduzieren. Doch es waren scharfe Waffen...
Zu Beginn schien Aldaran die Oberhand zu haben und Fionn sog zischend die Luft an und rang selbst damit nicht dazwischen zu springen um Corrans Leib zu schützen. Aber er durfte nicht. Corran hatte Aldaran gefordert und musste diesen Kampf allein bestehen...
Ihm blieb nur zu hoffen, daß diese Raserei wirklich ein Ende fand, sobald das erste Blut floss...
Corran di Asturien:
Die Schläge wurden heftiger und die Treffer ebenso. Ich merkte jedoch alsbald, dass ich keine blutenden Wunde hatte. Joric Aldaran nahm sich zurück. Er hatte es nicht darauf abgesehen mir einen Schlag zu versetzen, der mich ins Jenseits befördern sollte.
Hier ging es auch nicht um das Leben des anderen, sondern lediglich um die Ehre und um eine Entscheidung.
Das Duell dauerte schon eine geraume Zeit. Um uns herum herrschte Stille und nur das Klirren unserer Waffen durchdrang den Raum.
Jedes Mal, wenn die Klingen aufeinander trafen, spürte ich, dass alle den Atem anhielten. Mir ging es nicht anders.
Wieder pirschten wir umeinander her und schließlich war es Joric, der den nächsten Ausfall wagte. Ich glitt zur Seite und hieb mit meinem Schwert nach ihm. Doch er drehte sich, genau in dem Moment und präsentierte mir seinen ungeschützten Körper.
Es war zu spät, ich konnte den Hieb nicht mehr abblocken. Ich traf ihn mit der Klinge am Bauch und spürte, wie Leder zerriß und wie die Klinge das Fleisch aufschlitzte.
Nein... Nein!
Joric stieß einen Schrei aus und krümmte sich, fiel zu Boden und ich stand vor Schock gebannt, schwer atmend über ihm, mit der blutigen Klinge in der Hand.
Fionn di Asturien:
Rakhaila stürzte vor, Fionn ebenso und beide waren sogleich bei Lord Aldaran. Rakhaila weinte, Aliciane kniete neben ihr... und Fionn betrachtete besorgt die tiefe Wunde, die Corrans Schwert, der Beschützer Asturiens, in Lord Aldarans Bauch geschlagen hatte.
"Corran!", keuchte der Aldaran immer wieder... er hatte wohl noch etwas mitzuteilen.
Fionn versuchte ihn zu beruhigen und dafür zu sorgen, daß er seine Kraft sparte um sein Leben zu bewahrern, doch seine Bemühungen waren fruchtlos. Aldaran vertraute Fionn nicht, verständlicher weise und bog sich gegen seine Versuche zu helfen.
Doch er blieb nicht allein... Isandro Aillard trat hinzu und bot Hilfe an.
Die ersten Anzeichen für eine wirkliche Einigung waren da... und für Aldaran vielleicht eine Chance zu überleben.
Fionn stimmte zu, trat zurück und nahm den Posten ein, den er auch in Dalereuth inne gehabt hatte. Er würde den Bewahrer überwachen, während dieser eilig suchte die Wunde zu heilen.
Er tat seine Arbeit gut, ein qualifizierte Mann, der sich selbst so gut im Griff hatte wie seine Gabe. Dennoch kostete es ihn Kraft Aldarans Wunde soweit zu heilen, daß er nicht daran verbluten würde...
Corran di Asturien:
Fassungslos stand ich da, die Klinge gesenkt. Ich warf sie zur Seite, als man mir bedeutete, dass Joric etwas sagen wollte.
Ich verstand ihn kaum. Blut rauschte in meinen Ohren und alles was ich hörte, als ich mich zu ihm beugte, war ein gehauchtes ‚Jetzt hast du, was du wolltest’.
Aye, ich hatte was ich wollte. Aber zu welchem Preis?
Jerome kam zu mir und ihm fiel nichts Besseres ein, als mich zu beglückwünschen.
Ich bedachte ihn mit einem verachtungsvollen Blick. Ich hätte ihn gern genauso zurückgestoßen wie zuvor einen der Söldner, der mir die Hand schütteln wollte.
Was dachten sie sich alle?
Da lag mein Schwager, der Bruder meiner Frau, blutend, von meiner Klinge niedergeschlagen am Boden!
Ich hatte ihn nicht töten wollen! Ich wollte eine Entscheidung, nicht seinen Tod.
Ich sah wie Fionn sich mühte, wie Aliciane und Rakhaila die Hand des Verletzten hielten und wie der Bewahrer sein Möglichstes tat, um den Lord von Aldaran zu retten.
Aldones, Evanda und Avarra… macht, dass er lebt!
Alles würde zu nichte sein, wenn er starb. All unsere Bemühungen, unser Blut und unser Schweiß. Alle Opfer umsonst.
Und ich würde einen Verwandten verlieren. Ich würde Aliciane nie wieder in die Augen sehen können.
Ich betete und ich rang die Hände, während ich schwer atmend danebenstand und nichts weiter tun konnte als warten.
Fionn di Asturien:
Schier endlos dehnte sich die Zeit in Fionns Kopf und doch waren es nur Augenblicke, oder war es umgekehrt. Laranarbeit machte die Zeit zu etwas, das nicht mehr greifbar war.
Er überwachte den Körper des Bewahrers und erhaschte hier und da einen Blick auf den Fortgang der Operation...
Dann erklärte der Bewahrer seine Arbeit für getan und zog sich zurück aus dem Rapport. Fionn blinzelte und sah abermals um sich herum nur besorgte Gesichter.
"Erhebt euch vorsichtig und gebt der Wunde Zeit um auszuheilen, Dom Aldaran!", hörte er Isandro sagen.
Beherzt griff Fionn zu um dem Lord auf die Füße zu helfen und ihn an einen besseren Ort zu bringen als dem Fußboden. Sein Blut fleckte noch immer den Boden, über den Fionn zu Corran ging
"Er wird weiterleben, Corran..." Er sah das schlechte Gewissen und die tiefe Sorge in Corrans Augen, er spürte sie mit Haut und Haaren. Ebenso die Schuld, aber es war auch die seine... und es würde noch viel Wasser den Kadarin hinabfließen, ehe sie wirklich vergangen war.
Corran di Asturien:
„Wirklich?“
Ich sah Fionn nicken und ein Hauch von Erleichterung durchfuhr mich. Die Frauen halfen Joric zur Bank, damit er sich setzte. Ich staunte nicht schlecht, denn nach einer solchen Wunde gleich wieder zu sitzen war mit Sicherheit ein Kunststück.
Aber so war es wohl, wenn ein Bewahrer höchst selbst die Sorge für das eigene Leben übernommen hatte. Joric war zu beneiden. Aber auch wieder nicht.
Aus den Blicken, die er mir zuwarf, sprach zumindest keine Dankbarkeit. Aye, vielleicht wäre er lieber gestorben, als das hier mitanzusehen. Vielleicht hatte er mir aber auch nur eine letzte Lektion erteilen wollen. Zuzutrauen wäre es ihm, denn leicht gemacht hatte er es mir noch nie. Damals, als er mir schließlich seine Schwester zur Frau gab nicht und später, als es um einen Schlichten Handel ging, ebenfalls nicht.
Ich griff nach Fionns Arm und drückte leicht zu. „Dann ist es nun an der Zeit dich zu verheiraten…“
Fionn di Asturien:
"Aye!" Fionns Wangen leuchteten auf. Corrans Berührung brachte ihm schmerzlich wieder nah, was er hier auf's Spiel setzte. Seine Freiheit... sein Herz, seine Natur. Heiraten, daran hatte er bis vor einigen Stunden niemals gedacht. Er hatte doch längst alles was er brauchte, alles was er wollte... aber Rakhaila nicht. Sie saß noch bei ihrem Vater als Hastur schon in die Mitte der Tanzfläche stand. Aldaran schickte sie fort, mit bösen Worten und glimmenden Blick. Seinen Willen schien die Verletzung nicht zu dämmen...
"Geh, und geh mir aus den Augen..."
Fionn hörte es, und jedes Wort des Vaters zu seiner Tochter, war auch für ihn ein Stich in die Brust.
Derweil versuchte Hastur den anwesenden Cristophero Mönch dazu zu überreden die Zeremonie zu vollziehen. "Nein!", hörte sich Fionn sagen. Ein "Nein!" kam auch von Corran.
Fionn wusste, diese Ehe war nur um des schönen Scheins Willen, um Rakhaila und dem ungeborenen Kind Schutz zu geben. Doch er würde sein eigenes Ich nicht derart verleugnen und vor jemandem, der Männer wie ihn verachtete einen Eid ablegen.
"Macht es selbst Hastur!"
Damit war die Entscheidung getroffen... und auf dem gleichen Boden, wo Rakhaila zuvor einer Verlobung zugestimmt hatte, wo ihr Vater von Corrans Klinge getroffen worden war, traten sie sich gegenüber. Der Bastard eines Asturischen Prinzen und die einzige Tochter des Lords von Aldaran. Fionn fühlte tiefe Verlegenheit, aber er zwang sich dazu den Kopf oben zu halten. Seine Barrieren waren in diesem Moment fest verschlossen. Kein fremdes Gefühl, keine Ablehnung und keine Betroffenheit durften diesen Moment stören und ihn schwach wirken lassen. Er musste stark sein... von diesem Moment an nicht mehr nur für sich und Asturien, sondern auch für Aldaran und Rakhaila.
"So sprecht nun euren Eid!"
"Ich, Fionn di Asturien nehme dich, Rakhaila Aldaran zu meiner Frau. Ich werde dich schützen, ehren und respektieren bis ans Ende unserer Tage..." Wie leicht die Worte doch vielen, auch wenn sie in nichts einem Liebeschwur gliechen. Dies hier war eine Ehe wie sie unter Comyn üblich war, aus Gründen der Bündnisse und der Politik geschlossen... etwas, daß Fionn nie hatte tun wollen.
Doch ein Blick in Rakhailas Augen belehrte ihn eines besseren. Es war schon in Ordnung, solcher Art einen Bund zu schmieden... und Lord Aldaran würde er beweisen, daß er nicht der schlechteste Gatte für seine Tochter war. Denn eines war sicher. Fionn besaß nicht die geringste Spur des Ergeizes, den Erlend gehabt hatte. Wenn es nach ihm ging, dann würde das ungeborene Kind eines Tages seinem Großvater auf den Thron folgen. Niemand anderer... und sicherlich nicht er selbst.
Corran di Asturien:
Ich stand Abseits, fern dessen was sich inmitten der Halle abspielte. Es kam mir unwirklich vor und es lag bestimmt nicht nur daran, dass dies alles so plötzlich geschehen war. Innerhalb eines Abends war die Entscheidung gefallen und jetzt band Hastur zwei Menschen aneinander, die sich weder kannten, noch einander zugetan waren.
Mein Blick ruhte auf dem Geschehen und doch wieder nicht, denn eigentlich betrachtete ich nur Fionn. Ich sah ihn an, nervös wie er war und fühlte mit ihm.
So war es auch mir gegangen, damals, als Aliciane zu Mittsommer nach GreenScarp gekommen war und sich mir angeschworen hatte.
Als ich kurz den Kopf wandte, sah sie mich tatsächlich an und ich lächelte leicht.
Seltsamerweise fühlte ich keinen Verlust. Ich hatte keine Angst davor, dass Fionn sich zurückziehen und mich allein lassen würde. Er würde bleiben und wachsen an der neuen Verantwortung. Genauso wie ich an dem Teil meiner Familie gewachsen war, der mir immer noch so neu und manchmal unvertraut war.
Schließlich waren alle Eide gesprochen und Fionn drehte sich gemeinsam mit Rakhaila um, um die ersten Glückwünsche entgegen zu nehmen. Er wandte mir den Rücken zu und für den Bruchteil eines Augenblickes versetzte es mir einen Stich, doch dann war es Hastur, der meine Aufmerksamkeit bekam. „Heda!“ rief ich. „Hast du nicht etwas vergessen Jerome?“
Der Eid. Der musste nun unweigerlich folgen. Ich kniete nieder, hielt das Schwert mit der Spitze nach unten vor ihn und sprach meine Eidformel.
„Hiermit schwöre ich mich als treuer Verbündeter dem Hause Hastur an. In Krieg und Gefahr, gegen Unbill und Verrat ziehe ich mit dir zu Felde. Aber niemals werde ich meine Waffe gegen Aldaran erheben. Nimm den Schwur oder lass es, Hastur.“
Ich hielt den blick gesenkt und schwieg. Wartete ab.
„Ich nehme ihn an.“
Jerome reichte mir seine Hand, ich schlug ein und ließ mir von ihm aufhelfen.
Damit hatte der Krieg ein Ende.
Fionn di Asturien:
Eine Hochzeit hatte es gegeben und zwei Leben hatten sich unweigerlich miteinander verbunden. Aber es gab kein Hochzeitsfest im üblichen Sinne... keinen Tanz und selbst bis die Barden wieder aufspielten, dauerte es eine ganze Weile.
Die Ereignisse warfen ihre Schatten noch über den Frieden hinaus...
Fionn fühlte die Schwere des Catenas Armbandes, das ihn nun an Rakhaila band. Schwer wie die Verantwortung die er nun trug. Lächelnd ohne es zu spüren, nahm er die Glückwünsche aus reichlich verwirrten Gesichtern an, doch sein Herz erreichten sie nicht.
Ganz anders aber war es mit seiner Frau. Sie hatte sich, durch den Krieg und alles was darum geschehen war, schon einen Platz darin gestohlen. Er fühlte es, auch wenn er es kaum in Worte fassen konnte...
Fionn ging mit ihr zum Brautvater und sie unterhielten sich. Joric, das Gesicht immer noch von der Anspannung und Schmerzen verzehrt mühte sich um Zuversicht.
Aldaran hatte eine Zukunft und Fionn versuchte redlich, ihm diese nahe zu bringen... das Kind in Rakhailas Bauch würde wachsen und wohl erzogen werden und eines Tages würde es Jorics Platz einnehmen.
Vorher aber würde man umsichtig und vorsichtig sein. Hastur würde sicherlich offen keine Ränke spinnen, aber um des Ungeborenen Sicherheit zu gewährleisten einigte man sich leise darauf, wie das Leben nun weitergehen würde.
Rakhaila würde mitkommen nach GreenScarp und Fionn seinen Platz an Corrans Seite nicht verlassen müssen. Aliciane schien, angespannt und erschöpft wie sie war, noch darauf zu hoffen dem Mädchen beibringen zu können, wie sie ihrer Domäne am dienlichsten sein konnte.
Fionn hegte ganz ähnliche Hoffnungen. Rakhaila war klug genug, und würde die Trauer und das Entsetzen um den Kindsvater erst vergangen sein, würde sie sicher eine tapfere Dame werden...
Joric bestand darauf, daß sie sich vorerst nicht sehen würden. Um Rakhailas Sicherheit sorgte er sich immer noch mehr als um seine eigene. Nickend stimmte Fionn zu...
Vorerst war es sicher das Beste so. Wenn erst ein wenig Gras über die Sache gewachsen war, dann würden sie sich vielleicht wiedersehen. Aber erst, wenn das Kind auf der Welt war...
Ich war mir nicht sicher, ob ich Rakhaila umarmen oder ihr lediglich die Hand geben sollte. Eine Unsicherheit, die dann so richtig zum Tragen kam, als auf einmal beide Brautleute vor mir standen. Fionn hatte ich natürlich ohne Bedenken in eine schnelle Umarmung gezogen und ihm auf den Rücken geklopft. Dann stand auf einmal Rakhaila neben mir. Ich lächelte schief, zögerte, beugte mich vor, um sie ebenfalls in den Arm zu nehmen, hielt mich aber dann zurück und reichte ihr statt dessen die Hand.
Ich spürte, dass Fionn mir amüsiert in die Seite kniff und Aliciane schenkte mir daraufhin ein kopfschüttelndes Grinsen.
Aber Rakhaila schien es nicht zu stören und ich wand mich mit hochrotem Kopf aus der kleinen Gruppe hinaus.
Es fiel nicht auf, dass ich mich für eine Weile verdrückte.
Lord Corran musste eine Weile für sich sein und denken. Ich ließ die Meute der Feiernden hinter mir und kam erst zurück, als ich wieder mit mir im Reinen war.
Ich stand vor der Halle und atmete ein paar Mal tief durch, dann trat ich ein und setzte mich an einen Tisch zusammen mit Isandro, Fionn und Lord Alton.
Es gab Bier und zwar ziemlich gutes. Wo auch immer sie es hergeholt hatten, es mundete und es dauerte nicht lange, bis ich vier Becher geleert hatte.
Plötzlich stand Joric hinter mir. Sein sonorer Bass drang an mein Ohr. "Dom Corran?"
Ich stand auf und wandte den Kopf. In dem Moment holte er aus und ich zuckte zurück.
Aber er schlug mich nicht, sondern begann laut zu lachen.
"Du bist ein Bastard, aber wir sind Freunde!"
Erleichterung überwog und wir schüttelten uns die Hände.
Fionn di Asturien:
Irgendwann löste sich das Fest auf und die meisten gingen zu Bett. Niemand achtete die alten Bräuche, keiner zeigte Interesse daran das Brautpaar offizell ins Bett zu bringen.
Fionn war froh darum. So musste er nicht irgendetwas tun, was sein Gemüt belastet hätte... und Rakhaila durfte Trauern und zur Ruhe kommen.
Irgendwann, sicherlich nach etwas Schlaf, würde auch Fionns Kopf den Ereignissen wieder eine Ordnung gegeben haben, und seine Sinne würden sich entspannt haben... vielleicht brauchte es dafür auch nur die Heimkehr nach GreenScarp, dem Ort wo er sich zu Hause fühlte, und wo man sich nicht ständig davor fürchten müsste einen diplomatischen Fehler zu begehn...